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Der Gartenexperte Achim Werner arbeitet für das Magazin "GartenFlora". Im Interview mit Nadine Witt spricht er über die richtige Pflege des Rasens. Bildrechte: GARTENFLORA/Christian Gehler

Pflege für die GrünflächeGärtner Achim Werner: "Ein Rasen in gutem Zustand hat Vorteile"

23. April 2021, 10:20 Uhr

Der Rasen: Über kaum ein Thema lässt es sich im Garten so gut streiten. Manche pflegen ihren englischen Rasen, andere freuen sich über eine Wildkräuterwiese. Doch ein Rasen in gutem Zustand hat Vorteile, sagt Gärtner und Fachredakteur Achim Werner. Nadine Witt hat mit ihm über die richtige Pflege des Rasens gesprochen.

Rasen ist ein Streitthema: Manche wollen einen gepflegten Rasen, andere mögen lieber Gänseblümchen. Was ist ein guter Rasen?

Es kommt darauf an. Der ideale Rasen ist grün, eben oder sanft modelliert, er enthält keinerlei unerwünschte Pflanzenarten, ist gleichmäßig kurz geschnitten und saftig grün. In Privatgärten ist das selten zu finden. Gänseblümchen sind am ehesten geduldet, beim Moos hört der Spaß dann meistens auf, auch Klee, Gundermann oder Quecke sind keine gern gesehenen Gäste. Andere Gartenbesitzer wiederum verabschieden sich zugunsten eines Moosgartens oder anderer Pflanzenarten komplett vom herkömmlichen Rasengras.

Wie vereinbare ich meinen blühenden, naturnahen Kräuterrasen mit den Ansprüchen meines Gartennachbarn, der englischen Rasen hat?

Naturgärten liegen eigentlich im Trend, so dass sich kaum noch jemand über möglichen Wildkräuter-Flug beschwert. Wenn doch, hilft häufiges Mähen - möglichst nach der Blüte und bevor Samen gebildet werden können. Besonders wichtig ist das bei fliegenden Samen wie denen vom Löwenzahn. Mein Tipp: Einfach mal Löwenzahnhonig aus den Blüten zubereiten, dann entwickeln sich keine Pusteblumen.

Mein Rasen besteht fast nur aus Moos. Ist das gut oder schlecht?

Es kommt wieder darauf an. Grundsätzlich stört ein bisschen Moos nicht. Vor allem im Schatten von Bäumen oder Sträuchern gedeiht es häufig besser als Gras, ist aber auch sein Feind. Es erträgt ungünstige Bedingungen besser als Rasengräser und verdrängt sie. Was ich an Moos nicht mag: Nach dem Regen bleibt es deutlich länger nass. Und es ist nicht so trittfest.

Es hilft jedoch nicht viel, wenn das Moos nur entfernt wird - zum Beispiel durch Rechen oder Vertikutieren. Wenn die Bedingungen für die Rasengräser gleich bleiben, wird das Moos wiederkommen. Schaffst Du dagegen gute Bedingungen für Rasengräser, geht auch der Moosbesatz zurück, beziehungsweise kommt das Moos nicht im gleichen Maße wieder.

Moos im Rasen hat Nachteile: Es bleibt nach einem Regen länger feucht, so dass die Picknickdecke nass wird. Außerdem ist es nicht so trittfest. Bildrechte: MDR/ Daniela Dufft

Wie pflege ich Rasen richtig?

Ein Rasen in gutem Zustand hat Vorteile: Er ist, je nach Mischung, trittfest, auch wenn Kinder darauf spielen oder an jedem Wochenende dort ein Picknick stattfindet. Er ist aber auch anspruchsvoll. Soll er gut wachsen, braucht Rasen viel Stickstoff, der vor allem das vegetative Wachstum fördert, also das Blattwachstum. Den Stickstoff braucht er aber nicht nur, weil er vor allem Blätter, also Halme bildet, sondern weil durch das Mähen ständig Blattmasse entfernt wird, was nach und nach zu einer Verarmung des Bodens führt. Die Gräser und Wildkräuter "saugen" sie aus dem Boden, und der Rasenschnitt landet meist auf dem Kompost. Rasengräser brauchen natürlich alle Nährstoffe, aber Stickstoff wird in der größten Menge benötigt.

