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Auch heutzutage glauben viele Menschen weltweit an die Existenz von Hexen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Globale StudieGlauben an Hexerei weit verbreitet

26. März 2024, 13:29 Uhr

Hexen, Schamanen, Zauberei - der Glaube daran ist weltweit stärker verbreitet als gedacht, wie eine US-Studie ergeben hat. In Tunesien glauben 90 Prozent an Hexerei und auch in Deutschland sind es einige Millionen.

Die meisten Menschen in Deutschland würden sich wohl für aufgeklärt halten und den Glauben an Hexen und Geistern weit von sich weisen. Nur die wenigsten dürften schon paranormale Erfahrungen gemacht haben – einige davon haben wir in der Web-Serie "Spuk – Leben mit dem Unheimlichen" begleitet, etwa am Leipziger Rabensteinplatz. "Der Glaube an vermeintlich übersinnliche Erlebnisse kann eine emotionale Funktion für einen Menschen haben", erklärt Kriminalpsychologin Lydia Benecke in der Doku einen der Gründe. "Die Einordnung entsprechender Erlebnisse wird immer auch geprägt durch Annahmen, die ein Mensch von der Welt hat."

Dass der Glaube an Hexerei auch in Deutschland deutlich messbar ist, hat nun eine Studie der American University in Washington, D.C. ergeben, bei der Menschen in weiten Teilen der Welt befragt wurden – insgesamt 140.000 Personen aus 95 Ländern. Hierzulande antworteten bei einer repräsentativen Telefonumfrage unter 2.211 Menschen immerhin 13,4 Prozent, dass sie an Hexerei glauben, also mehr als jeder Zehnte, das sind rund neun Millionen Erwachsene.

Soziales Kapital und Hexenglaube hängen zusammen

Am weitesten verbreitet war die Vorstellung, dass Hexen existieren, demnach in Tunesien mit 90 Prozent, am wenigsten glauben Schweden daran – nämlich neun Prozent. Allerdings fehlen einige große Länder wie China und Indien in der Befragung, dazu auch größere Regionen in Afrika und Südostasien. Der Grund dafür liege darin, dass man sich auf christlich und muslimisch geprägte Länder konzentriert habe, so Studienautor Boris Gershwin: "Trotz dieser Einschränkungen macht unser neuer Datensatz deutlich, dass erstens der Glaube an Hexerei ein globales zeitgenössisches Phänomen ist, das nicht auf einige wenige ausgewählte Gebiete beschränkt ist, und dass zweitens die Prävalenz sowohl zwischen als auch innerhalb von Weltregionen erheblich variiert."

Je dunkler, desto größer der Glauben an Hexerei. In Tunesien sind es 90 Prozent der Bevölkerung. Bildrechte: Boris Gershman

Interessanterweise fanden sich auch innerhalb der Länder größere Unterschiede, je nach demografischer Schicht. So nahm die Wahrscheinlichkeit für den Hexenglauben mit höherem Bildungsniveau und größerer ökonomischer Sicherheit ab. Auf Länderebene war dieser Glaube wiederum stärker verbreitet, wo die Institutionen eher schwach und das soziale Vertrauen sowie die Innovationskraft eher gering sind. Laut einer weiteren Studie von Boris Gershman gibt es einen Zusammenhang zwischen Hexereiglauben und der Erosion sozialen Kapitals – also dem Grad des Zusammenhalts in einer Gemeinschaft. "Er zwingt einen dazu, sich den lokalen Normen anzupassen, weil jede Abweichung zu einer Anklage führen kann", so der Forscher. Damit werde Konformität aus Angst erzwungen und letztlich die die Schaffung von Wohlstand und die Durchsetzung von Innovationen behindert.

Dass der Glaube an Hexerei auch schwerwiegende Folgen haben kann, zeigt sich auch heutzutage an vielen Orten der Welt, wo Menschen beispielsweise wegen Albinismus als Hexer oder Hexerinnen verfolgt werden. Aus diesem Grund veröffentlichte der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen 2021 eine Resolution, in der diese Praktiken verurteilt wurden und zu ihrem Ende aufgefordert wurde.

Links/Studien

Die Studie "Witchcraft beliefs around the world: An exploratory analysis" wurde am 23.11.2022 im Fachmagazin "PLOS One" veröffentlicht.

cdi/dpa

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