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Was passiert, wenn wir die Augen schließen und uns an etwas erinnern? Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wissen NewsWas passiert, wenn wir die Augen schließen: Wie Wahrnehmung und Erinnerung zusammenhängen

02. Januar 2024, 14:52 Uhr

Über die Beziehung zwischen Gedächtnis und Wahrnehmung auf neurokognitiver Ebene ist wenig bekannt. Forscher haben sich des Themas angenommen, was im Gehirn passiert, wenn Reize gespeichert und abgerufen werden.

Wie unser Gehirn Informationen verarbeitet und abruft, ist nach wie vor zu wenig erforscht. Beispielsweise geht die kognitive Neurowissenschaft davon aus, dass der Teil des Gehirns, der visuelle Reize verarbeitet, diese entsprechend dem Lichteinfall auf der Netzhaut im Auge verarbeiten würde (retinotopisch). Dem entgegen würden Gedächtnisinhalte abstrakt kodiert. Wissenschaftler unter Federführung des Dartmouth College haben jetzt Hinweise gefunden, dass bei der Speicherung und beim Abruf von Informationen ähnliche Prozesse in Erinnerungs- und Wahrnehmungsarealen ablaufen, beide also nicht unabhängig stattfinden.

"Wir haben herausgefunden, dass die mit dem Gedächtnis verbundenen Hirnregionen die Welt wie ein 'fotografisches Negativ' im Raum kodieren", sagt Adam Steel, Mitautor der Studie. Dieses Negativ sei ein Faktor bei den Wechselwirkungen, die im Gehirn zwischen Wahrnehmung und Gedächtnis abliefen. Bei verschiedenen Experimenten wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomographie überwacht, wie visuelle und Gedächtnisareale des Kortex auf Reize reagieren. Dabei stellten Steel et al. fest, dass, wenn optische Reize dargeboten wurden, nicht nur die visuellen Areale aktiv, sondern auch die Gedächtnisbereiche weniger aktiv wurden. Und andersherum: "Wenn man etwas in seinem Blickfeld sieht, werden die Neuronen im visuellen Kortex aktiviert, während die Neuronen im Gedächtnissystem beruhigt sind", erklärt Autorin Caroline Robertson. "Wenn Sie die Augen schließen und sich an visuelle Reize im selben Raum erinnern, kehrt sich das Verhältnis um: Ihr Gedächtnissystem ist am Drücker und unterdrückt die Neuronen in den Wahrnehmungsregionen", so Robertson weiter.

"Unsere Ergebnisse sind ein klares Beispiel dafür, wie gemeinsame visuelle Informationen von den Gedächtnissystemen genutzt werden, um erinnerte Inhalte in den Fokus und aus dem Fokus zu bringen", sagt Co-Autor Ed Silson von der Universität Edinburgh weiter. Das Forscherteam will zukünftig die Auswirkungen dieser Erkenntnisse auf klinische Krankheiten wie beispielsweise Alzheimer genauer untersuchen.

Link zur Studie

jar/pm

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