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Citizen ScienceWalross-"Jagd" im Dienst der Wissenschaft

16. Oktober 2021, 10:00 Uhr

Das Wetter trüb und grau, das Fernweh groß, die Arktis zu weit weg und zu kalt? Dann zählen Sie doch mal Walrosse. Dabei sehen Sie die Arktis von oben, trainieren ihre Beobachtungsgabe und helfen der Wissenschaft.

Keine Sorge: So nah kommen Sie den Walrossen nicht beim Wallross-Zählen Bildrechte: imago images/Jaynes Gallery / DanitaDelimont.com

Augen auf bei der Berufswahl, seufzt man ja manchmal. Wer sich heimlich wünscht, sie oder er wäre gern in die Naturforschung gegangen. Diesen Wunsch kann man sich jetzt unkompliziert nebenbei erfüllen, indem man mitmacht bei der Walross-Suche, zu WWF und British Antarctic Survey (als Zentrum für Polarforschung kümmert es sich auch um die Arktis) aufrufen. Dazu muss man nirgendwohin reisen, nicht mal bis in den Park oder den Garten, wie beim Insekten- oder Vogelzählen, man sitzt gemütlich in der warmen Stube und guckt nach Walrossen, die sich nach dem Eisbad gemütlich am Strand zusammenkuscheln.

Walross suchen: Wie geht das?

Das Ganze ist nicht schwer, sondern eher eine Art Geduldspiel. Walross-Detektive melden sich auf der Seite Walrus from Space mit einer Email-Adresse an, durchlaufen ein gut erklärtes "Trainingscamp" und bekommen nach bestandenem Testdurchlauf dann die Freischaltung für die hochaufgelösten Satellitenbilder.

Je nach Lust, Laune, Zeit und Geduld kann man sich dann durch die Satellitenaufnahmen klicken, die Fotos nachschärfen, aufhellen oder stärker/schwächer kontrastieren und genau hingucken. Sind da Walrosse im Bild oder nicht oder hat das Bild einfach eine nichtbrauchbare Qualität? Mehr muss man nicht entscheiden. Die Anwendung ist simpel und man kann ganz schön Zeit damit verbringen. Und erfährt ganz nebenbei in einem kleinen Fenster mehr über Walrosse, zum Beispiel, dass sie nach längerem Aufenthalt im Wasser eine weiße Färbung annehmen. Oder dass sie manchmal auch rosa aussehen.

Solche Aufnahmen analysieren Sie. Mit ein bisschen Übung ist das recht vergnüglich. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Aber warum eigentlich der ganze Aufwand? Das Eis der Arktis, wo die Walrosse leben, schmilzt und zwar immer schneller. Nach Angaben des British Antarctic Survey erwärmt sie sich fast dreimal so schnell wie der Rest der Erde. "Wir sehen einen Verlust von etwa 13 Prozent des sommerlichen Meereises pro Jahrzehnt", sagt Rod Downie, Polar-Experte der Umweltschutzorganisation WWF im Gespräch mit der BBC. Einer der Faktoren dafür sei die Schneeschmelze: Normalerweise wird das Sonnenlicht in der Arktis vom Schnee reflektiert, so dass die Wärme zurück ins Weltall geschickt wird und der Boden kühl bleibt. Wenn Schnee und Eis schmelzen und den Boden darunter offenlegen, fehlt die Lichtreflexion und der Boden erwärmt sich. Diese Eisschmelze erschwert dem WWF zufolge das Leben der Walrosse. Sie können sich nicht mehr auf dem Meereis ausruhen, wo sie normalerweise auch ihre Jungen gebären. All das muss nun an Land passieren, was längere Wege zur Nahrungsbeschaffung bedeutet und ihre Mobilität einschränkt. Auch das Futterangebot ist davon betroffen, denn der Klimawandel beeinträchtigt auch das Überleben dieser Meeresbewohner.

Wenn das Eis der Arktis schmilzt, müssen Walrosse auf "warmes" Festland ausweichen. Bildrechte: imago images/alimdi

lfw

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