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RaumfahrtHimmlische Highlights 2020: So wird das Jahr im All

15. Januar 2020, 14:26 Uhr

Die Silvester-Raketen sind kaum verglüht, da nehmen ihre großen Brüder und Schwestern Aufstellung: Auf den Startrampen dieser Welt, in Cape Canaveral, Kasachstan und Kourou, laufen die Vorbereitungen für die Raumfahrtmissionen des neues Jahres. 2020 wird ein Jahr, in dem eine ganze Reihe von Weltraummissionen aufbrechen zu fernen Zielen im All. Wissenschaftler am Boden freuen sich schon auf neue Einsichten und Nahaufnahmen von Welten, "die nie ein Mensch zuvor gesehen hat".

von Guido Meyer

Die großen Projekte für 2020 haben teilweise schon im vergangenen Jahr ihren Anfang genommen: Kurz vor Weihnachten kehrte die Raumkapsel "Starliner" des Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing nach ihrem unbemannten Jungfernflug erfolgreich zurück zur Erde. Der Flug selbst war weniger erfolgreich, denn sein Ziel – die Internationale Raumstation (ISS) – konnte das Raumschiff nicht erreichen. Da hatte Konkurrent SpaceX im März einen erfolgreicheren Jungfernflug seiner Kapsel "Crew Dragon" hingelegt.  

Die Tatsache, dass man in Amerika jetzt eigene Transportsysteme entwickelt, folgt der Philosophie, durch Wettbewerb auch Kosten zu senken. Denn ein großer Faktor bei Raumfahrt ist immer noch der Transport, also überhaupt erst in den Erdorbit zu kommen. Ob das dann alles in der Zukunft Bestand haben wird – der Markt ist relativ begrenzt – das wird sich zeigen.

Thomas Reiter, ehemaliger Astronaut und heutiger ESA-Koordinator

Thomas Reiter bei einem Außeneinsatz (Archiv). Bildrechte: ESA

ISS soll grösser werden

Der ehemalige deutsche Astronaut Thomas Reiter arbeitet heute als Koordinator für Europas Weltraumagentur ESA. Sobald beide Kapseln, der "Starliner" und die "Crew Dragon", jedoch einsatzbereit sind (irgendwann im neuen Jahr), sollen sie Astronauten zur ISS fliegen. Und überhaupt, die ISS – die soll 2020 mal wieder größer werden, erzählt der ehemalige deutsche Astronaut Gerhard Thiele.

Die Russen haben in der Tat noch Module, die sie planen hochzuschicken. Wenn ein Partner eine Vorstellung hat, dass dann auch die Station noch mit dem einen oder anderen Modul weiter wächst. Warum nicht?

Gerhard Thiele

"ExoMars" sucht nach Leben auf dem Planeten

Die Astrobiologin Frances Westall arbeitet am Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Orléans an der "ExoMars"-Mission.

'ExoMars' sucht nach Leben, aber nicht die kleinen, grünen Männchen, sondern ganz einfaches Leben, auch einfacher als Bakterien. Ich erwarte wirklich ganz kleine Viecher, ganz kleine Zellen, die wahrscheinlich ziemlich schwierig zu finden sein werden.

Frances Westall, Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Orléans

Der Mars 2020 Rover der NASA. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

Europa will erstmals Rover auf den Mars bringen

ExoMars soll Europas erster Rover auf dem Mars werden – und überhaupt Europas erste erfolgreiche Landung auf dem Planeten. Für die Amerikaner hingegen ist das mittlerweile Routine. Und so macht sich auch die US-Raumfahrtbehörde NASA im Sommer wieder auf den Weg dorthin. China will ebenfalls versuchen, erstmals ein mobiles Fahrzeug hinunter auf die Oberfläche zu bringen. Und die Vereinigten Arabischen Emirate wollen eine Sonde in einer Marsumlaufbahn platzieren, um seine Atmosphäre zu untersuchen, wie Salem Al Marri erläutert, der stellvertretende Direktor für Wissenschaft und Technologie des Mohammed Bin Rashid Space Centers in Dubai.

Die Atmosphäre des Mars ist so interessant, weil sie so dünn ist. Wir wollen wissen, ob sie einst lebensfreundlich war, warum sie aber heute so ausgedünnt ist und so gut wie überhaupt keinen Sauerstoff enthält. Menschen könnten dort nicht überleben.

Salem Al Marri, stellvertretender Direktor für Wissenschaft und Technologie des Mohammed Bin Rashid Space Centers in Dubai

Visualisierung des chinesischen Mars-Rovers (Archiv), Bildrechte: imago/Xinhua

Staubsauer soll Bodenprobe von Asteroiden nehmen

Vor drei Jahren schickte die NASA die Sonde "OSIRIS-REx" ins All, zum Asteroiden Bennu. Im August soll die Sonde im Vorbeiflug, nur wenige Meter über der Asteroidenoberfläche, eine Art Staubsauger ausfahren, der eine Bodenprobe Bennus entnehmen wird. Alexander May vom Raumfahrtkonzern Lockheed Martin, der die Sonde gebaut hat:

Wir müssen den Asteroiden nur für wenige Sekunden berühren, um eine Probe zu bekommen. Wir senken die Sonde ab, dringen kurz in die Oberfläche ein und entfernen uns sofort wieder.

Alexander May, Raumfahrtkonzern Lockheed Martin

Visualisierung des Solar Orbiter. Bildrechte: imago/Science Photo Library

Europa Reise zur Sonne soll im Februar beginnen

Europa hingegen will sich im neuen Jahr mit der Sonde Solar Orbiter auf den Weg machen zur Sonne, sagt José Manuel Sánchez-Pérez, Missionsanalyst bei der ESA.

Wir wollen mit dem Solar Orbiter nahe an die Sonne heran. Aber gleichzeitig wollen wir über die Sonnenpole fliegen. Dazu müssen wir die horizontale Ebene des Sonnensystems verlassen. Wir müssen uns der Sonne stattdessen von oben und von unten nähern. Dazu werden wir den Planeten Venus als Schleuder nutzen. Ihre Anziehungskraft wird unsere Sonde aus der waagerechten Ebene des Sonnensystems herauskatapultieren.

José Manuel Sánchez-Pérez, Missionsanalyst bei der ESA

Die Pole sind der Schlüssel zum Verständnis des Dynamos im Innern der Sonne. Er verursacht ein magnetisches Feld. Diese Magnetfeldlinien verlassen die Sonne an den Polen. Das funktioniert so ähnlich wie bei der Erde. Astronomen wollen die Wechselwirkung zwischen den Polen und den äußeren Sonnenschichten verstehen. Anfang Februar soll Europas Reise zur Sonne beginnen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 05. Januar 2020 | 09:20 Uhr

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