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Illustration: Zur Überwachung des Ausbreitung von Corona nehmen zahlreiche Kläranlagen in Deutschland Virusproben aus dem Abwasser. Bildrechte: Sophie Mildner/MDR

Covid-19Corona, RSV und Schnupfen: RKI meldet erneut steigende Zahl von Ansteckungen

23. November 2023, 14:20 Uhr

Das Infektionsgeschehen hat erneut weiter an Fahrt aufgenommen, laut Daten gibt es eine weitere Steigerung der Neuansteckungen mit Corona, Schnupfen und Co. Das RKI sieht zudem eine beginnende Verbreitung von RSV.

Update 23.11.: Dieser Beitrag zeigt Daten vom 12. November. Informationen zur aktuellen Lage finden Sie dagegen hier:

  • Bei Corona liegt die 7-Tage-Inzidenz laut der Mainzer SentiSurv Studie jetzt bei 1424 Neuansteckungen. Abwasserdaten zeigen weiterhin steigende Virusmengen in der Bevölkerung.
  • Zum Problem für Kliniken könnte werden, dass nun offenbar auch das RS-Virus wieder stärker zirkuliert. Es führt vor allem zu schweren Krankheiten bei sehr kleinen Kindern.
  • Auch die Gesamtzahl von allen Atemwegskrankheiten inklusive Schnupfen und Co. ist weiterhin sehr hoch und liegt über dem vorpandemischen Niveau.

Die aktuelle Coronawelle hat ihren Höhepunkt weiterhin nicht erreicht, das muss man mit Blick auf die verfügbaren Daten und Untersuchungen feststellen. Das Robert Koch-Institut meldet in seinem aktuellen Wochenbericht zu Atemwegskrankheiten 21.764 bestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2 in der Woche bis zum 12. November. Das entspricht einem Anstieg um weitere 2.800 Fälle im Vergleich zur Vorwoche.

7-Tage-Inzidenz: 1424 neue Ansteckungen mit Corona pro 100.000 Einwohner

Da nur noch in Krankenhäusern regelmäßig getestet wird, entspricht diese Zahl nur einem Bruchteil der tatsächlichen Ansteckungen mit Corona. Die SentiSurv-Studie der Universitätsmedizin Mainz hingegen hat das Ziel, das Ansteckungsgeschehen vollständig abzubilden, ohne Dunkelziffer. Hier gibt es ein Panel von 10.000 repräsentativ ausgewählten Erwachsenen in Rheinland-Pfalz, die sich einmal pro Woche testen, so dass auch Infektionen ohne Symptome erkannt werden.

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Die in diesem Rahmen ermittelte 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag am 8. November bei 1424 neuen Infektionen. Hochgerechnet auf die Bundesrepublik ergeben sich so rund 1,18 Millionen neue Coronafälle. Um das Coronageschehen bundesweit einschätzen zu können, untersuchen zahlreiche Kläranlagen in Deutschland das Abwasser auf eine Belastung mit Coronaviren. Da Infizierte die Viren auch durch ihren Darm ausscheiden, gilt die Viruslast im Klärwasser als guter Indikator für die Zirkulation von Viren. Laut dem RKI-Wochenbericht wurden seit Anfang Oktober in der Mehrheit der Abwasserproben steigende Viruslasten gefunden.

Die Modellierer von Modus-Covid an der TU-Berlin prognostizieren in ihrem Modell einen Höhepunkt der aktuellen Welle zum Jahresende. Sie erwarten demnach eine maximale Inzidenz von über 5000 Neuansteckungen pro Woche und 100.000 Einwohnern.

