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MDR WISSEN AdventskalenderMoral und Hilfsbereitschaft lohnt sich für alle

03. Dezember 2022, 00:00 Uhr

Weihnachten als christliches Fest rückt immer wieder Nächstenliebe, Hilfe sowie Aufmerksamkeit für die Schwachen und moralisches Handeln in den Vordergrund. Das Gute: Selbstloses Verhalten und Kooperation lässt uns alle gewinnen. Das fanden Forschende aus Konstanz jetzt heraus.

Die Weihnachtszeit ist mit das bedeutendste Fest im Feiertagskalender vieler Deutscher. Vor allem Kinder und Familien genießen die Adventszeit, Erwachsene freuen sich über gesellige Abende auf dem Weihnachtsmarkt und auch im Beruf steht nicht selten vieles im Zeichen des Festes. Doch nicht alle Menschen genießen glücklich den Advent, wie er auf vielen Bildern suggeriert wird. Viele können sich keinen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt leisten, besonders ältere Menschen sind oft allein, nicht alle haben Familie, tausende Beschäftigte müssen zum Dienst – in die Krankenhäuser, zur Feuerwehr, zur Polizei oder in Gefängnissen. Oder sie engagieren sich in der Kirche, für Hilfsorganisationen und in der Armenspeisung.

Gegenseitige Hilfe lohnt sich für alle Beteiligten und spart Ressourcen. Bildrechte: Colourbox.de

Konfrontiert mit solchen "weihnachtsuntypischen" – für manche, die es nicht kennen – auch erschütternden Bildern, fragen sich viele Menschen, wie weit Nächstenliebe gehen kann und ob Hilfe wirklich etwas bringt. Die gute Nachricht eines Forscherteams aus Konstanz ist dabei eindeutig: Moralisches Verhalten begünstigt soziale Kooperation und selbstloses Agieren und lässt uns alle glücklicher werden. Wenn wir helfen, tun wir also auch uns etwas Gutes – und helfen nebenbei der Gemeinschaft. "Kooperatives Verhalten zahlt sich nicht nur für die Gemeinschaft, sondern auch für die Einzelnen aus", erklärt Mohammad Salahshour vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell/Konstanz. "Ein moralisches System gleicht einem trojanischen Pferd: Wenn sich aus dem Eigeninteresse der Einzelnen heraus Regeln entwickeln, die für Ordnung und Organisation sorgen, führt das letztlich auch zu selbstloser Kooperation.“

Mathematiker nutzte Werkzeuge der Spieltheorie

Der Mathematiker nutzte dabei Experimente mit zwei Lösungen, um den Moral-Rätsel auf den Grund zu gehen. Erstens das klassische Gefangenendilemma, bei dem zwei Spieler entscheiden müssen, ob sie für eine kleine Belohnung kooperieren oder sich für eine deutlich größere Belohnung verraten. Zweitens ein Spiel, in dem typische Entscheidungen innerhalb von Gruppen im Mittelpunkt stehen – etwa eine Koordinierungsaufgabe, die Verteilung von Ressourcen, die Wahl eines Anführers oder eine Konfliktlösung.

Kooperatives Verhalten nutzt Gemeinschaft und Individuum selbst

Laut Salahshour zeigte sich ohne die Kopplung beider Spiele, dass im Gefangendilemma die Einzelnen durch egoistisches Verhalten am meisten profitieren – wenn es genügend andere gibt, die sich selbstlos zeigen. Jetzt folgte das große 'Aber'. Mit egoistischem Verhalten konnten die Menschen jedoch Koordinierungsaufgaben nicht effizient lösen: Weil sie sich nicht abstimmten, verschwendeten sie Ressourcen. Bei der Kombination beider Spiele zeigte sich, dass der Gewinn durch das kooperative Verhalten viel höher ist als die Verluste, die vermeintlich entstehen, wenn egoistische Belange nicht in den Vordergrund gestellt werden. "Kooperation erweist sich unter diesen Umständen als eine auch für das Individuum lohnende Verhaltensweise. Und genau dadurch können sich soziale Normen und moralische Standards herausbilden", sagte Salahshour.

Links/Studien

Informationen zur Originalstudie: Moral lohnt sich, erschienen in PLOS

(tomi)

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