recapMachen gemischte Teams den Fußball besser?
Um mehr Frauen im Fußball zu halten, hat der DFB 2022 ein Pilotprojekt gestartet: Frauen sollen nun auch über den Jugendbereich hinaus bei Männerteams mitspielen dürfen. Doch welche Fußballverbände sind überhaupt dabei? Und machen gemischte Teams den Fußball besser? Würde die Idee auch im Profi-Bereich eine Chance haben? Mehr dazu diese Woche bei recap.
Von den mehr als 24.000 Fußballvereinen in Deutschland hat im Schnitt gerade einmal jeder vierte ein Frauenteam. Tendenz: weiter fallend. Für Fußballerinnen wird es also immer schwieriger, einen Verein in ihrer Nähe zu finden. Bis sie volljährig sind, dürfen sie zwar noch bei den Jungs mitkicken. Doch danach haben sie die Qual der Wahl: Entweder viele Kilometer zum nächsten Frauenteam fahren. Oder mit dem Sport aufhören.
Chance für Frauen, weiter im Fußball aktiv zu sein
Der DFB gestattet seinen Landesverbänden seit dem vergangenen Jahr, dass Frauen in Männerteams spielen dürfen – und auch am Pflichtspielbetrieb teilnehmen.
In Bayern läuft das Projekt schon seit knapp einem Jahr. 130 Fußballerinnen haben hier bereits das Sonderspielrecht beantragt. Für viele oft die einzige Möglichkeit, weiter im Fußball aktiv zu sein. Viele Spielerinnen – auch in Mitteldeutschland – wünschen sich eine solche Regelung. Und in Sachsen-Anhalt wird sie ab der kommenden Saison auch umgesetzt.
Karla Schöbel vom VfL Gehrden in Sachsen-Anhalt zum Beispiel freut sich über die neue Regelung. Die 18-Jährige darf weiter in ihrem Heimatverein im Jerichower Land spielen. Und gemeinsam mit ihren Jungs auf dem Platz stehen. Von den knapp 1.000 Erwachsenen-Teams in Sachsen-Anhalt sind nur 63 reine Frauenteams. Einen neuen Verein zu finden, wäre für Karla ohne das Pilotprojekt schwierig geworden. Ohne die neue DFB-Regelung wäre für sie ein Ende ihrer Spielerinnen-Laufbahn greifbar nah gewesen.
Wenn diese Regelung nicht getroffen worden wäre, dann würde ich nächstes Jahr keinen Fußball mehr spielen oder zumindest nur noch mittrainieren.
Karla Schöbel – VfL Gehrden
Auch DFB-Nationalspielerin Almuth Schult hat in ihrer Jugend in einer Jungsmannschaft gespielt. Sie hält gemischte Teams für eine sehr gute Lösung. Frauenmannschaften sollten ja nicht im regulären Männerspielbetrieb mitmachen, sondern einzelne Frauen in Männerteam aufgenommen werden, zum Beispiel einfach aus praktischen Gründen.
Mitteldeutsche Landesverbände zögern noch
Recap hat bei allen deutschen Landesverbänden angefragt, ob und wie sie den neuen DFB-Vorstoß umsetzen. Nicht alle machen bedingungslos mit. Bei der Recherche ergab sich ein durchaus differenziertes Bild.
Von den insgesamt 21 deutschen Fußballlandesverbänden sind bisher sechs mit einem klaren "Ja" dabei gewesen: der Bremer Fußball-Verband, der Niedersächsische Fußballverband, der Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern, der Berliner Fußball-Verband, der Badische Fußballverband und wie erwähnt der Bayerischer Fußball-Verband.
In elf Verbänden dürfen noch keine Frauen bei den Männern mitspielen, nämlich in den Verbänden von Schleswig-Holstein, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und im Saarland; außerdem in den Verbänden Niederrhein, Mittelrhein, Westfalen, Rheinland sowie im Südbadischen Fußballverband und im Südwestdeutschen Fußballverband. In letzterem dürfen Frauen aber im "Ü-Bereich" aber bei den Männern mitspielen, das betrifft die Altersklassen über 32.
Vier Verbände planen Regeländerung
Konkret geplant ist das Spielrecht für Frauen in Männerteams neben Sachsen-Anhalt auch in Hamburg, in Hessen und im Württembergischen Fußballverband.
Fakt ist, dass das Frauenspielrecht in Männerteams dafür sorgt, dass einige Frauen dem Fußball treu bleiben können, wenn sie dem Jugendbereich entwachsen sind. Die Erfahrungen beim Bayerischen Fußballverband zeigen zudem, dass diese Möglichkeit einen grundsätzlich positiven Einfluss auf den Fußball hat. Negatives Feedback habe es dort nicht gegeben, teilte der Bayerische Fußballverband MDR AKTUELL auf Anfrage mit.
Welche Vor- und Nachteile es im Zusammenspiel von Frauen und Männern im Fußball gibt und ob gemischte Teams eines Tages sogar im Profi-Bereich Einzug halten könnten, das klären wir in der aktuellen Recap-Folge.
Dieses Thema im Programm:recap bei youtube | 23. Juni 2023 | 17:00 Uhr