Und womit dünge ich genau?

Ich empfehle, einen Rasenvolldünger zu nehmen. Die gibt es in mineralischer Form, was ich selbst verwende, aber auch als organische Dünger. Auch gesiebter Kompost kann verwendet werden, doch jeder Kompost ist anders, so dass man kaum eine Dosierungsempfehlung geben kann. Mit zweimal im Jahr rund fünf Litern Kompost (also einem halben Eimer voll, Anm. der Redaktion) pro Quadratmeter Rasen macht man zunächst nichts verkehrt. Allerdings enthält auch verrotteter Kompost meist keimfähige Wildkräutersamen. Viele Wildpflanzen vertragen häufiges Mähen nicht, werden also schnell verschwinden, andere könnten sich dagegen leicht "einnisten".

Radiomoderatorin und Kleingarten-Besitzerin Nadine Witt ist auf der Suche nach Rasengräsern - zwischen Klee, Moos und Gänseblümchen. Bildrechte: MDR/Nadine Witt

Für meinen naturnahen Garten würde ich eher einen organischen Dünger wählen.

Wenn Du bereits bist, zwei bis dreimal im Jahr damit zu düngen, eignet sich organischer Dünger wunderbar, er ist ja dafür konzipiert. Ich gebe jedoch eins zu bedenken: Mineralische Langzeitrasenvolldünger sind bequem. Manche versorgen den Rasen für drei, manche für sechs Monate, also über die gesamte Saison gleichmäßig mit Nährstoffen, während organische Dünger, genau wie Kompost, manchmal schwankend wirken. Das kann bei Überversorgung zu Düngerverlusten führen, die etwa als Nitrat ins Grundwasser verschwinden. Oder der Rasen wächst zwischendurch mal etwas schwächer.

Bei guten, mineralischen Langzeitdüngern ist der Stickstoff in unterschiedlichen Formen enthalten, die so langsam abgegeben werden, dass der Rasen fast alles aufnehmen kann. Fazit: Bist Du nett zu Deinen Gräsern, dann wachsen sie auch kräftig. Übrigens ist es sinnvoll, gegen Sommerende einen Herbstdünger auszubringen. Er enthält weniger Stickstoff, so dass die Gräser über den Winter nicht zum Wachsen angeregt werden. Trotzdem sind sie gut ernährt und kommen leichter durch den Winter.

Was braucht der Rasen noch?

Wenn Rasen Dünger hat, braucht er auch Wasser. Es kommt ein bisschen darauf an: Wöchentlich sind es etwa 15 bis 20 Liter Wasser auf den Quadratmeter, im Sommer kann das auch mal mehr sein. Dabei gilt: lieber einmal richtig gießen, so dass der Boden gut durchfeuchtet wird, statt nur oberflächlich zu wässern. Dann kommt der Rasen mehrere Tage mit dem Wasser aus. Gegossen wird am besten morgens.

Und wie ist das nun mit dem Mähen und Vertikutieren?

Beim Vertikutieren gehen die Meinungen weit auseinander. Sowohl vertikutierte als auch nicht vertikutierte Rasenflächen können optimal daherkommen. Ich vertikutiere meinen Rasen nicht. Wäre er stark verfilzt, würde ich mir einen Vertikutierer leihen und meinen Rasen im Frühjahr einmal damit durchkämmen. Dabei fliegt übrigens das meiste Moos raus, aber kaum andere Fremdpflanzen. Das Mähen ist neben dem Düngen die wichtigste Maßnahme auf dem Weg zu einem besseren Rasen, der von Gras dominiert wird. Mähe oft, aber wenig. Das ist das Geheimnis.

