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Wie schafft es das Erdhörchen, gleich nach dem Winterschlaf wieder fit zu sein? Bildrechte: imago/All Canada Photos

WinterruheWas wir von Erdhörnchen für den Flug zum Mars lernen können

28. Januar 2022, 09:01 Uhr

Wenn Menschen ihre Muskeln wochenlang nicht nutzen, brauchen sie Training. Bei Erdhörnchen ist das anders: Ihre Muskeln sind nach der Winterruhe sofort leistungsfähig. Wie geht das? Und könnte der Mensch das auch? Möglich, sagt ein US-Forscher. Und es könnte uns in der Medizin helfen oder, wenn wir zum Mars fliegen.

Warum sind Eichhörnchen nach dem Winterschlaf so beneidenswert fit? Wenn wir Menschen mal ein paar Wochen regungslos im Bett herumliegen, verkümmern Muskeln und Muskelmasse. Nicht so beim Bären, Erd- oder Eichhörnchen, die monatelang im Winterschlaf verharren. Kaum sind sie munter, jagen sie los, oder springen von Baum zu Baum und sorgen für Nachwuchs, von Muskelschwäche keine Spur. Was kann das Hörnchen, was der Mensch nicht kann und kann man sich da nicht was abgucken?

Geheimnis der Eichhörnchen entschlüsselt

Ein Forscher in Kanada hat das Geheimnis der Winterschläfer entschlüsselt. Matthew Regan an der Universität von Montreal und sein Team haben verglichen, wie sich Darm-Mikroben von im konkreten Fall Dreizehnstreifigen Erdhörnchen in Winterruhe und Menschen in der Schwerelosigkeit verhalten. Und dabei zeigte sich, dass die Hörnchen etwas können, was wir Menschen nicht draufhaben. Sie nutzen Darmmikroben während der Winterruhe, um den Stickstoff aus ihrem Harnstoff (eine Stoffwechsel-Abfallverbindung, die normalerweise mit dem Urin ausgeschieden wird) zu recyceln, um daraus neue Gewebeproteine herzustellen. Dadurch bleiben Muskelmasse und Muskeln fit.

Wenn der Darm den Muskelaufbau fördert

Aber wozu ist diese Erkenntnis nützlich? Man könnte zum Beispiel eine Pille entwickeln, die unsere Darmmikroben dazu bringt, das zu tun, was ihre "Kollegen" im Erdhörnchen-Darm treiben. Das wäre sowohl für die Medizin als auch die Raumfahrt eine große Hilfe. Nämlich da, wo Menschen krankheitsbedingt ihre Muskeln lange nicht nutzen können oder weil sie berufsbedingt in der Schwerelosigkeit leben und in ferner Zukunft in den Weiten des Alls in Weltraumfahrzeugen unterwegs sind, in denen nicht so viel Platz für Sporteinheiten und Sportgeräte ist wie auf der ISS.

Astronautin Sunita L. Williams (USA) auf einem Laufband an Bord der ISS Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Link zur Studie

Die Studie: Matthew Regan " Urea nitrogen recycling via gut symbionts increases in hibernating ground squirrels over the winter fast" ist in Science erscheinen.

(lfw)

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