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Bekannt für seine Antioxidantien und vielleicht auch wirksam gegen Corona: Grüner Tee. (Archivbild) Bildrechte: imago images/Imaginechina-Tuchong

Corona-Forschung aktuell: 3. DezemberTee und Schokolade gegen Corona?

04. Dezember 2020, 09:34 Uhr

Bestimmte Inhaltsstoffe aus Grünem Tee und Schwarzer Schokolade können ein Enzym blockieren, das zentral für die Vermehrung von Coronaviren ist. Außerdem: Deutsche Forscher entwickeln einen Corona-Impfstoff mit Masern-Viren.

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona

In Mitteldeutschland laufen die Vorbereitungen für Impfzentren an. Auch aus der Wissenschaft gibt es aktuell täglich Neuigkeiten zur Covid-19 und Sars-CoV-2. MDR WISSEN verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Vektor-Impfstoff auf Basis von Masern gegen Corona

Ein Forschungsteam aus Deutschland hat einen Vektor-Impfstoff gegen Corona entwickelt, der auf abgeschwächten Masernviren basiert. Vorteil dieser Kombination: In Versuchsmäusen erzeugte das Impfvirus nicht nur eine Immunantwort auf Sars-CoV-2, sondern auch auch Masernviren. Ein so hergestellter Impfstoff könnte also als Kombi-Impfung gegen Corona und die Masern verwendet werden, schreiben die Wissenschaftler im renommierten Journal PNAS.

Das Team um Michael Mühlebach von Paul-Ehrlich-Institut hat für die Versuche ein abgeschwächtes Masernvirus mit der Erbinformation für das Spikeprotein von Sars-CoV-2 ausgestattet. So führte das Impfvirus bei Mäusen und Hamstern dazu, dass befallene Zellen das Spikeprotein bildeten, woraufhin das Immunsystem der Tiere Antikörper gegen dieses Molekül bildete.

Impfvirus und Transportmittel in einem: Am Computer eingefärbte, elektronenmikroskopische Aufnahme eines Masernimpfvirus als Vektorimpfstoff. Bildrechte: Paul-Ehrlich-Institut

Das Spikeprotein ist quasi der Schlüssel, mit dem sich Corona Zutritt zu seinen Wirten verschafft. Kann ein Immunsystem neutralisierende Antikörper dagegen bilden, blockieren sie diesen Schlüssel und verhindern so eine Infektion oder mindestens einen schweren Verlauf. Geimpfte Tiere zeigten bei den Laborversuchen etwa 90 Prozent weniger Viren in den oberen Atemwegen, wenn sie mit dem Coronavirus konfrontiert wurden. Mäuse entwickelten keine erkennbaren Symptome, Goldhamster – deren Reaktionen auf Corona denen der Menschen sehr ähnlich sind – waren vor einem schweren Verlauf von Covid-19 geschützt. Zudem bildeten die Tiere eine ganz bestimmte erwünschte Antwort bei den T-Zellen in die Richtung des TH1-Typs. Das mache die Masern-Vektorviren zu einer attraktiven Option für weitere Impfstoffe. Diese könnten später die aktuell im Schnellverfahren vor der Zulassung stehenden Impfstoffe von Moderna, BioNTech und Co. ergänzen oder sogar ersetzen.

Zur Studie in PNAS

Abflachen der Todeszahlen und Maßnahmen-Müdigkeit verlängern Corona-Krise in den USA

Abstandsregeln, Kontaktverbote und Co. sollten eigentlich zu einem Rückgang der Infektionen mit Corona führen und damit auch zu weniger Corona-Toten. Stattdessen beobachten Forscher in den USA, dass sich die Sterbezahlen nach einem Höhepunkt oft auf einem hohen Niveau stabilisieren. In einer Grafik sieht die Kurve dann nicht aus wie ein Hügel mit einer steigenden und einer fallenden Seite, sondern wie eine Schulter: Die Fallzahlen nehmen rasch zu, bleiben dann auf hohem Niveau stabil, bevor sie bei einer zweiten Welle wieder rasch steigen.

Warum ist das so? Ein Forscherteam aus den USA hat versucht, dieses Phänomen mit Hilfe von Modellrechnungen zu erklären.

