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Bei vielen Covid-19 Erkrankten macht sich Corona durch einen Verlust der Riech- und Schmeckvermögens bemerkbar. (Symbolfoto) Bildrechte: imago images / photothek

Autopsie nach Covid-19Direkte Schäden der Riechorgane durch Corona

13. August 2020, 17:03 Uhr

Mediziner haben die Riechorgane verstorbener Covid-19 Patienten mit einem Elektronenmikroskop näher untersucht. Die Aufnahmen zeigen, wie tief die Virenpartikel in das Gewebe eingedrungen sind.

Viele Menschen, die am neuartigen Sars-Coronavirus-2 erkrankt sind, klagen über Geruchs- und Geschmacksverlust. In einigen Fällen leichter Verläufe der Covid-19 bleibt es bei diesen Symptomen. Mediziner um Patrizia Morbini, Pathologin an der Universität Pavia in Italien, haben jetzt zwei verstorbene Corona-Patienten obduziert, um herauszufinden, ob mit den Symptomen auch Schäden am Gewebe im Riechkomplex einhergehen. Ihre Ergebnisse schildern sie im Journal der American Medical Association (JAMA).

Der erste Patient war an einer Lungenentzündung auf der Intensivstation gestorben, der zweite hatte olfaktorische Dysfunktionen gezeigt und starb durch Schäden am Herz. Beide hatten positiv auf Corona getestete Rachenabstriche. Mit einer Autopsie untersuchten die Wissenschaftler den sogenannten olfaktorischen Komplex, also die Riechbahn in der Atemhöhle.

Mit Hilfe von Aufnahmen mit dem Elektronenmikroskop konnten die Mediziner virale Partikel in den Zellwänden der Riechschleimhaut entdecken. Bei einem Patienten waren die Virenreste auch im Cytoplasma von Riechzellen nachweisbar. Zudem wiesen die Forscher CD163-positive Makrophagen und cytotoxische T-Zellen nach. Die CD163-positiven Makrophagen gelten als Marker dafür, dass ein Cytokinsturm stattgefunden hat, eine starke Reaktion des Immunsystems, die als die lebensgefährlichste Reaktion des Körpers auf das Coronavirus gilt.

CD163-positive Mikrophagen sind zudem mit Entzündungsreaktionen des Nervensystems verbunden, das haben Studien am Beispiel von HIV-Infektionen gezeigt. Ähnliche Folgen könnte auch Sars-CoV-2 haben. Die Forscher vermuten, dass der olfaktorische Komplex eine Eintrittspforte für das Virus in das Nervensystem ist. Sie empfehlen, dass Menschen, die Geruchs- und Geschmacksverluste erleiden, sich umgehend auf Corona testen lassen und in die Selbstisolation gehen.

(ens)

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