Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Für Sojaproduktion entwaldetes Land im brasilianischen Amazonasgebiet. Bildrechte: Yves Zinngrebe / UFZ

Wissen-NewsUFZ entwickelt neuen Ansatz für nachhaltigen Handel mit Agrarprodukten

19. April 2024, 18:00 Uhr

Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Flächen im globalen Süden entfällt auf den Anbau von Soja, Palmöl, Kakao und Kaffee – Produkte, die hauptsächlich in die Industrieländer exportiert werden. Forschende des Leipziger UFZ haben nun einen neuen Ansatz für einen nachhaltigen Handel entwickelt.

Ob Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Zucker oder Haselnuss – in nur wenigen Fällen ist deren Anbau in den Herkunftsländern außerhalb Europas wirklich nachhaltig. So werden beispielsweise für Palmöl- und Kakaoplantagen und Soja-Monokulturen Regenwälder gerodet und wertvolle Grasländer genutzt sowie beim Anbau von Kakao und Haselnüssen schädliche Pestizide eingesetzt. Um negative Folgen für Biodiversität, Ökosysteme und Klima zu verhindern, hat die Europäische Union (EU) in zahlreichen Dokumenten ihren politischen Willen festgehalten, dafür eine Mitverantwortung zu übernehmen.

Um im Dickicht der komplexen Handelsbeziehungen zwischen EU und Exportstaaten auf dem Markt der Agrarprodukte für mehr Klarheit zu sorgen, schlägt ein Forschungsteam mit Beteiligung des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) nun einen neuen Ansatz vor, mit dem zum einen die Relevanz der einzelnen Importgüter für die EU und für das Herkunftsland, und zum anderen deren Hebelwirkung analysiert werden. Das Kriterium "Relevanz" beschreibt dabei, wie groß der Anteil eines landwirtschaftlichen Produkts eines Herkunftslands an dem Gesamtimport in die EU ist. Der Begriff "Hebel" verdeutlicht, wie groß der in die EU importierte Anteil eines Agrarguts für das Herkunftsland an der gesamten Wertschöpfungskette oder der Agrarproduktion ist. "Wir können so für jedes Agrarprodukt und jedes Exportland die Bedeutung des Handels mit der EU beschreiben und Maßnahmen überlegen, wie man diese Handelsbeziehungen in Zukunft nachhaltiger gestalten könnte", sagt der UFZ-Forscher Yves Zinngrebe.

Handel vor allem mit Mercosur-Staaten stark

Das Autorenteam analysierte für die wichtigsten Agrarimporte die Relevanz und die Hebelwirkung für drei Dimensionen: für den ökonomischen Wert, den diese Importe für das Herkunftsland haben, für den Fußabdruck als Maß des Flächenverbrauchs für den Anbau der Importgüter sowie für die Entwaldung, also wie viel Hektar für die Produktion der Importgüter gerodet werden musste. Dabei fanden die Forschenden beispielsweise heraus, dass von den Flächen, die für den Anbau von EU-Produkten entwaldet wurden, mehr als 80 Prozent auf Soja, Palmöl, Kakao und Kaffee entfallen. Zudem stellten sie basierend auf der hohen Relevanz und der Hebelwerte fest, dass sich ein Großteil des Einflusses der EU auf einige wenige Staatengruppen mit spezifischen Exportprofilen fokussiert.

Dazu zählen vor allem die Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, da der Handel (insbesondere mit Soja) mit diesen Ländern 22 Prozent des Handelswerts, 33 Prozent der notwendigen Landfläche und 40 Prozent der importierten Entwaldung ausmachen. Dazu gesellen sich Malaysia, Indonesien und Papua-Neuguinea mit dem Fokus auf den Anbau von Palmöl sowie Kakao und Kaffee in einigen Staaten Afrikas, Lateinamerika sowie in Vietnam. "Die EU könnte schon sehr viel erreichen, wenn sie sich beim Aufbau nachhaltiger Handelsbeziehungen auf Soja, Palmöl, Kaffee und Kakao konzentrieren würde", sagt Yves Zinngrebe.

Links/Studien

Die Studie "Prioritizing partners and products for the sustainability of the EU’s agri-food trade" ist im Fachjournal "Science of The Total Environment" erschienen.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 19. April 2024 | 18:19 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen

Nachrichten

Mehr zum Thema