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Buschfeuer sind für Eukalyptus-Bäume ein wahrer Segen. Bildrechte: imago images/AAP

Größter BrandstifterWie Eukalyptus-Bäume Australiens Waldbrände anheizen

25. Januar 2020, 07:32 Uhr

Bei den Waldbränden in Australien sind Millionen Pflanzen und Tiere verbrannt. Doch ein Baum ist zugleich der größte Brandstifter: der Eukalyptus. Sein Öl heizt die Riesenfeuer an. Doch er selbst überlebt das Inferno.

Seit Monaten brennen in Australien die Wälder. Die größten Waldbrände in "Down Under" seit 50 Jahren haben bereits eine Fläche so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen abgefackelt.

Brandwolken sorgen für neue Feuer

Die einzigen Überlebenden

Fluss-Eukalyptus in einem ausgetrockneten Flussbett. Bildrechte: imago/blickwinkel

Doch für eine Pflanzengattung können die Feuer nicht heftig genug sein. Eukalyptus-Bäume sind die einzigen Bäume, die das Flammen-Inferno überleben und sogar davon profitieren. Denn die riesigen Waldbrände schaffen dem Eukalyptus lästige Konkurrenten vom Hals. Folglich haben die rund 600 Eukalyptus-Arten, die fast Dreiviertel des australischen Baumbestandes ausmachen, ein massives "Interesse" daran, dass es immer schön brennt. Und der größte Brandstifter von allen ist der Eukalyptus selbst.

Eukalyptus-Öl brennt schneller als Diesel

Koalas vertragen das Eukalyptus-Öl. Sie bevorzugen ältere Blätter. Die sind weniger giftig. Bildrechte: imago/All Canada Photos

Alles am Eukalyptus ist dafür optimiert, Brände anzufachen und zu überleben. Seine schlimmste "Waffe" ist das von ihm produzierte ätherische Öl. Eukalyptus-Öl ist leichter entflammbar als Diesel. Wenn es von den Blättern des Baumes verdunstet, bilden sich riesige bläuliche Nebelschwaden. Fallen die öligen Blätter zu Boden, verrotten sie nicht, denn das Öl ist giftig und wirkt auch gegen Bakterien und Pilze. Allein Koalas, deren Nahrung Eukalyptus-Blätter sind, und wenige andere Beuteltierarten werden damit fertig. Neben seinen öligen Blättern verliert der Eukalyptus-Baum regelmäßig Äste und große Rindenstücke, die sich ebenfalls am Waldboden anhäufen. Ein Funke genügt und alles brennt lichterloh.

Neue Brände durch fliegende Fackeln

Brennende Eukalyptus-Bäume in den Blue Mountains in New South Wales. Bildrechte: imago images/AAP

Doch wenn erstmal ein Eukalyptus-Baum in Flammen steht, brennt auch schnell der ganze Wald. Dabei entsteht ein Feuer, das wegen dem vielen Öl nur sehr schwer bis gar nicht zu löschen ist. Zudem können die zahlreichen von den Bäumen herabhängenden Rindenstücke zu fliegenden Fackeln werden und andernorts neue Brände auslösen. Durch den starken Wind, der durch die Großbrände angefacht wird, können die brennenden Rindenstücke des Eukalyptus schon mal 30 Kilometer weit fliegen.

Ein perfekter Überlebenskünstler

Ausgetrockneter Wald von Eukalyptus-Bäumen: Am Boden liegen Massen von abgebrochenen Ästen, öligen Blättern und Rinde. Bildrechte: imago/imagebroker

Doch was für die anderen Pflanzen und Tiere in den brennenden Wäldern oft das sichere Ende bedeutet, ficht den Eukalyptus-Baum nicht an. Denn der ist nicht nur ein großer Brandstifter, sondern auch ein perfekter Überlebenskünstler. Zwar sterben auch seine oberirdischen Stämme bei sehr heißen Feuern ab, doch seine Wurzeln überdauern die Katastrophe. Anders als die meisten anderen Bäume, die den kompletten Feuertod ihrer Stämme nicht überleben, sprießen aus den verkohlten Baumstümpfen des Eukalyptus bald wieder neue Triebe.

Samenschalen sind feuerfest

Nachwachsende Eukalyptus-Bäume in West-Australien. Bildrechte: imago/robertharding

Auch den Samen des Eukalyptus-Baumes können die schlimmsten Feuer nichts anhaben. Die Samenschalen sind feuerfest. Hitze und Rauch sind sogar nötig, damit sie sich öffnen und den Samen freigeben. Dieser fällt dann in die mit Asche frisch gedüngte und von Parasiten befreite Erde, wo er prächtig gedeiht. Andere Pflanzen-Konkurrenten haben die Eukalyptus-Bäumchen ja nach dem Feuer so gut wie keine mehr. Und die Koalas, die ihre Blätter gegessen haben, sind auch tot.

Schnelles Wachstum, großer Durst

Neue Triebe an einem verbrannten Eukalyptus-Baum. Bildrechte: imago stock&people

Außerdem kommt dem Eukalyptus zugute, dass er einer der am schnellsten wachsenden Bäume auf der Welt ist. Manche Arten verbrauchen dabei aber schon mal 200 Liter Wasser am Tag. Damit wiederum graben sie anderen Pflanzen-Arten regelrecht das Wasser ab. Außerdem tragen sie so zur weiteren Austrocknung des Bodens bei. Man könnte auch sagen: Der Boden für das nächste Riesen-Feuer im Eukalyptus-Wald ist bereitet. Australiens größten Brandstifter kann das nur recht sein.

Stämme von Blauen Eukalyptus-Bäumen werden im galicischen Ribadeo verschifft. Bildrechte: imago/imagebroker

EukalyptusEukalyptus-Bäume sind ursprünglich nur in Australien, Tasmanien sowie in der Osthälfte Indonesiens heimisch. Dort gibt es über 600 Arten. Australien hat mit rund 110.000 Quadratkilometern natürlicher Eukalyptus-Wälder den größten Bestand. Rund 70 Prozent der australischen Wälder bestehen aus Eukalyptus.

Weil Eukalyptus schnell wächst und gutes Holz liefert, werden 15 Arten zur Holzgewinnung genutzt. Aus mehr als 50 Eukalyptus-Arten wird Öl gewonnen. In 90 Ländern weltweit werden Eukalyptus-Bäume auf insgesamt 220.000 Quadratkilometern in Plantagen angebaut. Wegen der verstärkten Waldbrandgefahr und Bodenerosion versucht man in einigen Ländern die Eukalyptus-Bäume teilweise wieder loszuwerden. So auch im nordspanischen Galizien, wo im Sommer oft riesige Brände in den angepflanzten Eukalyptus-Wäldern wüten.

dn

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 23. Januar 2020 | 09:40 Uhr

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