Simulationsergebnisse vom November 2023 mit reduzierter Abnahmegeschwindigkeit der Immunität (blaue Linie). Vergleiche Verlängerung der Wellen ab Sommer 2023 mit obiger Abbildung 1. Außerdem zur Orientierung: Darstellung der Viruskonzentration im Abwasser in Köln Stammheim (gelbe Punkte). Die Abwasserdaten und auch die blaue Inzidenzkurve verzeichnen in 2022 mehrere, eng aufeinander folgende Wellen und ab dem Frühjahr 2023 eine Zunahme des zeitlichen Abstands zwischen den Wellen. Bildrechte: MODUS-COVID

Stichprobe: Mehr Erkältungen und Parainfluenza

Um eventuelle neue Mutationen von Corona festzustellen, werden einige Virusproben auch genetisch untersucht. Diese Sequenzierung ergab vergangene Woche, dass die sogenannte Variante Eris (EG.5) rund 53 Prozent der untersuchten Viren ausmachte. Die noch etwas stärker mutierte Variante Pirola (BA.2.86) wurde nun in 10 Prozent der Fälle nachgewiesen. Sars-CoV-2 ist derzeit allerdings nicht das einzige zirkulierende Virus.

Im Stichprobensystem des RKI, dem sogenannten Sentinel, haben vergangene Woche insgesamt 81 Arztpraxen in Deutschland 239 Proben von Patienten mit Atemwegssymptomen eingesendet. In rund der Hälfte dieser Proben konnte das RKI-Labor Viren nachweisen. Dabei fanden die Experten am häufigsten Rhinoviren, also gewöhnliche Schnupfen-Erreger (60 Nachweise, entspricht 25 Prozent). An zweithäufigsten war Sars-CoV-2 (50 Nachweise, entspricht 21 Prozent), außerdem kamen Parainfluenzaviren (8 Nachweise) und Adenoviren (6 Nachweise) vor (beides entspricht je 3 Prozent).

RKI: Anzeichen für eine verstärkte RSV-Zirkulation

Relevant für Arztpraxen und Krankenhäuser könnte werden, dass das RKI erste "Anzeichen für eine sich verstärkende RSV-Zirkulation" sieht. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) führt bei den meisten Menschen nur zu einer leichten Erkältung. Bei sehr kleinen Kindern und sehr alten Menschen mit angeschlagenem Immunsystem kann RSV jedoch zu schweren Krankheiten bis hin zur Lungenentzündung führen.

Kommt es im schlechtesten Fall zu einer starken RSV-Welle, müssen sehr viele junge und ältere Patientinnen und Patienten auf einmal in Kliniken behandelt werden. Das war im vergangenen Jahr vor allem im frühen Herbst ein Problem. 2023 sieht es bislang aber nicht nach einer Neuauflage dieser Situation aus. In den Sentinelstichproben konnte das Labor RSV in insgesamt vier Fällen nachweisen. Influenzaviren wurden zweimal nachgewiesen, die Grippe spielt demnach weiter noch keine Rolle.

Weiterhin hohe Ansteckungszahlen bei Schnupfen – Lage in Kliniken stabil

Beim Umfragetool Grippeweb geben wöchentlich rund 8500 Personen Auskunft geben zu ihrem Gesundheitszustand, zu Impfungen und Testergebnissen. Dort meldeten vergangene Woche rund 8,2 Prozent eine neue Atemwegserkrankung. Hochgerechnet auf Deutschland ergeben sich insgesamt rund 6,8 Millionen Neuansteckungen, dabei sind neben Corona und anderen grippeähnlichen Erkrankungen auch gewöhnliche Erkältungen enthalten. Damit liegt das allgemeine Niveau von Ansteckungen weiterhin über den Jahren vor der Pandemie.

Auf die Situation in den Krankenhäusern hat das bisher im Gegensatz zu den Vorjahren aber keinen Einfluss. Die Zahl schwerer Krankheitsverläufe, die klinisch behandelt werden müssen, ist laut Wochenbericht sogar leicht gesunken im Vergleich zur Vorwoche. "Die Zahl schwerer Atemwegserkrankungen verursacht durch Sars-CoV-2 bleibt weiterhin im Verhältnis niedriger als letztes Jahr im gleichen Zeitraum. Ältere Menschen haben weiterhin ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf", schreiben die Autoren des Wochenberichts.

Wer mit der Diagnose Atemwegsinfektion im Krankenhaus war, hatte in 28 Prozent der Fälle eine Covid-19, in 6 Prozent war die Ursache RSV. Bei Kindern unter 2 Jahren hatte RSV einen Anteil von 49 Prozent.

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