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60 Neue SatellitenSpaceX: Vorgezogener Raketenstart bei Bilderbuch-Wetter

23. April 2020, 09:34 Uhr

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, hat man sich wohl bei SpaceX gedacht und einen Raketenstart von Donnerstag auf Mittwoch vorgezogen. Das Wetter war einfach zu perfekt, um den Moment ungenutzt verstreichen zu lassen, weitere 60 Satelliten ins All zu bringen. Zumal die letzten Starts immer wieder verschoben werden mussten.

Bildrechte: imago images / UPI Photo

Update 23.04: Falcon 9 - Start war erfolgreich

60 neue Starlink-Satelliten sind am 22. April in den Orbit geschickt worden. Die Trägerrakete Falcon 9 war um 21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit von Startrampe 39A im Kennedy Space Center der NASA gestartet. Für die Rakete war es der 4. Flug - das macht sie zur meistgeflogenen US-Rakete überhaupt. Und im Gegensatz zu dem holprigen Start im Januar ging diesmal alles glatt. Beim letzten Start hatte sich ein Triebwerk wegen eines Reinigungsmittel-Rückstands in einem kritischen Bereich vorzeitig abgeschaltet.

SpaceX übte sich bei diesem Start erneut in Sachen Nachhaltigkeit: Das Verkleidungsmaterial der Rakete war bereits das dritte Mal in Gebrauch, und auch dieses Mal wurde wieder abgestoßenes Raketenmaterial geborgen. Trägerraketen werfen bei ihrem Aufstieg ab einer bestimmten Höhe Verschalungsmaterial ab, das sonst einfach im Ozean landete und versank. SpaceX hat inzwischen nach eigenen Angaben Material von mehr als 50 Trägerraketen geborgen. Die Wiederverwertung von abgeworfenem Raketenmaterial kann dem Unternehmen bis zu sechs Millionen Dollar sparen, sagt Firmenchef Elon Musk.

Für die Starlink-Mission der Firma SpaceX war es die siebte Operation, insgesamt hat die Firma jetzt 422 Satelliten im All. Damit ist eine wichtige Zielmarke für SpaceX-Betreiber Elon Musk erreicht, demzufolge ab 400 Satelliten damit begonnen werden kann, eine minimale Versorgung mit Breitbandinternet über das Satellitennetzwerk zu erstellen.

Starlink-"Schnur" am 21. April über Berlin Bildrechte: imago images / A. Friedrichs

Der Start der Falcon 9 Rakete war um einen Tag vorverlegt worden. Grund dafür war die aktuelle Wettervorhersage mit optimalen Bedingungen. Zuletzt hatte das Wetter der Firma Ende Januar mehrfach einen Strich durch den Zeitplan gemacht: Ein geplanter Raketenstart war aufgrund schlechter Wetterlage mehrfach verschoben worden. Nicht das erste Mal beim Projekt Starlink, bei dem am Ende 12.000 Satelliten die Welt mit Breitband-Internet aus dem All versorgen sollen.

Das Auftauchen der Satelliten-"Schwärme" am Nachthimmel sorgt regelmäßig für Irritationen, Schlagzeilen und schöne Bilder in den sozialen Medien. Erst vergangene Nacht konnte man am Himmel über Mitteldeutschland einen solchen "Schwarm" sehen.

Die genauen Zeiten für die Sichtbarkeit können Sie für Ihren Ort z.B. bei Heavens above oder der extra für Starlink eingerichteten Seite findstarlink ermitteln. So lohnt sich abends - zum Beispiel am 23. April etwa ab 21:36 Uhr von Dresden - der Blick nach Westen, wo die Satelliten auftauchen und dann nach Osten ziehen. Am 24. April sind dann die Frühaufsteher dran: ab 4:41 Uhr ist die "Perlenschnur" zu beobachten.

Ein kurioser zeitlicher Zufall, denn Nachteulen bot die Nacht vom 21. auf den 22. April ohnehin schon genug Gründe zum Wachbleiben: Es war die Nacht der Lyriden, des ersten Sternschnuppen-Events des Frühjahrs, das nach Mitternacht am nord-östlichen Firmament seinen Höhepunkt erreichte. Noch bis zum 30. April werden einzelne Sternschnuppen zu sehen sein.

Sternschnuppen für Nachteulen, Satelliten für Frühaufsteher oder späte Vögel

Wobei sich die Erscheinungen am Himmel weder optisch noch zeitlich in die Quere gekommen sind. Die Satelliten-Schnüre sind nämlich nur während der Abend- oder Morgendämmerung zu sehen - dann, wenn die Sonne die Objekte bestrahlt und ihr Licht reflektiert wird. Und es ist weitaus einfacher so eine Satelliten-Schnur zu verfolgen, als die sporadisch aufblitzenden Sternschnuppen: Bei Satellitenschwärmen dauert es nämlich zwischen drei und sechs Minuten, bis eine Reihe komplett vorübergezogen ist, sagt Holger Krag, Leiter des Weltraumsicherheitsprogramms bei der Europäischen Weltraumagentur (ESA) bei MDR Aktuell. Er verrät auch, warum die Satelliten in dieser "Perlen-Formation" durchs Blickfeld fliegen:

Satelliten ziehen auf einer kreisrunden Bahn um unsere Erde, und jedes Mal, wenn ein Satz Satelliten gestartet wird, ist es aus bahnmechanischen Gründen am einfachsten, die auf dem gleichen Orbit auszusetzen.

Holger Krag, ESA

Warum wir einen Plan für Schrottentsorgung im Weltall brauchen

Holger Krag Bildrechte: ESA/J. Mai

Egal, wie viele neue Objekte noch in Erdumlaufbahnen geschickt werden - Krag hofft, dass in Zukunft mehr über die Entsorgung der abgenutzten Objekte nachgedacht wird. "Jedes Objekt, was da oben verbleibt, ist möglicher Kandidat für eine Kollision zwischen Raumfahrtobjekten. Und solche Kollisionen würden viele neue Trümmer freisetzen. Wir sprechen schon jetzt von über einer Million Trümmerstücken oberhalb von einem Zentimeter und die sind für Satelliten sehr gefährlich".

(lfw)

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