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Seit dem 26. November stuft die WHO Omicron als die fünfte besorgniserregende Variante von Sars-CoV-2 ein. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Steinach

Covid-19Omikron, Delta, Alpha und Beta: Die Corona-Varianten

01. Dezember 2021, 17:53 Uhr

Etwa alle sechs Monate setzt sich eine neue Mutation des Sars-Coronavirus-2 durch. Wie sich das Virus von der ursprünglichen Wuhan-Variante über D614G, Alpha und Delta bis zu Omikron entwickelte – ein Überblick.

Bei jeder neuen Corona-Infektion werden die winzigen Viren vom Typ Sars-CoV-2 millionen- bis milliardenfach kopiert. Bei diesen Kopiervorgängen kommt es immer wieder zu kleinen Fehlern. Manche dieser Fehler verschaffen den Viren Vorteile, durch die sie sich besser ausbreiten können. So entwickelt sich der Krankheitserreger im Lauf der Pandemie immer weiter. Diese natürliche Evolution des Virus hat Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht überrascht. Sie gehen von vielen weiteren Mutationen aus, solange die Zahl der neuen Infektionen weltweit nicht stark reduziert werden kann.

Der sogenannte Wildtyp des Virus, der Ende 2019 das erste Mal in China von Mensch zu Mensch übertragen wurde, spielt inzwischen kaum noch eine Rolle. Bereits im Jahr 2020 wurde er – von der öffentlichen Diskussion weitgehend unbemerkt – durch eine Mutante mit der Abkürzung D614G verdrängt. Sie verfügte über ein verbessertes Spikeprotein und wurde dadurch ensteckender.

Bei der Bezeichnung neuer Mutationen hat sich unter Forscherinnen und Forschern ein dynamisches Namens-Code-System durchgesetzt, das die Software PANGOLIN verwendet, ein Tool zur Verfolgung genetischer Stämme des Virus. Hieraus stammen Bezeichnungen wie B.1.1.7 und P.1.

Um die Benennung der Varianten zu vereinfachen und um falsche Schuldzuweisungen an Länder oder Regionen zu vermeiden, in denen bestimmte Mutationen zuerst aufgetaucht sind, hat die WHO ein neues System eingeführt. Die Virusvarianten werden nun nach den Buchstaben des griechischen Alphabets benannt.

Alpha-Variante

Die ursprünglich als englische Variante B.1.1.7 bezeichnete Mutation wurde als erstes im September 2020 in der Grafschaft Kent im Vereinten Königreich festgestellt. Sie trägt eine Veränderung am Spike-Proteinen, die ihr einen stabileren Halt am ACE-2-Rezeptor an den menschlichen Zellen ermöglicht. Sie kann sich also besser festhalten und kann Zellen daher einfacher infizieren. Dadurch wird sie zugleich ansteckender als die vorangegangene D614G Variante.

Eine Sonderform der Alpha-Variante, die in Deutschland laut Robert Koch-Institut noch selten vorkommt, trägt die Mutation E484K. Sie ermöglicht dem Virus den durch die Impfung erzeugten Antikörpern teilweise auszuweichen.

Beta-Variante

Die Beta-Variante wurde in Proben entdeckt, die bereits im Mai 2020 in Südafrika von Covid-19 Infizierten genommen wurden. Sie zeichnet sich vor allem durch die Mutation E484K aus, die ihr erlaubt, den durch Impfung gebildeten Antikörpern teilweise auszuweichen. Entgegen vieler Befürchtungen wurde Beta allerdings nie ein dominanter Virustyp, denn ihr fehlten die entscheidenden Vorteile bei der Ansteckungsfähigkeit, die etwa Alpha hatte.

Gamma-Variante

Die Gamma-Variante tauchte im November 2020 zunächst im brasilianischen Amazonas-Gebiet auf und wird bei PANGOLIN als P.1 geführt. Sie wurde für eine Reihe von Reinfektionen in der Großstadt Manaus im Dezember 2020 verantwortlich gemacht. Analysen zeigen eine Reihe von Mutationen, die auch bei Alpha- und Beta-Variante vorkommen. Deshalb gingen Forscherinnen und Forscher auch bei Gamma von einer erhöhten Übertragbarkeit und etwas weniger Schutz durch eine Impfung aus. Doch auch Gamma konnte sich international nicht als dominante Variante durchsetzen.

