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Homeschooling in Corona-Zeiten. Für Jugendliche bedeutete das mehr Schlaf. Bildrechte: IMAGO / photothek

CoronaBringt Homeschooling auch Vorteile für Schülerinnen und Schüler?

06. Januar 2022, 09:11 Uhr

Kinder und Jugendliche gelten gemeinhin als die großen Verlierer*innen der Corona-Pandemie, leiden sie doch unter den Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen am meisten. Forschende aus der Schweiz haben nun aber herausgefunden, dass Homeschooling auch positive Effekte auf Jugendliche haben kann, denn ihr Schlaf-Wach-Rhythmus ist im Lockdown natürlicher.

von Jennifer Schollbach

Seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat sich unser Alltag dramatisch verändert. Vor allem Kinder und Jugendliche sind davon stark betroffen. Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen wirken sich auf ihren gesamten Tagesablauf und die Art und Weise aus, wie sie aufwachsen. Zahlreiche Studien haben die negativen Einflüsse der Pandemie bereits belegt. Depressive Symptome und Angstzustände nahmen bei den Jugendlichen zu. Ihre körperlichen Aktivitäten dagegen nahmen deutlich ab, denn mehr Homeschooling bedeutet auch mehr Zeit, die man vor dem Computerbildschirm verbringt. Es deutet also alles darauf hin, dass Kinder und Jugendliche die großen Verlierer der Pandemie sind und Homeschooling sich ziemlich negativ auf die jungen Generationen auswirkt.

Ein Lichtblick in der Pandemie

Eine Studie der Universität und des Universitäts-Kinderspitals Zürich kam nun aber zu dem Ergebnis, dass nicht alles am Homeschooling schlecht ist, denn die befragten Jugendlichen wiesen während der Pandemie eine längere Schlafdauer auf als vor der Pandemie. Sie schliefen an Schultagen durchschnittlich 75 Minuten länger als außerhalb des Lockdowns. Außerdem konsumierten sie weniger Koffein. Damit in Verbindung stand eine höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität. So zum Beispiel gaben die Befragten an, sich gesünder und fitter zu fühlen, energiegeladener zu sein und mehr Zeit für sich zu haben. Verglichen wurden die Daten von Schülerinnen und Schülern aus 21 öffentlichen Gymnasien in Zürich, die im Zeitraum Mai bis Juni 2020 geschlossen waren.

Wieder im natürlichen Rhythmus

Dass Jugendliche einen anderen Schlafbedarf und vor allem einen anderen Schlaf-Wach-Rhythmus als Erwachsene haben, ist bereits bekannt. Sie profitieren davon, wenn sie später am Tag aufstehen. Durch den Lockdown hat sich der Alltagsrhythmus der Jugendlichen verändert und zwar zum Besseren. Die Schulschließung ermöglichte es ihnen länger zu schlafen, weil zum Beispiel die Zeit des Pendelns zwischen Zuhause und Schule wegfiel. Schlaf spielt eine entscheidende Roll für die körperliche und geistige Gesundheit. Andere Studien, die sich mit späteren Schulanfangszeiten beschäftigten, kamen zum selben Ergebnis. Fängt der Unterricht später an, wirkt sich das positiv auf die Jugendlichen aus. Ein früher Schulbeginn steht im Konflikt mit den biologischen Schlafphasen der Jugendlichen und könne zu chronischem Schlafdefizit beitragen. Das wiederum kann sich erheblich auf die Alltagsbewältigung auswirken: Stimmung, Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnis und Aufmerksamkeit leiden. Hinzukommt, dass ein Schlafdefizit Angstzustände und körperliches Unwohlsein fördern kann. Die Schlafdauer und der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus der Jugendlichen hat sich durch den Lockdown bzw. die Schulschließungen also zum besseren gewandelt. Und damit auch ihr Empfinden über ihren gesundheitlichen Zustand.

Pandemieauswirkungen lassen sich nicht wegschlafen

Doch nicht alles ist rosig. Denn obwohl die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Jugendlichen während der Schulschließungen insgesamt besser war, fühlten sie sich durch den Lockdown auch trauriger und einsamer. Bezogen die Forschenden in ihrer Studie depressive Symptome mit ein, stellten sie fest, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität sank und der Koffeinkonsum stieg. Des Weiteren stellten sie fest, dass mit Einbeziehung depressiver Symptome, kein Zusammenhang mehr zwischen der längeren Schlafdauer und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erkannt werden konnte. Das deutet für die Forschenden darauf hin, dass der positive Zusammenhang zwischen längerer Schlafdauer und gesundheitsbezogener Lebensqualität schwächer ist als der negative Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und gesundheitsbezogener Lebensqualität.

Die Jugend braucht ihren Schlaf

Die Forschenden glauben, dass zukünftige politische Entscheidungen beide Komponenten einbeziehen sollten. So sollten für eventuelle zukünftige Schulschließungen, die nachweislich negative Auswirkungen auf die gesundheitliche Lebensqualität der Jugendlichen haben, berücksichtigt werden, dass eine eventuelle Anpassung der Schulzeiten an den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus der Schülerinnen und Schüler positive Effekte auf deren Gesundheit hat und somit die negativen Folgen abmildern könnten. Darüber hinaus sehen die Forschenden aber noch Bedarf für weitergehende Forschungen, die sich mit diesem Themenfeld beschäftigen.

Vom Lockdown abgesehen, liefert diese Studie einen weiteren Beweis dafür, dass Unterrichtszeiten, die den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus der Jugendlichen berücksichtigen, positive Auswirkungen auf sie haben und dringend erneut diskutiert werden sollten.

Zur Studie:

JeS

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