Für Garten & HausPilze anbauen: So funktioniert's
Pilze wachsen auf Wiesen oder im Wald, sind Nahrung für Schnecken, hungrige Würmer und Tiere. Außerdem sorgen sie dafür, tote Pflanzenteile in Humus und Mineralstoffe zu zersetzen, die so wieder Nahrungsquelle für andere Pflanzen sind. Aber auch uns schmecken sie gut. Umso besser, dass man sie im Garten, im Keller oder auf dem Fensterbrett züchten kann.
Inhalt des Artikels:
Der größte Teil eines Pilzes lebt unsichtbar unter der Erde. Das Myzel, ein feines weißes Geflecht aus Pilzfäden, durchzieht den Boden und nimmt Nährstoffe auf. Es übernimmt alle Lebensfunktionen, die bei Pflanzen Wurzeln, Blätter und Stängel gemeinsam verrichten. Auch die Sporen sind für das menschliche Auge meist unsichtbar. Ins Auge fallen uns nur die oberirdisch wachsenden Fruchtkörper der Pilze. Sie bilden sich erst, wenn der Pilz dazu bereit ist, sich fortzupflanzen.
Achten Sie beim Pilzanbau immer genau darauf, welche Sorte welche Wachstumsbedingungen braucht. Das kann man nicht verallgemeinern.
Anja Kolbe-Nelde | Pilzexpertin
Eine gute Zeit Pilze anzubauen, sind der Frühling oder Herbst. Dann können sie sich gut entwickeln und mit etwas Glück noch im gleichen Jahr wachsen. Meist dauert es allerdings mindestens ein Jahr bis die ersten Pilze sprießen. Wer Pilze im Freiland ausbringt muss dafür sorgen, dass sie mindestens vier Wochen frostfrei wachsen können.
Diese Pilze sind für den Anbau geeignet
Pilz | Temperatur | Standort | Fertigkultur | Brut auf Laubholz | Anbau im Beet |
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Hericium | 10-18 | Im Freien, im Haus | x | ||
Kräuterseitling | 10-18 | Im Freien, im Haus | x | x | |
Piopino | 18-30 | Im Freien, im Haus | x | ||
Austernpilz | 6-24 | Im Freien | x | x | x |
Limonenpilz | 6-24 | Im Freien | x | x | |
Shiitake | 14-22 | Im Freien, im Haus | x | x | |
Champignon | 10-16 | Im Freien, im Haus | x | ||
Braunkappe | Im Freien | x |
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Pilze zu kultivieren: auf einem Holzstamm, im Beet, auf Strohballen oder auf speziellen Substraten. Da im Kaffeesatz viel Holz von der Bohne steckt, ist es sogar möglich, auf Kaffeesatz Pilze wachsen zu lassen. Jeder Pilz hat dabei ganz eigene Ansprüche. Die genauen Erklärungen finden Sie bei den jeweiligen Herstellern des Pilzsubstrates.
Pilzanbau auf Baumstämmen – für geduldige Gärtner
Der Pilzanbau auf einem Holzstamm ist etwas für geduldige Gärtner, denn es dauert meist mindestens ein Jahr bis die ersten Pilze wachsen. Dafür wachsen sie dann bei richtiger Pflege etwa vier bis sechs Jahre bis die Nährstoffe des Baumstamms aufgebraucht sind. Das hängt von der Holzart, von der Dicke des Stammes und natürlich auch von der Pilzsorte ab. Nicht jeder Pilz mag jedes Holz.
Das Schwierigste beim Pilzanbau auf Holz ist, die Durchwachsphase richtig zu betreuen. Man muss jdas für den jeweiligen Pilz richtige Holz aussuchen, es darf sich dort kein anderer Pilz bereits angesiedelt haben und es darf weder zu trocken noch zu nass gelagert werden.
Anja Kolbe-Nelde | Pilzexpertin
Die Baumstämme sollten frisch geschlagen und nicht älter als zwei Monate sein. Außerdem muss die Rinde am Stamm gut erhalten sein, da sie die Feuchtigkeit speichert. Gut eignen sich für alle Pilzkulturen Birkenstämme. Das Holz der Birke ist das weichste unter den Harthölzern und kann von den Pilzsporen gut durchwachsen werden. Allerdings halten Birkenstämme dadurch auch nicht so lange wie andere Holzarten. Aber auch Buche und Stämme von Obstgehölzen eignen sich als Unterlage. Nur Nadelgehölze sollten nicht verwendet werden.
"Impfen" des Baumstamms mit Myzel
Für das Einbringen des Pilz-Myzels in den Stamm gibt es verschiedene Methoden: Zum Beispiel steckt es in Holzdübeln, mit denen die Baumstämme sozusagen geimpft werden. In den Stamm werden je nach Dübelgröße Löcher gebohrt und die Dübel ganz einfach mit einem Hammer spiralförmig rund um den Stamm versenkt (hier gilt: je mehr desto besser). Man kann aber auch eine Kerbe ins Holz sägen, das Myzel hineinstopfen und mit einem Klebeband verschließen.
