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Klimaanlagen an Wohnungen in Brasilien. Bildrechte: imago images / AGB Photo

Sommer in den StädtenEuropa droht Boom bei Klimaanlagen

18. Juli 2019, 15:58 Uhr

Durch steigende Temperaturen im Sommer droht Europa bis 2040 ein Boom bei Klimaanlagen, zeigen Forscher. Diese energieintensive Kühlung von Gebäuden würde das Emissionsproblem verschärfen. Aber es gibt Alternativen.

Die Sommer in Europa werden immer heißer. Und wenn die Politik die Anpassung daran nicht in gute Bahnen lenkt, werden viele Privathaushalte Klimaanlagen anschaffen. Da die aber sehr energieintensiv sind, würde sich das Problem der Klimaemissionen verschärfen. Das schreibt ein Forscherteam um Enrica De Cian vom Euro-Mittelmeerzentrum für Klimawandel jetzt in der Zeitschrift Environmental Science and Policy.

Für ihre Analyse kombinierten die Wissenschaftler Ergebnisse aus einer repräsentativen Befragung aus neun Ländern (davon fünf aus Europa) mit Klimadaten. Auf dieser Grundlage erstellten sie Prognosen bis zum Jahr 2040.

Urbanisierung stärkster Treiber

Traditionell sehen Europäer Klimaanlagen eher skeptisch, schreiben die Forscher. Insgesamt können sich hier nur 20 Prozent der Befragten vorstellen, eine Klimaanlage zu installieren. In Australien sind es 75 Prozent, in Japan sogar 90 Prozent.

Trotzdem könnte es in den fünf untersuchten europäischen Ländern (Frankreich, Niederlande, Spanien, Schweden und Schweiz) in den kommenden 20 Jahren zu einer Zunahme neu installierter Klimaanlagen kommen. Im Schnitt gehen die Forscher von einem Wachstum um rund 5 Prozent bis 2040 aus. Hauptantrieb dabei sei allerdings nicht der Klimawandel, sondern die Urbanisierung, also der Umzug von Menschen in die Städte.

Für die Bereitschaft zum Einbau einer Klimaanlage spielte neben regionalen Unterschieden auch eine Rolle, ob im Haushalt gesundheitlich geschwächte Menschen leben, etwa Ältere oder Kinder. Der Zustand eines Hauses war wichtig, auch das Umweltbewusstsein seiner Bewohner.

Stärkstes Wachstum in Spanien

In Frankreich war im Jahr 1990 noch kaum ein privater Haushalt mit Klimaanlage ausgestattet. 2011 waren es hingegen schon 13 Prozent. Laut Prognose könnte dieser Anteil auf 17,3 Prozent in 2040 ansteigen. Ein ähnliches Bild ergab sich für die Niederlande, wo der Anteil von klimatisierten Wohnungen von 0,5 Prozent in 1990 auf 14 Prozent in 2014 stieg. Erwartet wird dort ein weiterer Anstieg auf 19 Prozent bis 2040. Im Gegensatz dazu steht Spanien, wo bis 2040 50 Prozent aller Haushalte klimatisiert sein könnten.

Die Forscher empfehlen stärkere Vorschriften für die thermische Dämmung von Wohnungen als Alternative. Sie reduziere die Notwendigkeit zusätzlicher Kühlung und könne mit Hilfe von Bauvorschriften durchgesetzt werden. Dass dieser Ansatz erfolgreich sei, zeige der Vergleich von Frankreich und Spanien. In Frankreich sei heute jede zweite Wohnung gedämmt, in Spanien hingegen werde voraussichtlich auch bis 2040 nur ein Drittel der Wohnungen entsprechend isoliert.

Nach aktuellen Vorschriften thermisch gedämmte Häuser brauchen im Schnitt 40 Prozent weniger Energie als Gebäude älterer Baujahre. Sie machen allerdings nur ein Prozent des Gesamtbestandes aus.

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 25. Juni 2019 | 17:15 Uhr