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Simulation von SO-2, der den Ereignishorizont des Schwarzen Loches Sagittarius A* passiert. Bildrechte: Nicolle Fuller/National Science Foundation

Sagittarius A*Lichtausbrüche vom Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße

16. September 2019, 13:14 Uhr

Forscher registrieren unerwartete Helligkeitsausbrüche vom Horizont um Sagittarius A* im Zentrum unserer Milchstraße. Offenbar fällt viel Materie in das Schwarze Loch mit der 3,5-Millionen-fachen Masse unserer Sonne.

In 2019 konnten Astronomen offenbar beobachten, dass größere Mengen von Materie in das supermassive Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie gefallen sind. Wie die Forscher von der Universität von Kalifornien in Los Angeles im Fachjournal Astrophysical Journal Letters berichten, haben sie während dreier Nächte in 2019 extrem helle Lichtausbrüche vom sogenannten Ereignishorizont des Schwarzen Loches aufgezeichnet. Diese Ausbrüche haben die Wissenschaftler überrascht, da es gewöhnlicherweise sehr ruhig sei in der Umgebung.

Beobachtungen von Sagittarius A*

Die Forscher haben insgesamt 13.000 Beobachtungen analysiert, die seit 2003 von Sagittarius A* angefertigt wurden. Das ist der Name des gigantischen Schwarzen Loches, dessen Größe auf etwa 3,7 Millionen Sonnenmassen geschätzt wird. Beim Vergleich zeigte sich, dass die gemessene Lichtmenge vom Ereignishorizont in der Nacht vom 13. Mai doppelt so stark war wie üblich.

Ereignishorizont nennt man die Grenze um ein Schwarzes Loch, hinter der Materie und Energie endgültig in das Loch hineinstürzen und nichts mehr entkommen kann. Zuvor sammeln sich Licht und Masse aber in einer sogenannten Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch herum. Dort entsteht extreme Reibung, wodurch es zu solchen Lichtausbrüchen kommt.

Sterne kreisen um das Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie

Die Forscher vermuten, dass eine Ursache der Transit des Sterns SO-2 gewesen sein könnte, den Astronomen im vergangenen Jahr beobachtet haben. SO-2 passierte das Schwarze Loch und könnte dabei eine größere Menge Gas verloren haben. Diese Materie hat wahrscheinlich ein Jahr später den Ereignishorizont erreicht.

Eine andere Ursache ist möglicherweise das Objekt G2, bei dem es sich um zwei miteinander verbundene Doppelsterne handeln könnte. In den Beobachtungsdaten von 2014 erreichte G2 seinen nächsten Punkt zu Sagittarius A*. Dabei könnten die äußersten Schichten abgerissen worden sein. Demnach hätten sie erst jetzt den Ereignishorizont erreicht.

Lichtausbrüche: 26.000 Jahre alt und keine Gefahr für die Erde

Tatsächlich sind die jetzt beobachteten Ereignisse bereits uralt, da das Licht vom Zentrum der Galaxie etwa 26.000 Jahre zu uns unterwegs ist. Für die Erde stellen sie keine Gefahr dar, da die ausgestoßenen Strahlungsmengen zu gering sind. Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, ob eine längere Phase starker Aktivität rund um das Schwarze Loch beginnt oder ob es sich bei den jetzt beobachteten Helligkeitsausbrüchen nur um einzelne Brocken hineinstürzender Materie gehandelt hat.

Eike Günther von der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg verfolgt die Forschung der Kollegen mit Spannung. "Es ist spektakulär, wenn man praktisch live beobachten kann, wie Materie in das Schwarze Loch fällt. Dabei kommt zu enormen Helligkeitsausbrüchen", sagt er auf Nachfrage von MDR Wissen. Von Europa aus sind diese Ereignisse aber nur schlecht zu sehen. Einen besseren Blick auf das Zentrum der Milchstraße bietet sich von der Südhalbkugel. Deshalb stammen die Daten der jetzt veröffentlichten Studie vom Keck-Observatorium auf Hawai und der Europäischen Südsternwarte in Chile.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 10. April 2019 | 17:45 Uhr