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ARD-DeutschlandtrendMehrheit der Deutschen für AKW-Weiterbetrieb

04. August 2022, 20:46 Uhr

Die Mehrheit der Deutschen spricht sich nach dem neuen ARD-Deutschlandtrend für einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke aus. Auch jüngere Menschen sind zunehmend bereit, Atomkraft weiter zu nutzen. CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder drängen unterdessen auf eine AKW-Laufzeitverlängerung bis mindestens 2024.

Die durch den Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen befeuerte Energiekrise hat die Einstellungen der Menschen in Deutschland zur Energiepolitik verändert. Dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend zufolge wollen nur noch 15 Prozent der Deutschen am Atomausstieg zum Ende des Jahres festhalten. 41 Prozent sind dafür, die drei verbliebenen AKW einige Monate länger am Netz zu halten. Ebenfalls 41 Prozent sind dafür, die Atomkraft auch langfristig zu nutzen. Eine deutliche Mehrheit befürwortet zudem eine stärkere Nutzung von Kohlekraftwerken.

Größere Kompromissbereitschaft für Atomenergie

Der Heidelberger Politikwissenschaftler Max Jungmann beobachtet auch in der jungen Generation eine wachsende Bereitschaft, Atomkraft als Brückentechnologie zu akzeptieren. Jungmann sagte MDR AKTUELL, die Auswirkungen des Klimawandels seien heute sehr viel erfahrbarer geworden. Auch die Wissenschaft trage dazu bei. Sie könne die Verbindung zwischen extremen Wetterereignissen und dem Klimawandel relativ zeitnah deutlich machen. Das verändere auch die Risikowahrnehmung der Menschen. Nach der neusten Jugendstudie der TUI-Stiftung "Junges Europa 2022" sind in Deutschland 42 Prozent der 16- bis 26-Jährigen durchaus offen, Atomkraft vorerst weiter zu nutzen.

Merz und Söder drängen auf AKW-Verlängerung

Unterdessen drängen CDU-Chef Friedrich Merz und Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder die Bundesregierung zu einer schnellen Entscheidung über eine länger Nutzung der Atomkraft. Die Unionspolitiker forderten bei einem Termin im bayerischen Essenbach bei Landshut, das dortige Kernkraftwerk Isar-2 nicht nur für die noch vorgesehenen drei Monate, sondern bis mindestens Mitte 2024 weiterzubetrieben. Merz sagte, die Unionsfraktion sei auch bereit, dafür in der Sommerpause zu Plenarsitzungen in den Bundestag zurückzukommen. Er und Söder betonten, dass ein befristeter Weiterbetrieb von Isar-2 den Betreibern zufolge möglich sei.

Auch die rot-grün-gelbe Bundesregierung hat eine etwas längere Nutzung der Atomenergie nicht ausgeschlossen. Vor einer Entscheidung solle aber zunächst das Ergebnis des laufenden erneuten Stresstests zur Energieversorgung abgewartet werden, bekräftigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bereits am Mittwoch.

Nach dem Ausstiegsbeschluss aus der Atomenergie sollten die letzten drei deutschen Atomkraftwerke Isar 2 bei Landshut, Emsland bei Lingen in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg spätestens am 31. Dezember 2022 vom Netz gehen.

MDR/dpa/AFP (dni)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 04. August 2022 | 18:30 Uhr