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Sars-CoV-2Menschenversuch mit Corona zeigt: Auf die T-Zellen kommt es an

16. Februar 2024, 15:50 Uhr

2021 infizierten Londoner Forschende eine Gruppe junger Versuchspersonen mit Corona. Jetzt können sie in einer neuen Studie zeigen: Das Immunsystem reagiert anders auf das Virus als bisher angenommen.

Im Frühsommer 2021 war vieles über Sars-CoV-2 noch unbekannt, etwa, wie ansteckend die sogenannten asymptomatischen Patienten sind, also diejenigen, die zwar angesteckt sind, aber praktisch nichts davon merken. Offen war auch, welche Menge an Viren eigentlich mindestens nötig ist, um eine Infektion auszulösen. Im Vereinigten Königreich (UK), in dem sich besonders viele Menschen mit dem Virus angesteckt hatten, machten Forschende in dieser Situation ein umstrittenes Experiment.

Der Human-Challenge-Versuch mit Corona am Imperial College

Sie suchten Freiwillige, die sich absichtlich mit dem Virus infizieren ließen. 34 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren nahmen teil und bekamen eine virushaltige Lösung in die Nase getropft, damals noch mit einer eng mit dem sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 verwandten Variante. 18 Versuchspersonen (53 Prozent) entwickelten eine Infektion.

An diesen Testpersonen konnten die Wissenschaftler die Reaktion des Immunsystems detailliert beobachten. Das sogenannte Human-Challenge-Trial brachte dabei überraschende Erkenntnisse. Eine erste, im Mai 2022 erschienene Studie zeigte zum Beispiel, dass asymptomatische Patienten genauso viel Virus verbreiten können wie die Patienten mit Symptomen. Eine zweite, gerade im Fachblatt Science Immunology erschienene Studie bringt nun weitere Erkenntnisse.

Versuch macht detaillierte Untersuchung der Immunantwort möglich

Die Forschenden stellten einerseits überrascht fest, dass die ersten Entzündungsmarker nicht im Gewebe der Nasenschleimhaut auftraten, sondern weiter davon entfernt im Blutkreislauf. Doch ob und wie früh diese Botenstoffe auftraten, hatte keinen Einfluss darauf, wie gut die Patienten das Virus bekämpfen konnten. Dafür war wesentlich entscheidender, wie schnell spezifisch auf die Viruseiweiße ausgerichtete T-Zellen auftraten, sogenannte CD8+ T-Zellen. Sie sind offenbar von zentraler Bedeutung dafür, wie gut das Virus kontrolliert wird. Das wiederum liefert einen Hinweis darauf, dass vor allem die Impfstoffe nützlich sind, die eine solche starke CD8+ T-Zell-Antwort provozieren.

"Für einen Immunologen wie mich sind die Ergebnisse der Studie sehr interessant, weil sie uns sehr detaillierte Informationen über die Art und den Verlauf der Immunantwort gibt", sagt Thomas Harrer, Immunologe am Uniklinikum Erlangen. Er glaubt, dass der umstrittene Versuch mit Menschen Erkenntnisse gebracht hat, die durch die Beobachtung von zufällig infizierten Patienten nicht möglich gewesen wären. "Insbesondere die engmaschigen Messungen und die Analysen zu einem Zeitpunkt schon vor der Entwicklung von Symptomen wären mit Patienten nicht möglich gewesen."

Eine Versuchsperson erlitt dauerhaften Verlust des Geruchssinns

Allerdings war die bewusste Infektion für die Versuchsgruppe nicht ohne Risiko. "Die Probanden hatten zum Teil übliche Infekt-Symptome und einige hatten auch längere Zeit mit Störungen des Riechens und Schmeckens zu tun, die sich bis auf eine Person bei allen wieder zurückgebildet hatten", sagt Harrer mit Verweis auf die bereits 2022 in Nature Medicine erschienene erste Studie. "Abgesehen von diesen Riech- und Geschmacksstörungen scheint erfreulicherweise niemand eine anhaltende Schädigung erlitten zu haben, so dass retrospektiv das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Studie angemessen erscheint."

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