Der geimpfte Stamm sollte dann mindestens sechs bis zehn Wochen frostfrei, schattig und windgeschützt ruhen, beispielsweise unter einer Hecke. Der Platz darf nicht zu nass sein, dann schimmelt das Holz. Fruchtkörper entwickeln sich erst, wenn der Stamm vom Myzel durchwachsen ist. Je dicker der Stamm, desto länger braucht der Pilz. 15 Zentimeter Durchmesser sind ideal. Hierfür braucht der Pilz etwa ein Jahr.
Auslösen der Fruchtkörperbildung
Je nach Sorte benötigen Pilze bestimmte Reize und Umgebungsbedingungen, um Fruchtkörper zu bilden. Champignons zum Beispiel sterben ab, wenn es dauerhaft über 16 Grad Celsius warm ist. Rosen- und Limonenseitlinge hingegen benötigen sommerlich warme Temperaturen bis 25 Grad Celsius, um zu wachsen.
Andere wie der Austernseitling benötigen einen kurzzeitigen Kältereiz unter fünf Grad Celsius, um Fruchtkörper zu bilden. Und mit Shiitake-Myzel geimpfte Baumstämme müssen gründlich gewässert und anschließend drei bis vier Mal auf den Boden gestaucht werden. Die Vibrationen lösen den Reiz zur Fruchtkörperbildung aus. Pilzbauern nennen dieses Verfahren "Tauchen und Wecken".
Lagern der Pilzstämme
Auch hier sollten Sie auf die Pilzssorte Acht geben. Stämme, an denen beispielsweise Austernseitlinge wachsen sollen, müssen zehn bis 15 Zentimeter tief ins Erdreich eingegraben werden. Das Pilzmyzel braucht den Kontakt ins Erdreich. Mit Shiitake beimpfte Stämme hingegen sollten schräg im 60 Grad Winkel angelehnt werden. Auch sollten sie beschattet werden, um die natürlichen Wuchsbedingungen der Stämme nachzuahmen.
ExpertentippSie können auch mit Pilzmycel fertig durchwachsene Stämme bei Pilzbauern beziehen. Dazu gibt es Anleitungen, wie Sie den Reiz zur Fruchtkörperbildung auslösen können.
Waldgartenpilzkultur für das Gartenbeet
Waldpilze wie zum Beispiel Morcheln oder Braunkappen lassen sich auf dem Beet anbauen. Die Kultur ist im Handel erhältlich. Geliefert wird immer ein Substrat - also der Nährboden und die Pilzbrut. Die genaue Vorgehensweise wird in den Anleitungen der Hersteller erklärt. Grundsätzlich gilt: Für den Anbau von Waldpilzen eignet sich ein schattiger Standort unter Laubbäumen und Büschen. Wichtig ist, dass die Erde nährstoffreich ist, am besten in der Nähe des Kompostplatzes. Der Standort muss geschützt sein, damit die Pilze nicht durch Regen und Wind zerstört werden.
Bis Anfang September kann das Substrat ins Beet eingebracht werden. Auch hier gilt: In der Durchwachszeit sollte kein Frost sein. Es dauert meist ein Jahr bis zur ersten Ernte. Dann bilden sich über zwei bis drei Jahre Pilze.
Fertigkulturen - Pilze in der Kiste
Wenig Arbeit und schnelle Erfolge hat man mit Fertigkulturen. Angeboten werden beispielsweise Champignons oder Austernpilze. Je nach Pilzsorte dauert es zwischen drei und sechs Wochen, bis die ersten Pilze geerntet werden können. Für ganz ungeduldige Menschen empfehlen sich Shiitake-Pilze, diese zeigen meist schon bei Anlieferung ihre Köpfe.
Auf die schon vom Myzel durchwachsene Unterlage wird die mitgelieferte Erde ausgebracht und sehr fein zerbröselt, damit es die Pilze leicht haben durch den Boden zu wachsen. Solange Pilze wachsen sollen, muss die Erde ausreichend feucht gehalten werden. Nie mit der Gießkanne, immer mit einem Sprüher wässern. Damit sich die Feuchtigkeit hält, wird alles mit einer Folie abgedeckt. Allerdings sollte diese immer wieder gelüftet werden, damit die Erde nicht schimmelt. Besonders einfach ist das Züchten von Champignons. Diese brauchen kein Licht, können also auch im dunklen Keller stehen. Temperaturen über 19 Grad Celsius vertragen Champignons aber nicht.
Austernpilze vertragen höhere Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius, brauchen aber auch Licht zum Wachsen.
Ernte
Ernten Sie die Pilze immer möglichst komplett aus dem Boden. Über Pflanzenreste können Schädlinge eindringen. Bei Champignons lohnt es sich, kleinere Pilze noch wachsen zu lassen. Austernpilze wachsen beispielsweise an einem Hauptstamm, sie sollten immer vollständig geerntet werden.
Die richtigen Pilze erntenEs ist immer möglich, dass sich auf dem Pilzstamm oder dem Pilzbeet auch andere Sorten breit machen als die erwünschten. Schauen Sie also genau, welche Pilze Sie ernten, damit es keine bösen Überraschungen gibt.
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 01. Oktober 2024 | 16:45 Uhr