Statt mit dem Vertikutierer kann Moos auch vorsichtig mit einem Rechen oder Laubbesen aus dem Rasen geholt werden. Bildrechte: MDR/ Daniela Dufft

Was tödlich ist für den Rasen: Wer nach drei Wochen Urlaub 15 bis 20 Zentimeter hohes Gras hat, und es dann auf vier Zentimeter runtermäht, der hat dann eine hässliche Fläche, und nebenbei den Hauptteil der Graspflanzen entfernt. Davon müssen diese sich erstmal erholen. Am besten ist es einmal wöchentlich oder wenn der Rasen etwa sechs Zentimeter hoch geworden ist, zwei Zentimeter davon abzumähen. Das verkraftet ein gut versorgter Rasen locker. An einem heißen Tag würde ich nicht um die Mittagszeit mähen. Aber auch feuchten Rasen sollte man nicht mähen.

Wie ist das mit Sanden? Warum wird das gemacht?

Beim Sanden gibt es zwei Ziele. Ist der Boden schwer und kaum durchlässig, hilft es, ihn mit einer Grabegabel zu perforieren und Sand in die senkrechten Kanäle einzufüllen. Dann ist der Boden besser durchlüftet und das Wasser läuft besser ab. Du hast mittelschweren Lehmboden, so wie es aussieht. Ob diese Maßnahme notwendig ist, müsste man auf einer kleinen Fläche ausprobieren. Sie schadet aber auf keinen Fall.

Ist der Boden verdichtet und kaum durchlässig, hilft es, ihn mit einer Grabegabel zu perforieren und Sand in die senkrechten Kanäle einzufüllen. Bildrechte: MDR/ Daniela Dufft

Die andere Möglichkeit ist ein sogenanntes Topdressing. Dabei wird Sand auf der gesamten Fläche verteilt und so eingerecht, dass leichte Unebenheiten ausgeglichen werden. Er vermischt sich langsam mit dem Boden und so entsteht nach und nach eine gut durchlüftete, trittfeste, schnell abtrocknende Wurzelzone. Man kann auf schweren Böden jährlich ein Topdressing ausbringen. Auf leichten Böden ist ausreichend Sand enthalten, man kann aber Unebenheiten auch hier mit Sand ausgleichen.

Welche Alternativen gibt es zum klassischen Rasen?

Da gibt es einige. Die meisten Alternativen sind allerdings weniger trittfest als Rasen, der ja quasi der Teppich des Außenwohn- und Spielzimmers ist. Man kann es mit der Aussaat von Mikroklee versuchen, entweder als Ergänzung zu Rasengräsern, oder pur. Das ist Weißklee mit besonders kleinen Blättern und flachem Wuchs. Er kann Stickstoff aus der Luft sammeln und im Boden für die anderen Pflanzen verfügbar machen. Davon profitiert nicht nur er, sondern auch benachbarte Pflanzen. Jedenfalls kommen Klee-Gras-Mischungen erwiesenermaßen besser durch trockene Sommer.

Was mit sehr gut gefällt, ist die Rasenkamille, auch Teppichkamille (Chamaemelum nobile 'Treneague') genannt. Sie blüht nicht, mag es warm und trocken, muss nicht gemäht werden, aber sie duftet, wenn man sie berührt. Und sie zieht weniger nährstoffreiche Böden vor. Das wäre vielleicht einen Versuch wert. Sie wächst kriechend und wurzelt immer wieder neu an, wenn ein Trieb sich auf den Boden legt. Zu kaufen gibt es sie in Staudengärtnereien. Die Römische Teppichkamille (Chamaemelum nobile 'Plena'), die Teppichverbene und der Polsterthymian wären ebenfalls Alternativen.

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 24. April 2021 | 09:10 Uhr