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Ernährung & WissenschaftDer Geschmacksinn wird schon im Mutterleib geprägt

06. November 2019, 15:08 Uhr

Rosenkohl, Lauch, Sauerkraut - was dem einen schmeckt, ist dem anderen ein Graus. Aber woher kommt das eigentlich, dass der eine Soljanka liebt, der andere dagegen von Sushi nicht lassen kann? Schmecken ist tatsächlich eine Wissenschaft für sich, die Mediziner Thomas Hummel erforscht. Er leitet das Interdisziplinäre Zentrum für Riechen und Schmecken am Uniklinikum Dresden. Süß, sauer, salzig und bitter - das sind die Grund-Geschmacksrichtungen, die Hummel mit einfachen Tests überprüft.

Schmeckt oder schmeckt nicht - woran es liegt

Hummel erklärt, welche anderen Komponenten neben dem Geschmack noch eine Rolle spielen, wenn es darum geht ob man sich in der Kantine für oder gegen den gekochten Rosenkohl entscheidet.

Neben dem Schmecken ist aber auch das Fühlen wichtig, wie sich der Speisebrei im Mund anfühlt: ob etwas matschig oder fest ist, ob es eine Kante hat oder nicht. Oder ob Sachen warm, kalt oder scharf sind. Das wird über den Fühlnerv wahrgenommen.

Prof. Dr. Thomas Hummel

Geschmack wird im Mutterleib geprägt

Und auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Mit dem sogenannten Olfaktometer kann Thomas Hummel Konzentrationen von Geruchsstoffen messen. Jeder Mensch nimmt Gerüche und Geschmäcker unterschiedlich wahr. Unser Geschmack wird von Genen, Kulturkreis und Kindheitserinnerungen bestimmt und womöglich schon im Mutterleib geprägt. Das zeigten auch diverse Studien, sagt Hummel, dass bis zu drei Jahre nach der Geburt immer noch die Sachen mehr gemocht werden, denen man im Mutterleib ausgesetzt war.

Man kann sich gut erklären, weshalb Leute, die in bestimmten Gegenden aufwachsen, wo die Mütter bestimmte Sachen gegessen haben, diese später auch mögen. Es kann auch sein, wenn die Mütter während der Schwangerschaft viel Soljanka gegessen haben, dass dann die Kinder und später die Erwachsenen Soljanka besonders mögen.

Hummel, der in Bayern aufgewachsen ist, kann sich übrigens auch nach zwei Jahrzehnten in Sachsen nicht mit Soljanka anfreunden. Er bevorzugt Sauerbraten.

 

Bildrechte: imago images / Westend61