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Larve eines Marienkäfers mit Blattläusen auf einem Blatt Bildrechte: imago images / blickwinkel

WetterfolgenWas der milde Winter für Tiere und Pflanzen bedeutet

20. Januar 2020, 16:14 Uhr

Der Januar war wettertechnisch bisher eher ein März: Milde Temperaturen und viel Sonnenschein. Der richtig kalte Wintereinbruch - noch Fehlanzeige. Ist das für die Natur, für Menschen, Pflanzen und Tiere ein Problem?

von Jessica Brautzsch

Wer derzeit frühmorgens oder am späten Nachmittag zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, wundert sich: Amseln zwitschern, Meisen piepsen und am Wegesrand blitzen hellgelbe und grüne Spitzen an Ästen, Hecken oder aus dem Erdreich. Magnus Wessel ist Naturschutz-Koordinator beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Er bestätigt diese Beobachtungen:

Man sieht an den Bäumen schon ganz gut, dass die teilweise in der Warteposition stehen und dicke Knospen haben. An der ein oder anderen Stelle sieht man, dass Winterlinge ganz vorsichtig durch die Erde treiben.

Magnus Wessel, BUND

Sogar die ein oder andere Birke oder ein Haselnussstrauch beginnen zu blühen. Dementsprechend könnten Allergiker auch die erste juckende Nase bekommen. Dass die Pflanzen so früh im Jahr erste Zeichen fürs Blühen zeigen, ist aus Wessels Sicht erstmal nicht schlimm.

Komplizierter sei es da für die Insekten, für die sind generell harte Winter besser als milde. Denn bei wärmeren Temperaturen leiden sie stärker unter Pilzen und Parasiten. Die sterben nämlich erst bei kälteren Temperaturen. Und dann gibt es da noch die Sache mit dem Timing, sagt Magnus Wessel. Das gerät nämlich durcheinander, wenn die Pflanzen früher blühen:

Bei den Insekten überwintern die meisten als Eier oder tiefgekühlt im Bauch von befruchteten Weibchen. Die brauchen Zeit für ihre Entwicklung.

Magnus Wessel

Blühen nun die Pflanzen und die Insekten sind erst später fertig entwickelt, finden die dann nur noch nur noch verblühte Pflanzen vor. Dann kriegen sie ein Nahrungsproblem, so Wessel. Desynchronisation nennt sich eine solche Veränderung der Abläufe. Die muss zum Beispiel auch der Kuckuck fürchten. Denn bei warmen Temperaturen ziehen manche Vögel nicht mehr in den Süden. Sie bleiben in Deutschland und können früher Nester bauen. Dann sind sie mit der Brut im besten Fall durch, bevor der Kuckuck wieder zurück ist, um sein Ei in fremde Nester zu schmuggeln.

Wenn das Eichhörnchen zu früh erwacht

An warmen Wintertagen wachen manchmal auch Eichhörnchen aus der Winterruhe auf. Auf Dauer sei auch das nicht unproblematisch, erklärt Wessel, wenn die, die zwischendurch aus der Winterruhe aufwachen, ihre Nahrungsvorräte aus dem letzten Jahr plündern.

Wenn die Vorräte dann alle sind und neue Nahrung noch nicht da - da können die natürlich ein Problem bekommen.

Magnus Wessel

Vorerst sollten wir uns aber keine Sorgen machen. Die Temperaturen reichten immer noch in den Minusbereich, sagt der Naturschützer. Aber:

Wenn sich das als Trend über mehrere Jahre ziehen sollte, wird das dramatisch die Dinge verändern. Wir reden ja nicht umsonst von einer Klimakrise. Das wird sicher viele Pflanzen und Tiere treffen.

Magnus Wessel

Und von denen werden einige unter der Veränderung leiden. Andere könnten aber sogar profitieren.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 20. Januar 2020 | 18:50 Uhr

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