Delta-Variante

Seit Frühjahr 2021 stand besonders die sogenannte Delta-Variante im Fokus internationaler Aufmerksamkeit. Die bei PANGOLIN als B.1.617.2 bezeichnete Linie wurde zunächst in Indien beschrieben. Sie hat sich bis zum Ende des Jahres 2021 als weltweit dominante Variante durchgesetzt. Der Impfung scheint sie auch teilweise ausweichen zu können, möglicherweise durch die enormen Viruslasten, die Delta erzeugen kann.

Wie schon D614G und Alpha zuvor verfügt auch Delta über weitere Verbesserungen seines Spikeproteins, die ihm erlauben immer schneller und feste an die menschlichen Zellen anzudocken und die eigene Erbinformation wie ein Katapult in die Zellen hineinzuschleudern.

Zudem scheint Delta in der Lage zu sein, befallene Zellen direkt mit benachbarten Zellen zu verbinden und so sogenannte Synzytien zu erschaffen, Komplexe von miteinander verschmolzenen Zellen, die lange überleben und weitere Viruskopien herstellen können. So erklären sich die mitunter extrem hohen Viruslasten bei mit der Delta-Variante befallenen Patienten.

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Omikron-Variante

Die WHO hat Omikron am 26. November zur 5. besorgniserregenden Variante erklärt, das aber vor allem aus Vorsicht. Wie ansteckend die neue Mutation ist, wie schwer Menschen an ihr erkranken und wie es um die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen diesen Virustyp steht, all dass müssen Forschende erst mit Hilfe verschiedener Tests herausfinden. Bis Mitte Dezember sollen hier erste Antworten vorliegen.

Auffällig ist aber, das sich das Genom von Omikron an rund 50 Stellen vom ursprünglichen Wildtyp von Sars-CoV-2 unterscheidet. Unter den Veränderungen sind zahlreiche Mutationen, die bereits bei Alpha, Beta, Gamma und Delta vorkommen. Einiges spricht also dafür, dass Omikron sowohl extrem ansteckend sein könnte, als auch die durch Infektion oder Impfung erzeugten Antikörper teilweise austricksen könnte. Vermutet werden muss deshalb, dass es zu Reinfektionen beziehungsweise Impfdurchbrüchen kommen kann.

Varianten von Interesse

Folgende weitere Varianten werden derzeit von der WHO als Varianten von Interesse beobachtet, gelten aber nicht als "besorgniserregend".

Name der VariantePangolin-BezeichnungErste dokumentierte Probe
LambdaC.37Peru, August 2020
MuB.1.621Kolumbien, Januar 2021

Varianten unter Beobachtung

Einige zuvor als besorgniserrende Varianten oder Varianten von Interesse eingestufte Mutationen stellen inzwischen keine Gefahr mehr da für die öffentliche Gesundheit weltweit. Sie werden daher von der WHO nur noch als "unter Beobachtung" geführt.

Pangolin BezeichnungFrühere BezeichungenErste dokumentierte Probe
AZ.5B.1.1.318verschiedene Länder, Januar 2021
C.1.2 Südafrika, Mai 2021
B.1.617.1KappaIndien, Oktober 2020
B.1.526Iota, "New York"USA, Dezember 2020
B.1.525EtaZahlreiche Länder, Dezember 2020
B.1.630 Dominikanische Republik, März 2021
B.1.640 Republk Kongo, September 2021

Nicht länger beobachtete Varianten

Einige Virusvarianten zirkulieren entweder nicht mehr in größeren Gebieten oder sie haben trotz Zirkulation keinen Einfluss mehr auf das Infektionsgeschehen oder es liegen inzwischen wissenschaftliche Erkenntnisse vor, dass sie keine besondere Gefahr darstellen. In diesem Fall hat die WHO die Varianten von ihrer Beobachtungsliste gestrichren.

Pangolin BezeichnungFrühere BezeichungenErste dokumentierte Probe
AV.1 UK, März 2021
AT.1 Russland, Januar 2021
P.2ZetaBrasilien, März 2020
P.3ThetaPhilippinen, Januar 2021
R.1 Zahlreiche Länder, Januar 2021
B.1.466.2 Indonesien, November 2020
B.1.1.519 Zahlreiche Länder, November 2020
C.36.3 Zahlreiche Länder, Januar 2021
B.1.214.2 Zahlreiche Länder, November 2020
B.1.427 / B.1.429Epsilon / kalifornische VarianteUSA, März 2020
B.1.1.523 Zahlreiche Länder, Mai 2020
B.1.619 Zahlreiche Länder, Mai 2020
B.620 Zahlreiche Länder, November 2020

(ens)

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