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Kleine Hufeisennase in einer Höhle in Thüringen (Archivbild): Enge Verwandte dieser Tiere aus Südostasien tragen Viren, die genetisch sehr eng mit dem Pandemie-Erreger SARS-CoV-2 verwandt sind. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Covid-19Ursprung der Pandemie? Forscher finden die bislang engsten verwandten Coronaviren bei Fledermäusen

16. Februar 2022, 17:00 Uhr

Ein französisches Forscherteam hat in Laos Viren von Fledermäusen entdeckt, deren Erbgut zu fast 97 Prozent mit dem des Pandemie-Erregers SARS-CoV-2 übereinstimmt. Diese Viren können sogar menschliche Zellen infizieren.

Neue wissenschaftliche Daten liefern einen weiteren Baustein zur Lösung des Rätsels, woher das Corona-Pandemie-Virus SARS-CoV-2 stammt. Ein Team von Forschern um Marc Eloit vom Pateur-Institut in Paris hat in Laos drei eng verwandte Virustypen in Fledermäusen gefunden. Wie die Wissenschaftler jetzt in ihrer in Nature erschienenen Studie schreiben, hatten sie Proben von Speichel, Kot und Urin von 645 Fledermäusen im nördlichen Laos genommen. Bei drei Spezies von Hufeisennasen fanden sie Viren, deren Erbgut zu mehr als 95 Prozent mit SARS-CoV-2 übereinstimmte. Die Daten wurden noch nicht von unabhängigen Forschern begutachtet.

Gefährliche Rezeptorbindungsdomäne bei Fledermaus-Corona-Viren entdeckt

Die drei Virus-Typen tragen nun die Bezeichnungen BANAL-52, -103 und -236. BANAL-52 hat 96,8 Prozent seines Erbguts mit SARS-CoV-2 gemeinsam. Dabei verblüffte die Forscher vor allem die Ähnlichkeit der sogenannten Rezeptorbindungsdomänen (RBD). Das ist der Bereich, mit dem sich SARS-CoV-2 an die menschlichen ACE-2-Rezeptoren anheften kann, um anschließend in die Zelle einzudringen. Tatsächlich gelang es den Wissenschaftlern sogar, menschliche Zellen mit den Fledermaus-Corona-Viren zu infizieren. Weitere Versuche in Tiermodellen sollen nun zeigen, wie gefährlich diese SARS-CoV-2-Verwandten werden können.

Als SARS-CoV-2 zum ersten Mal beschrieben wurde, waren die Forscher noch extrem erstaunt über dessen Rezeptorbindungsdomäne. Da eine solche nie zuvor bei einem Virus gesehen worden war, kam die Hypothese auf, das Virus sei möglicherweise in einem Labor gezüchtet worden. "Aber die in Laos gefundenen Coronaviren zeigen nun, dass solche Rezeptorbindungsdomänen durchaus in der Natur vorkommen", sagt der australische Virologe Edward Holmes dem Magazin nature.

Weiter unklar: Woher kam die Furin-Spaltstelle?

Vorangegangene Studien hatten bereits enge Verwandte von SARS-CoV-2 in Thailand, Kambodscha und Südchina entdeckt. Durch sie und durch die neuen Erkenntnisse wird immer deutlicher, dass die Region ein Hotspot für Viren wie SARS-CoV-2 ist. Schon 2020 hatten Wissenschaftler in der chinesischen Provinz Yunnan das Virus RaTG13 entdeckt, dessen Erbgut zu 96,1 Prozent mit SARS-2 übereinstimmt.

Einige Fragen zum Ursprung des Pandemie-Erregers bleiben allerdings weiterhin offen. So ist immer noch unklar, woher die Furin-Spaltstelle kommt, die dem Virus hilft, menschliche Zellen zu infizieren. Keiner der bislang gefundenen direkten Verwandten besitzt diese Spaltstelle. Unklar ist auch, wie das Virus auf die Märkte in der zentralchinesischen Metropole Wuhan kam, wo die ersten Infektionen passierten und ob es Zwischenwirte gab, wie zum Beispiel Marderhunde. Hier könnten allerdings weitere Proben von Fledermäusen und Marderhunden Antworten bringen. Laut nature sammeln bereits einige weitere Forscherteams Daten, um diese Fragen zu beantworten.

(ens)

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