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PflanzenstoffeGegen Kater ist doch ein Kraut gewachsen!

18. Mai 2020, 14:43 Uhr

Nach einem feucht-fröhlichen Abend kommt oft der Kater - und bringt Kopfschmerzen, Übelkeit und Ruhelosigkeit mit. Deutsche Forscher haben jetzt einen Pflanzenmix getestet, der dagegen hilft: Die Medizin für den Tag danach! Erstmals konnten sie die Wirksamkeit ihrer Rezeptur in einer Studie nachweisen und auch die Unwirksamkeit bekannter Hausmittelchen widerlegen.

von Karolin Dörner

Ingwer, Ginko, Weidenrinde, Acerolakirsche, Kaktusfeige - das sind die pflanzlichen Bestandteile einer "Katermedizin". Molekularbiologe Patrick Schmitt von der Universität Mainz hat gemeinsam mit seinen Kollegen den Pflanzen-Cocktail an 214 Probanden getestet und festgestellt, dass es wirkt. Die Testpersonen mussten zunächst Bier, Weißwein oder Weißweinschorle zu sich nehmen. Von denjenigen, die das Präparat erhalten hatten, klagten 34 Prozent weniger über Kopfschmerzen und 42 Prozent weniger über Übelkeit. Erstmals konnte damit im Rahmen einer Studie die Wirksamkeit eines Mittels gegen Kater überhaupt belegt werden.

Wasser, Mineralstoffe und Vitamine allein helfen nicht

An der Studie nahmen außerdem zwei Vergleichsgruppen teil: Eine Gruppe bekam ein Placebo verabreicht - eine Zuckerlösung ohne weitere Wirkstoffe. Eine weitere Gruppe trank ein Gemisch aus Mineralien und Vitaminen. Beide Gruppen verspürten keine Linderung ihrer Kater-Symptome. Mit diesem Ergebnis konnten die Wissenschaftler auch bekannte Mythen widerlegen. Erstens: Mineralien und Vitamine allein helfen nicht gegen Kater. Auch dann nicht, wenn man sie mit einem Liter Wasser herunterspült. Denn Kopfschmerzen und Übelkeit am "Tag danach" sind keine Folge von Flüssigkeitsmangel.

Kater wird nicht durch Dehydration verursacht. Der Gehalt an Wasser im Körper verändert sich nicht, die Gabe von Vitaminen und Mineralstoffen hat auch keinen Effekt.

Patrick Schmitt, Molekularbiologe

Vor und nach dem Alkoholgenuss sowie weitere zehn Stunden danach hatten die Forscher Gewicht, Körperfett, Wassergehalt, Muskelmasse, Atemalkohol, den Gehalt von Antioxidantien im Hautgewebe und Urinwerte der Probanden erhoben, um die Wirkung des Pflanzendrinks auch anhand dieser Daten nachzuvollziehen

Wirksames Mittel ist kein Freibrief

Um die Rezeptur des Pflanzendrinks zu entwickeln, hatten die Wissenschaftler über 600 Publikationen nach möglichen Wirkstoffen durchsucht. Extrakte aus fünf Pflanzen mischten sie dann in den Trunk aus Glucose, 100ml Wasser, Vitaminen und Mineralstoffen: Ingwer, Ginko, Weidenrinde, Acerolakirsche und Kaktusfeige. Warum gerade diese Pflanzen gegen Kopfschmerzen und Übelkeit helfen und welche Stoffe in den Pflanzen dafür verantwortlich sind, wissen die Forscher noch nicht genau. Vermutlich sind es die antioxidativen Pflanzenstoffe, die im Zusammenspiel mit bestimmten Mineralstoffen und Vitaminen freie Radikale im Körper einfangen und damit den Alkoholabbau beschleunigen.

Auch wenn die Forscher die Zutaten bekannt gegeben haben, warnen sie davor, den Mix einfach zu Hause zusammenzustellen. Man sollte ihn fertig kaufen oder von einem Apotheker zusammenstellen lassen.

Pflanzenextrakte sind sehr komplex aufgebaut. Man kann natürlich auch Stoffe überdosieren, was zu negativen Wirkungen führen könnte.

Patrick Schmitt

Das Mittel muss vor und nach dem Alkoholkonsum eingenommen werden, dann kann es Katersymptome nach mäßigem Genuss lindern. Die Studie wurde bei mäßigem Konsum durchgeführt, und nur dafür wurde die Wirksamkeit bestätigt.

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