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Antikörper-StudieDeutlich mehr Kinder in 2. Welle mit Corona infiziert als bekannt

12. April 2021, 12:43 Uhr

Ob Schulen und Kitas auch bei höheren Inzidenzen offen bleiben sollen, ist eine der großen Fragen der Corona-Pandemie. Denn die Rolle von Kindern im Infektionsgeschehen ist noch immer recht umstritten. Doch neue Daten bringen jetzt ein wenig mehr Licht ins Dunkel zwischen PCR-Test und Antikörper-Nachweis.

von Kristin Kielon

In der zweiten Welle der Corona-Pandemie im Herbst und Winter waren erneut deutlich mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert, als über einen PCR-Test gemeldet wurden. Einer Studie des Helmholtz Zentrums München zufolge waren in Bayern drei- bis viermal mehr Kinder im Alter von einem bis zu zehn Jahren mit SARS-CoV-2 infiziert.

Mehr Infektionen bei Schulkindern

In Zahlen bedeutet das demzufolge, dass von den 11.400 Kindern im Alter von einem bis zu zehn Jahren, die das Team in der zweiten Welle untersucht hat, 446 Antikörper gegen SARS-CoV-2 in ihrem Blut hatten – also umgerechnet etwa 3,9 Prozent.

Also man kann schon sagen, dass eben wirklich alle Kinder in den Altersklassen von eins bis zehn Jahren eine SARS-CoV-2-Infektion durchmachen können.

Dr. Markus Hippich, Helmholtz Zentrum München

Allerdings sind zwischen den einzelnen Altersklassen durchaus Unterschiede zu erkennen. Hippich zufolge lag die Infiziertenquote im Testzeitraum zwischen November vergangenen Jahres und Februar diesen Jahres bei den Vorschulkindern bei 5,6 Prozent. Bei den Schulkindern waren es dagegen sogar 8,4 Prozent.

Die Hälfte ohne Symptome

Insgesamt waren den Forschenden zufolge in der zweiten Welle deutlich mehr Kinder infiziert: Es hatten achtmal mehr Kinder Antikörper gegen das Coronavirus im Blut als nach der ersten Welle. Auch in der hatten die Forscher bereits Kinder auf Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 untersucht. "Was nach wie vor gleich ist, dass mindestens die Hälfte der Kinder keine Symptome zeigt", erläutert Hippich.

Der Helmholtz-Forscher sieht darin auch einen Grund für die hohe Dunkelziffer. Außerdem hätten die generell größere Verbreitung der Viren, die offenen Schulen und die infektiöseren Virus-Varianten dazu beigetragen. Das Forschungsteam hat sich zusätzlich angeschaut, wie sich die Konzentration der speziellen Antikörper, auf die sie testen, entwickelt. Sie bilden sich Hippich zufolge zwar erst eine bis vier Wochen nach Erkrankung, blieben aber länger im Körper. Nach etwa drei Monaten hatten die Kinder überraschenderweise mehr statt weniger von diesen Antikörpern im Blut.

Das Interessante für uns ist natürlich auch, das weiter nachzuverfolgen, wie sich das nach sechs, neun, zwölf Monaten dann noch verhält.

Dr. Markus Hippich, Helmholtz Zentrum München

Studie sucht eigentlich nach Diabetes-Antikörpern

Denn die Studie wird fortgeführt: Eigentlich ist sie nämlich eine Langzeit-Studie zur Früherkennung von Diabetes-Typ-1 anhand bestimmter Antikörper im Blut der Kinder. Bei den Untersuchungen werden ihnen deshalb ein paar Tropfen Blut abgenommen, die die Forschenden seit Anfang vergangenen Jahres neben den Diabetes- auch auf die Corona-Antikörper untersuchen.

Wir haben aber jetzt in unseren Proben keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Typ-1-Diabetes bzw. den Antikörpern, die spezifisch sind für Typ-1-Diabetes und Antikörpern für SARS-CoV-2 gefunden. Da gibt es keinen Zusammenhang.

Dr. Markus Hippich, Helmholtz Zentrum München

Helmholtz-Forscher Hippich betont, dass die Daten nur zeigen, wie viele Infektionen es gegeben hat, nicht aber, wie infektiös die Kinder waren oder wo sie sich angesteckt haben. Sie zeigen trotzdem deutlich, dass sowohl Kinder im Vorschul- als auch im Schulalter für eine Corona-Infektion durchaus empfänglich sind.

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