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Genaue Zahlen zu LKW-Unfällen an Stauenden gibt es nicht. Bildrechte: IMAGO / lausitznews.de

Hörer machen ProgrammUnfälle am Stauende durch Lkw kaum erfasst

18. Juli 2022, 05:00 Uhr

Erst vor wenigen Tagen ist es zu einem schweren Unfall auf der A2 im Jerichower Land gekommen. Ein Lkw fährt auf das Stauende auf, drei Menschen sterben. Ein MDR-AKTUELL-Hörerin fragt sich, ob solche Unfälle zugenommen haben. Zahlen zeigen, dass es regionale Unterschiede gibt.

Wenn ein Lkw auf ein Stauende fährt, endet das selten glimpflich. Es sind Unfälle, die Schlagzeilen machen und die im Gedächtnis bleiben. Und das beeinflusst natürlich die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Genaue Zahlen zu Lkw-Unfällen an Stauenden gibt es nicht. In der Unfallstatistik werden sie nicht gesondert ausgewiesen. Zahlen gibt es aber zu den Unfällen, an denen Lkw auf Autobahnen beteiligt waren. Dazu sagt Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer: "Wir sehen über Jahre ein relativ gleichbleibendes Unfallgeschehen mit Lkw. Egal ob jetzt alle Unfälle oder nur schwere Unfälle. Das spielt keine große Rolle. Das heißt jetzt nicht, dass es besonders schön ist, aber es nimmt eben auch nicht zu."

Zahl der Lkw-Unfälle konstant

Das Auffahren am Stauende sei nicht der Hauptunfall bei Lkw, sagt Brockmann. Er schränkt aber ein: "Nach meiner Beobachtung ist es so, dass es durchaus nicht weniger geworden ist." Und mehr als solche Beobachtungen gibt es leider nicht.

Das sagt auch Frank Müller vom Zentralen Verkehrs- und Autobahndienst in Magdeburg. Auch er habe keine belastbaren Zahlen. Grundsätzlich habe sich beim Unfallaufkommen im Zusammenhang mit Lkw aber wenig bewegt, sagt er: "Wenn ich die Vor-Corona-Zeit und die Nach-Corona-Zeit betrachte, sind es fast identische Zahlen, wo keine Ausreißer drinnen sind."

Polizei Leipzig: ein Drittel mehr Unfälle seit 2017

Einheitlich ist die Lage in Mitteldeutschland da aber nicht. Die Polizeidirektionen in Leipzig und Dresden erklären auf Anfrage, dass die Zahl der Lkw-Unfälle zuletzt deutlich gestiegen ist – rund um Leipzig seit 2017 sogar um rund 30 Prozent. Von dort heißt es zwar, das Baustellenbereiche und Staus einen Unfallschwerpunkt darstellen. Aber auch hier gibt es keine Details darüber, welche Rolle auffahrende Lkw dabei spielen.

Dass es in den vergangenen Jahren vermehrt zu solchen Unfällen gekommen wäre, kann man beim Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung aber nicht erkennen. Sprecher Martin Bulheller bemüht dafür eine gesonderte Statistik zu Unfällen mit Güterfahrzeugen.

Die jüngste bezieht sich auf das Jahr 2020. Auch dort könne man das Auffahren auf ein Stauende zwar nicht eindeutig identifizieren, auch würde nicht zwischen Autobahn und anderen Straßen oder großen und kleinen Lkw unterschieden.

Zahl der Todesopfer bei Lkw-Unfällen mehr als halbiert

Aber man könne eine Unfallart abbilden, die das Phänomen zumindest etwas enger eingrenzt: "Die Unfallart Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug, das vorausfährt oder wartet. Und hier sind auch alle Stauende-Unfälle drinnen – aber eben auch noch viele andere Unfälle mehr. Und das sehen wir in den letzten Jahren eine sinkende Tendenz bundesweit."

In einigen Monaten häuften sich Lkw-Unfälle an Stauenden, in anderen passiere dann wieder so gut wie nichts, sagt Bulheller. Die Zahl der bei Lkw-Unfällen getöteten Personen sei zuletzt jedenfalls so niedrig gewesen wie noch nie. In den vergangenen 30 Jahren habe sich die Zahl der Opfer um knapp zwei Drittel reduziert – von über 1.800 auf rund 600.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. Juli 2022 | 06:00 Uhr