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WeltklimakonferenzJetzt ist es schon drei vor zwölf: 10 neue Erkenntnisse zum Klimawandel

09. Dezember 2019, 09:11 Uhr

Nicht nur die Erderwärmung legt ein rasantes Tempo vor, auch die Erkenntnisse zum Klimawandel: Zehn neue Erkenntnisse zum Thema werden jetzt von Wissenschaftlern auf der Weltklimakonferenz in Madrid vorgestellt – verständlich für jeden.

Die Uhr tickt und die Welt steht kurz vor einer irreversiblen Klimakatastrophe: An diesem Thema kam in den letzten zwölf Monaten niemand vorbei. Gut so – auch aus wissenschaftlicher Sicht. Denn Forschungsgruppen haben sich auch in diesem Jahr intensiv mit Treibern und Auswirkungen des Klimawandels auseinandergesetzt. Die jüngsten Erkenntnisse haben die internationalen Netzwerke "Future Earth" und "The Earth League" jetzt für jedermann lesbar zusammengefasst und auf der COP25-Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Madrid präsentiert.

"Die wichtigste Erkenntnis der neuesten Klimaforschung ist, dass das Pariser Klimaziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, eine Grenze darstellt, die wir auf eigene Gefahr überschreiten und alle zukünftigen Generationen gefährden", sagt Johan Rockström. Er ist Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Co-Vorsitzender der Earth League, Co-Vorsitzender des Future Earth Advisory Committee und Co-Autor des vorgelegten Berichts. "Bereits jetzt, bei einer Erwärmung von einem Grad, zeigt sich, dass wir uns in Richtung irreversibler Veränderungen bewegen, wie das beschleunigte Abschmelzen der Eisdecke von Grönland und der Westantarktis, das Austrocknen der Regenwälder und das Auftauen des arktischen Permafrosts."

Die zehn Punkte wurden von weltweit führenden Wissenschaftlern geprüft. Und das sind sie in einer Zusammenfassung:

1 Die Welt befindet sich nicht auf dem richtigen Kurs

Die fossile Industrie wächst – und das trotz Wachstum von Ökostrom, Institutionen, die sich von fossilen Brennstoffen trennen und Ländern, die sich von Kohleenergie verabschieden. Immer noch verpflichten sich Weltmarktführer nicht zu den erforderlichen Emissionsreduzierungen.

2 Klimawandel: Schneller und stärker als erwartet

Der Anstieg von Treibhausgaskonzentrationen derzeit ist mit Blick auf die vergangenen 66 Millionen Jahre beispiellos. Ein weltweiter Temperaturanstieg von 1,5 Grad könnte nach aktuellen Beobachtungen bereits 2030 statt 2040 erreicht werden. Auch der Meeresspiegel steigt schnell und der Anstieg liegt jetzt dreimal höher als der Durchschnitt im 20. Jahrhundert.

3 Bergregionen: Große Gefahr für Mensch und Natur

In Bergregionen werden die Auswirkungen des Klimawandels besonders deutlich: Gletscher, Schnee, Eis und Permafrost nehmen dort ab. Das wirkt sich auf verfügbares Wasser aus und erhöht die Gefahr durch Erdrutsche und Steinschläge. Davon sind Schätzungen zufolge mehr als eine Milliarde Menschen weltweit betroffen, sowie die Ökosysteme und Artenvielfalt der Bergwelt.

4 Wälder können uns bald nicht mehr helfen

Durch die Wälder auf der Welt wird der vom Menschen verursachte Ausstoß an Kohlendioxid um ein Drittel kompensiert. Waldbrände, ebenfalls durch Menschen verursacht, bedrohen aber die Wälder und verringern die Ausgleichswirkung. Ein Teufelskreis: In den USA, Kanada, Russland und Australien ist durch anhaltende Dürre ein Anstieg der Zahl an Waldbränden zu beobachten. In Äthiopien oder dem Westen des tropischen Afrikas wurden enorme Emissionen durch Landveränderungen beobachtet.

5 Wetterextreme sind 2019 das neue "Normal"

Regenextreme und Hitzewellen: Unwetter ist Teil einer neuen Normalität, mit deren gravierenden Auswirkungen, mit deren Schäden für Umwelt und Menschen wir leben müssen. Auch eine ambitionierte Minderung der Erwärmung auf 1,5 Grad kann zwar Risiken begrenzen, schützt aber nicht vor regionalen Extremen.

6 Artenvielfalt extrem gefährdet

Die Biodiversität an Land und im Meer wird bei einer Erwärmung von 1 bis 2 Grad zu Verlusten zwischen 14 und 99 Prozent führen. Doch gerade stabile Ökosysteme sind ein Schlüssel dafür, die Erde gegen menschgemachte Emissionen widerstandsfähiger zu machen.

7 Ernährung von Hunderten von Millionen Menschen gefährdet

Durch den Klimawandel leidet nicht nur die landwirtschaftliche Produktivität, sondern auch die Nährstoff-Qualität der Produkte – Unterernährung ist die Folge und das größte Gesundheitsrisiko durch den Klimawandel. Auch die Bestände an Fischen und Schalentieren werden sinken – eine weitere wichtige Nährstoffquelle.

8 Die Ärmsten sind am stärksten betroffen

Durch den Klimawandel werden die Menschen betroffen sein, die sowieso schon zu den Ärmsten zählen. Sie sind noch anfälliger für Dürre, Überschwemmungen, hohe Temperaturen sowie weitere Naturkatastrophen. Künftig wird es weiterhin besonders schwierig sein, der Armut zu entkommen.

9 Gerechtigkeit ist entscheidend

Um erfolgreich Klimapolitik vorantreiben zu können, muss für gesellschaftliche Akzeptanz durch Gerechtigkeit und faire Verteilung der Kosten gesorgt werden. Gerade Ungleichheit ist ein Risiko für das Scheitern einer Zivilisation, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Nationalistische Gefühle müssen vermieden werden.

10 Die Zeit ist reif für eine Wende

Umfragen zufolge sind mehr Menschen aus verschiedenen Ländern auf Grund des Klimawandels ernsthaft besorgt. Proteste zeigen: Ein Umbruch sozio-ökonomischer Systeme ist nah. Damit einher müssen aber auch Verhaltensänderungen gehen. Ein langfristiger und tiefgreifender Wandel durch eine große Zahl an Akteuren ist notwendig, um die Ziele zur Eindämmung des Klimawandels zu erreichen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 02. Dezember 2019 | 11:00 Uhr

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