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Martin Walser starb den Angaben zufolge im Alter von 96 Jahren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Schmidt

LiteraturSchriftsteller Martin Walser gestorben

28. Juli 2023, 21:53 Uhr

Der Schriftsteller Martin Walser ist tot. Nach Angaben des Rowohlt Verlags starb er im Alter von 96 Jahren. Walser gilt als einer der bedeutensten und streitbarsten Literaten der Bundesrepublik.

Der Schriftsteller Martin Walter ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das teilte der Rowohlt Verlag mit, nachdem zuvor unter anderem SWR und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet hatten. Walser gehörte zu den bedeutendsten und streitbarsten Literaten der Bundesrepublik. Zu seinem vielfach ausgezeichneten Werk gehören Romane, Novellen und Kurzgeschichtensammlungen wie Theaterstücke und Hörspiele sowie Reden und Aufsätze.

Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen

Den Durchbruch erzielte Walser 1957 mit dem Roman "Ehen in Philippsburg". Anfang der 1960er Jahre war er Zuhörer beim ersten Auschwitz-Prozess und machte Wahlkampf für Willy Brandt. Ende der 70er Jahre warb er dann für die deutsche Einheit und befasste sich verstärkt mit der bürgerlichen Gesellschaft.

Die Novelle "Ein fliehendes Pferd" aus dem Jahr 1978 machte ihn zum Bestsellerautor. Das Werk wurde von Kritikern gefeiert und für das Kino verfilmt. Als eines seiner bedeutendsten Werke gilt auch der 1998 erschienene, autobiografisch geprägte Roman "Ein springender Brunnen". Für sein Schaffen erhielt Walser zahlreiche Preise, darunter den Georg-Büchner-Preis im Jahr 1981 sowie den Friedenspreis des deutschen Buchhandels im Jahr 1998.

Auslöser kontroverser Diskussionen

Walsers Auseinandersetzung mit dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gilt bis heute als herausragender Streit der modernen deutschen Literaturgeschichte. Wiederholt löste Walser auch mit Stellungnahmen zu aktuellen Ereignissen kontroverse Diskussionen aus.

1998 warnte er in seiner Friedenspreis-Rede in der Frankfurter Paulskirche, Auschwitz dürfe nicht als Moralkeule instrumentalisiert werden. Im vergangenen Jahr gehörte der Autor zu den Unterzeichnern eines offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz, in dem sich Intellektuelle gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprachen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Walser in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Käthe Walser als "einen großartigen Menschen und einen Schriftsteller von Weltrang", den Deutschland verloren habe.

dpa, KNA, MDR(fef)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. Juli 2023 | 19:00 Uhr