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Mit extra scharf, bitte!Länger leben mit Chili, Chia, Curcuma & Co.?

15. November 2020, 10:00 Uhr

Der Konsum von Chilis könnte die Lebenserwartung steigern. Auf der American Heart Association in Dallas, Texas, haben Wissenschaftler aus Cleveland diese Woche eine groß angelegte Studie vorgestellt. Dabei sind Chilischoten nicht das einzige Nahrungsmittel dem lebensverlängernde Effekte zugeschrieben werden.

Menschen, die viel Chili-Pfeffer essen, können länger leben? Eine neue Studie legt das nahe. Einem Forscherteam um den US-amerikanischen Kardiologen Bo Xu von der Universitätsklinik Cleveland ist es gelungen, neue Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Chilischoten und der Sterblichkeit herzustellen.

In einer groß angelegten Meta-Studie werteten sie die Gesundheits- und Ernährungsdaten von 570.000 Probanden aus den USA, China, Italien und dem Iran aus. Ihr Ergebnis: Die Personen, die regelmäßig Chili-Pfeffer aßen, hatten signifikant eine um ein Viertel geringere Sterberate. Ebenso starben sie weniger an Krebs (23 Prozent) oder an koronaren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (26 Prozent).

Doch Kardiologe Bo Xu ist vorsichtig, was Schlussfolgerungen angeht. Es handele sich lediglich um einen statistischen Zusammenhang. "Die genauen Gründe und Mechanismen, die unsere Ergebnisse erklären könnten, sind derzeit noch nicht bekannt", sagt er. Daher sei es unmöglich, schlüssig zu argumentieren, dass Chili-Pfeffer das Leben verlängern und Todesfälle verringern kann.

Aber was macht Chili potentiell so gesund? Grund dafür dürfte das in den Chilischoten vorhandene Capsaicin (CPS) sein. Es verleiht dem Chili nicht nur seine feurige Schärfe, sondern hat auch eine antioxidative und blutzuckerregulierende Wirkung. Damit wirkt es gut gegen Entzündungen, senkt das Diabetesrisiko und hilft dem Körper oxidativen Stress zu vermeiden, was die Zellen länger frisch hält.

Dass Chili als besonders gesund gilt, ist nicht neu. Immer wieder tauchen Studien auf, die Lebensmitteln eine besonders gesundheitsfördernde oder sogar lebensverlängernde Wirkung zusprechen. MDR Wissen stellt einige von ihnen vor:

Sanddorn

Hecken und Sträucher im GartenSanddorn, Schlehe, Felsenbirne - Wildobst wiederentdeckt

Sanddorn gilt als "Zitrone des Nordens", ist aber auch in anderen Regionen Europas, wie zum Beispiel Italien, weit verbreitet. Die meisten Plantagen befinden sich aber nicht nur an der Ostsee, sondern auch vor unserer Haustür: im Spreewald und im südlichen Sachsen-Anhalt. Die auch Fasanenbeere genannte Frucht galt schon im Osten als Vitamin-Bombe. Denn sie enthält zehnmal mehr Vitamin C als viele Zitrusfrüchte (Studien), die von weither nach Deutschland importiert werden müssen. Damit punktet die Wildpflanze auch mit ihrer Ökobilanz. Darüber hinaus befindet sich im Sanddorn das auch in Fleisch und Milchprodukten enthaltene Vitamin B12 (Studie). Damit ist es vor allem für Veganer ein wichtiger Vitaminlieferant.

Spinat

Nicht nur Popeye wusste schon: Spinat macht stark! Und da ist durchaus was dran, denn in 100 Gramm Spinat befinden sich zirka 60 Milligramm Magnesium. Das ist gut für unsere Muskeln und Nerven. Der hohe Gehalt an Vitamin E und Vitamin A (Beta-Carotin) ist wiederum gut für unsere Augen. So behält man bis ins hohe Alter den Durchblick.

Dass frischer Spinat viel Eisen enthält, ist jedoch ein Mythos. Denn der enthält zu 92 Prozent Wasser. Um den empfohlenen Tagesbedarf an Eisen zu decken, müsste man dafür schon ein halbes Kilo zu sich nehmen. Im Schnitt essen die Deutschen allerdings nur 1,5 Kilogramm im Jahr. Länger leben lässt sich mit Blattspinat allein also nicht. Im Gegenteil: Wenn Spinat zu lange oder falsch gelagert wird, dann entwickelt sich aus Nitrat das giftige Nitrit, das an der Bildung der krebserregenden Nitrosamine beteiligt ist. Das kann zum Beispiel bei erneutem Aufwärmen oder Lagern bei Zimmertemperatur passieren. Deshalb lieber im Kühlschrank lagern, und dort nicht länger als zwei Tage.

Chiasamen

Chia mutierte in den letzten Jahren zu einem richtigen "Superfood". Verrührt mit Wasser oder Milch quillt er auf und soll so lange satt halten. Bei vielen gelten die Chiasamen deshalb auch als Abnehmwunder. Ihr Calciumgehalt soll fünfmal höher sein als der von Milch. Das in den Samenkörnern enthaltene Eisen übertrifft den Anteil im Spinat bei Weitem.

