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Am 8. März findet der internationale Frauentag statt. Bildrechte: imago images/IPON

Internationaler FrauentagWarum der Weltfrauentag auch feministischer Kampftag oder Frauenkampftag genannt wird

08. März 2024, 07:59 Uhr

Es ist der 8. März und damit Internationaler Frauentag. Der wurde 1911 zum ersten Mal von der Leipzigerin Clara Zetkin ins Leben gerufen, um die Rechte der Arbeiterinnen zu stärken und ein Frauenwahlrecht einzufordern. Heute ist immer häufiger vom "feministischen Kampftag'" oder auch vom "Frauenkampftag" die Rede. Was hat es mit diesen Alternativnamen auf sich?

Der Frauentag hat schon öfter einen neuen Namen bekommen. Zunächst sei aus dem internationalen Frauenstreiktag der internationale Frauentag geworden, sagt Jessica Bock. Die promovierte Historikerin arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv.

Seit einigen Jahren erfährt der Tag wieder Umbenennungen: "So ab 2017, 2018 lässt sich das beobachten, dass der internationale Frauentag wieder zunehmend Frauenkampftag oder internationaler Frauenstreiktag heißt und dass auch der Streikaspekt dann wieder verstärkt eine Rolle spielt."

Streik und Inklusion

Der Auslöser: Vor allem die feministischen Proteste für ein Recht auf Abtreibung und gegen Gewalt an Frauen in Südamerika. Die Demonstrationen hätten weltweit auf die Frauenbewegung ausgestrahlt, sagt Bock: "Zeitgleich lässt sich auch beobachten, dass nicht mehr nur Frauen adressiert werden, sondern Frauen sternchen-benannt werden oder auch queere Menschen, Trans-Menschen. Das zeigt, dass auch die Zielgruppe sich erweitert hat."

Ein Sternchen hat auch der "internationale Frauen*kampftag", wie das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung den Frauentag seit 2013 nennt. Katrin Wagner erklärt: "Jetzt würde ich sagen, steht es in erster Linie für die Erweiterung, dass es sich nicht mehr nur um Frauenthemen handelt. Auch Menschen, die sich nicht als Frau definieren, können die Anliegen teilen und mitkämpfen."

Trotzdem wollte man den etablierten Begriff "Frauentag" nicht ganz aufgeben – das hätten damals vor allem migrantische Mitstreiterinnen wichtig gefunden. Bis heute sprechen sie deshalb vom internationalen Frauen*kampftag. Kampf im Sinne von Arbeitskampf, betont Wagner.

"Feministischer Kampftag" scheint am weitesten verbreitet zu sein

Unter den neuen Bezeichnungen am weitesten verbreitet scheint die Variante "feministischer Kampftag". Renata Szczepaniak ist Professorin für historische Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig. Sie ordnet ein: "Der Begriff Frauentag ist in dem Sinne neutral, dass er verschiedene Interpretationen zulässt. Je nachdem, welches Denken, welche Stereotypen, welche Konnotationen vorherrschen. Bei dem Begriff feministischer Kampftag haben wir natürlich nicht mehr die Möglichkeit von einer großen Bandbreite von Interpretationen, sondern sie wird eben eingeengt auf diese starke Verbindung zwischen Feminismus und Kampf."

Gerade diese Verbindung von Feminismus und Kampf findet Ines Kappert wichtig. Sie leitet das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie in der Heinrich-Böll-Stiftung und spricht ebenfalls vom "feministischen Kampftag": "Ich finde, es gibt was zu gewinnen, wenn man von Feminismus spricht. Denn Feminismus richtet sich immer gegen Ungleichverhältnisse struktureller Art und will sozusagen nicht die einzelne Frau hier und dort besserstellen. Sondern guckt auf die Ursachen von Geschlechterungerechtigkeit." Doch am Ende herrscht unter den Frauen Einigkeit: Egal, unter welchem Begriff der Internationale Frauentag begangen wird: Bitte keine Blumen, lieber echte Veränderung.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. März 2024 | 10:18 Uhr