Im Fachjournal PNAS rechnen Joshua Weitz und seine Kollegen vor, dass die sogenannten nicht-pharmazeutischen-Interventionen – so der Fachbegriff für Abstandsregeln und Co. - stark von der Aufmerksamkeit der Bevölkerung abhängen. Steigen die Todeszahlen plötzlich, werden die Menschen vorsichtig. Halten die Maßnahmen dann aber über Wochen an oder kommt es zu einem Abflachen der Todeszahlen, dann werden viele Menschen offenbar wieder unvorsichtiger. Sie werden der Coronamaßnahmen offenbar überdrüssig oder gewöhnen sich an die Nachrichten von sterbenden Covid-19-Patienten, vermuten die Forscher. Diese Effekte müsse die Politik bei der Planung ihrer Antworten auf die Pandemie einbeziehen, schreiben die Autoren der Studie.

Zum Beitrag in PNAS

Grüner Tee könnte Vermehrung von Coronaviren unterdrücken

Können bestimmte Inhaltsstoffe von Grünem Tee, dunkler Schokolade oder Muskadin-Weintrauben die Vermehrung von Coronaviren im Körper unterdrücken? Zumindest im Reagenzglas und in Computersimulationen funktioniert das, schreiben Forscher der North Carolina State Universität in den USA jetzt im Fachjournal "Frontiers in Plant Science". Ziel der Versuche war es, ein wichtiges Enzym des Sars-Coronavirus-2 lahmzulegen. Die Hauptprotease, kurz Mpro, braucht das Virus, um sich in den befallen Wirtszellen zu vermehren. Wird Mpro unterdrückt, sterben die Viren ohne Vermehrung einfach ab. Das gelingt, indem eine Art Tasche, die Mpro hat, mit anderen Stoffen gefüllt wird. Im Reagenzglas dockten beispielsweise die Inhaltsstoffe von Grünem Tee und Muskadin-Trauben so gut an der Tasche an, dass das Enzym nicht mehr arbeitsfähig war. Dunkle Schokolade konnte Mpro mindestens zu Hälfte lahmlegen.

Die untersuchten Nahrungsmittel wie Grüner Tee und Kakao sind bekannt für ihre Antioxidantien. Mit diesen Stoffen schützen sich Pflanzen selbst vor angreifenden Mikroorganismen. Deshalb hatten die Forscher diesen Mechanismus auch gegen Corona untersucht. Sie seien nicht erstaunt, dass die erhoffte Wirkung eingetreten ist, schreiben sie in einer Pressemitteilung. Ob Grüner Tee oder dunkle Schokolade auch bei Menschen gegen Corona wirkt, ist allerdings offen.

Zur Studie

Neues globales Covid-19-Überwachungssystem soll Ausbreitung vorhersagen

Forscher der Northwestern Universität in Chicago, USA, stellen ein neues System zur Überwachung der Covid-19-Pandemie vor. Wie es in einer Pressemitteilung hieß, soll das "GlobAl Sars-Co2 Surveillance Project" (GASSP) ab dem 3. Dezember zunächst für 195 Länder ausgerollt werden. Es soll im Gegensatz zu bisherigen Systemen nicht nur Informationen über gemeldete Neuinfektionen und Sterbefälle im Zusammenhang mit Corona liefern, sondern die Ausbreitung des Virus dynamisch verfolgen können.

Dazu sei es wichtig, darzustellen, mit welcher Geschwindigkeit sich die Pandemie ausbreite, ob sie sich beschleunige und an welche neuen Ausbruchsorte das Virus gelange, sagt Lori Post, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaftlerin an der Northwestern Universität. Sie und ihre Kollegen bedienen sich für ihr System aktueller Methoden der Ökonomie, mit denen die Ökonomen die Auf- und Abbewegungen der globalen Wirtschaft überwachen. So misst GASSP unter anderem auch, ob es zu sprunghaften Anstiegen der Fallzahlen kommt. Dafür wird das Wachstum der Fallzahlen von Woche zu Woche verglichen. So sollen Politiker und Behörden über lokale Ausbrüche informiert werden, bevor Kliniken und Leichenschauhäuser überfüllt seien. "Wir sind wie Fluglotsen, die einem Piloten helfen, sein Flugzeug durch ein Gewitter zu navigieren. Er kann nichts sehen, aber wir helfen ihm, mit Hilfe seiner Instrumente zu fliegen", sagt Post.

Zur Studie

(ens)

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