Chiasamen werden vor allem aus Übersee importiert: in Mittelamerika oder Südostasien angebaut und verarbeitet, sind sie ziemlich teuer. Dementsprechend fällt auch die Ökobilanz aus. Langzeitstudien über die gesundheitsfördernden Effekte fehlen noch, so das Bundeszentrum für Ernährung, das nicht mehr als 15 Gramm Chiasamen pro Tag empfiehlt .

Besser sind deshalb heimische Produkte, wie der Leinsamen. Die enthalten ebenso gute Ballaststoffe, wachsen vor der Haustür im Spreewald und haben viele wichtige Omega-3-Fettsäuren.

Fisch

Apropos Omega-3-Fettsäuren. Die gehören zu den ungesättigten Fetten, die das LDL-Cholesterin aus dem Körper transportieren, das u.a. für Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verantwortlich gemacht wird. Besonders fetter Fisch, wie Lachs, Forelle, Makrele, Sardine oder auch Hering, hat solch einen hohen Anteil. Fisch wirke sich sehr günstig auf die eigene Lebenserwartung aus, weil es vor der koronaren Herzkrankheit und dem Herzinfarkt schütze, schreibt die Deutsche Herzstiftung in ihrer Broschüre über mediterrane Küche (mehr dazu auch weiter unten). "Ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche scheinen bereits die volle Schutzwirkung zu entfalten."

Knoblauch

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Jeder kennt es: Der Besuch beim Griechen am vorigen Abend – oder in Coronazeiten die Lieferung von da - war zu köstlich. Doch am nächsten Morgen macht man sich bei den Kollegen am Arbeitsplatz meist keine Freunde. Verantwortlich für die charakteristische Knoblauchfahne ist das in der Zehe enthaltene Allicin. Diesem schwefelhaltigen Inhaltsstoff werden aber viele gesundheitsfördernde Effekte zugeschrieben: Es soll wie Fisch den Cholesterinspiegel senken, Bakterien bei ihrer Vermehrung hemmen, Viren abwehren und die Herzkranzgefäße schützen.

Kurkuma

Ab und zu trinkt der ein oder andere doch ein Gläschen Rotwein oder Bier. Länger leben wird man dadurch sicherlich nicht. Wer das jedoch wettmachen will, der könnte vielleicht zu Kurkuma (auch Curcuma) greifen. Laut Japanischem Institut für Gesundheit und Ernährung kann das Kurkumin, das in der Gelbwurz-Pflanze enthalten ist, der Katerstimmung vorbeugen. Die Arbeit der beim Alkoholabbau verantwortlichen Leber soll nämlich durch die Kurkuma angeregt werden. Dem Institut zufolge wird bei dem gelben Gewürz die Absorption von Alkohol gehemmt, sodass man einerseits langsamer betrunken wird. Andererseits werde der Stoffwechsel angeregt, sodass sich der Alkohol vom Körper besser abbauen lasse, wie in dieser Studie mit Kurkuminpulver gezeigt wurde. Zudem wirke es entzündungshemmend und schmerzlindernd. Länger leben lässt sich mit Kurkuma allerdings nicht.

Nüsse

Anders sieht es mit Nüssen aus. Eine Handvoll am Tag soll reichen, um das Leben zu verlängern. Wie beim Chili weisen wissenschaftliche Studien immer wieder auf eine geringere Sterblichkeit hin. Demnach erkranken Nussliebhaber weniger an Krebs, Herzkrankheiten oder Diabetes. Woran das genau liegt, ist nicht bekannt. Allerdings haben auch Nüsse einen hohen Anteil an ungesättigten Fetten – aber ebenso viele Kalorien. Ein Zuviel an Nüssen macht dann in der Regel nicht gesund, sondern eher dick.

Mediterrane Küche als Jungbrunnen

Bildrechte: imago/CHROMORANGE

All diesen Nahrungsmitteln gemein ist, dass sie zu den gesunden Aspiranten der Mittelmeerküche gehören. Und diese Kochkultur hat sich auch in der Forschung als eine der gesündesten erwiesen. Eine Studie aus diesem Jahr hat tatsächlich gezeigt, dass die Mittelmeerkost den Alterungsprozess auch unserer grauen Zellen verlangsamt.

Im italienischen Dorf Campodimele kann man sehen, was so eine Ernährung bewirken kann. So gilt der Ort unweit von Rom auch als das "Dorf der Hundertjährigen". Die Menschen werden hier uralt, sie leben im Schnitt 30 Jahre länger als der Durchschnittsitaliener. Sie sind bis ins hohe Alter fit – Demenz und Alzheimer sind eine Seltenheit. Die Einwohner essen über Generationen hinweg nur das, was sie in der näheren Umgebung finden und selbst anbauen. Kein Fastfood, keine Fertigprodukte – dafür viele regionales Gemüse, saisonale Hülsenfrüchte und eine Menge Olivenöl.

Einen positiven Nebeneffekt hat die mediterrane Küche übrigens über nicht nur für das eigene Leben - und das betrifft männliche Feinschmecker: Die Mittelmeerkost gilt gemeinhin auch als natürliches Potenzmittel, weil sie das Testosteronlevel im Körper anheben soll und so das Risiko verringert, Potenzprobleme zu entwickeln. Denn auch im Volksmund heißt es schließlich: Liebe geht durch den Magen.

(jk)

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