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Covid-19-PandemieÜbergewicht fördert schwere Corona-Verläufe - vor allem bei Jüngeren

17. Februar 2021, 17:56 Uhr

Fettleibigkeit und Übergewicht sind nicht nur selbst ungesund, sie befördern auch Krankheiten. Wie US-Forscher jetzt herausfanden, sind stark fettleibige Personen "hochgradig gefährdet" für schwere Corona-Komplikationen.

von Katrin Tominski

Bildrechte: IMAGO

Adipöse und übergewichtige Menschen mit einer Covid-19-Infektion werden eher ins Krankenhaus eingewiesen als normalgewichtige Personen. Sie haben ein höheres Risiko, beatmet zu werden und auch zu sterben. Das ist das Ergebnis einer Studie des Universitätsklinikums in Dallas (Texas), die auf der Konferenz der "American Heart Association" vorgestellt worden ist. Demnach konnte der Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem hohen Risiko von Corona-Komplikationen vor allem bei Menschen unter 50 Jahren nachgewiesen werden.

Patienten mit BMI ab 40 "hochgradig gefährdet"

"Unter den wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingewiesenen Personen gibt es einen höheren Anteil adipöser Menschen", sagte Justin Grodin, Mitautor der Studie. Im Krankenhaus hätten viele dieser adipösen Patienten mit Komplikationen gekämpft. Je mehr Gewicht, desto höher sei das Risiko für eine Beatmung und auch den Tod gewesen. "Diejenigen in der schwersten Adipositas-Kategorie III mit einem BMI von 40 oder höher sollten als hochgradig gefährdet angesehen werden und könnten eine Priorisierung für einen Impfstoff rechtfertigen", sagte Grodin. Der Studie zufolge fallen in den USA etwa sieben Prozent der erwachsenen Bevölkerung in diese Kategorie.

In den USA mehr als 40 Prozent der Bevölkerung fettleibig

Nach Angaben des US-Gesundheitsministeriums sind heute mehr als 42 Prozent der amerikanischen Erwachsenen fettleibig, weitere rund 30 Prozent übergewichtig. Maßgeblich dafür ist das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße, bekannt als Body-Mass-Index (BMI). Bereits Menschen mit einem BMI von 25 bis 29 gelten laut WHO als übergewichtig. Fettleibigkeit ist mit einem BMI von 30 und größer definiert.

Ein Viertel der Deutschen sind fettleibig

Doch auch in Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Adipositas Gesellschaft zwei Drittel (67 Prozent) der Männer und die Hälfte (53 Prozent) der Frauen übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen (23 Prozent Männer, 24 Prozent Frauen) wird sogar Fettleibigkeit attestiert. Den Angaben zufolge laufen besonders Personen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status Gefahr, an Adipositas zu erkranken. Das Gewicht also als Zeichen des gesellschaftlichen Status und auch Indikator für gerechte und auch ungerechte Gesellschaften. Nach einer Prognose des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung könnte im Jahr 2050 fast die Hälfte der Weltbevölkerung (45 Prozent) übergewichtig sein. Gleichzeitig leiden Millionen Menschen an Untergewicht.

Mediziner analysierten Daten von mehr als 7.600 Patienten

Für ihre Studie analysierten die Mediziner Daten von mehr als 7.600 Patienten aus 88 US-Krankenhäusern im Alter von 50 Jahren und darunter. Dabei wurden Alter, Geschlecht, Herkunft und auch frühere Gesundheitsprobleme berücksichtigt. Das Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) der in die Krankenhäuser eingewiesenen Patienten war entweder übergewichtig oder fettleibig war. "Das Risiko so krank zu sein, dass ein Beatmungsgerät benötigt wurde, stieg im Gleichschritt mit dem zunehmenden Übergewicht", erklärt Grodin. Zudem seien die Notwendigkeit einer Nierendialyse sowie die Wahrscheinlichkeit für Blutgerinsel in tiefen Venen und der Lunge gestiegen.

Justin Grodin vom Universitätsklinikum Dallas in Texas hat mit seinen Kollegen die Daten von über 7.000 Patienten aus 88 Krankenhäusern analysiert. Bildrechte: UT Southwestern Medical Center

Jüngeres Alter schützt nicht

Auch das Alter scheint vor einer Covid-Infektion nicht zu schützen. Im Gegenteil: Besonders bei bis 50-Jährigen mit Adipositas und Übergewicht können sich Corona-Erkrankungen riskant zuspitzen, ihr Risiko für schwere und tödliche Verläufe ist hoch. Das Gewicht sei besonders für die Jüngeren ein Risikomarker, erklärte Grodin. " Patienten unter 50 Jahren mit schwerer Adipositas hatten sogar ein um 36 Prozent höheres Sterberisiko als normalgewichtige Personen." Insgesamt lag das Risiko an Covid-19 zu sterben bei erwachsenen Patienten mit schwerer Adipositas um 26 Prozent höher.

Corona-Eintritts-Enzym im Fettgewebe reichlich vorhanden

Die Autoren räumen ein: Die Studie erklärt nicht, warum Adipositas die Ergebnisse verschlechtert. Es könnten jedoch Vermutungen angestellt werden. So sei Adipositas mit Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes verbunden, die sich nachweislich nicht positiv auf eine Corona-Erkrankung auswirken. Zudem benötigt das Coronavirus das Enzym namens ACE2, um in menschliche Zellen einzudringen. Dieses sei den Forschern zufolge reichlich im Fettgewebe vorhanden. Darüber hinaus kann es für Covid-19-Patienten schwieriger sein zu atmen, wenn sie einfach mehr Gewicht auf dem Brustkorb haben, sagt Grodin.

(kt)

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