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CoronaFast vier Millionen Impfdosen abgelaufen

17. Juli 2022, 15:09 Uhr

In Deutschland sind im vergangenen halben Jahr offenbar deutlich mehr Corona-Impfdosen verfallen als bislang angenommen. Das geht aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage hervor. Betroffen ist demnach nur das Vakzin des US-Herstellers Moderna. Kritik kommt von Gesundheitspolitikern.

In Deutschland ist offenbar schon deutlich mehr abgelaufener Corona-Impfstoff vernichtet worden als bisher bekannt. Das geht laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage des CSU-Abgeordneten Stephan Pilsinger hervor. Demnach sind zwischen vorigen Dezember und Ende Juni die Haltbarkeitsfristen von insgesamt 3,9 Millionen Dosen überschritten gewesen.

Im April war das Gesundheitsministerium laut RND noch davon ausgegangen, dass bis Ende Juni drei Millionen Dosen die Vernichtung droht. Betroffen war den Angaben zufolge ausschließlich der Impfstoff des US-Pharmakonzerns Moderna.

Kein Spende wegen fehlenden Bedarfs

Insgesamt hatte die Bundesregierung in dem genannten Zeitraum rund 134,3 Millionen Impfdosen bestellt. Es sei keine Dose gespendet worden. Die internationale Impfstoffallianz Gavi hatte erklärt, derzeit keine Spenden mehr anzunehmen, da es keinen Bedarf gebe.

Gesundheitsstaatssekretär Edgar Franke geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl sogar noch höher liegt. Die Bundesregierung bekomme nur die Daten, die von Ärzten und Apotheken an den pharmazeutischen Großhandel gemeldet würden.

Kritik von Gesundheitspolitikern

Der CSU-Abgeordnete Pilsinger zeigte sich "schockiert", dass erneut mehr Impfstoff als erwartet im Müll landet. "Besonders in Zeiten knapper Kassen und Inflation darf der Staat das Steuergeld der Bürger nicht sinnlos zum Fenster hinauswerfen", sagte er dem RND.

Angesichts der Vielzahl der Krisen müsse der Bund "wieder umsichtiger mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler umgehen", sagte auch die Leipziger Grünen-Gesundheitspolitikerin Paula Piechotta der Nachrichtenagentur AFP. Das Bundesgesundheitsministerium müsse die Impfstoffe künftig "stärker an der tatsächlichen Nachfrage orientiert einkaufen". Die Grünen-Politikerin verwies zudem darauf, dass der Haushaltsausschuss des Bundestags Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits verpflichtet habe, zur besseren Abschätzung der Kaufmengen ein Prognose-Tool einzusetzen.

AFP, KNA, dpa (kkö, jan)

MDR AKTUELL

Dieses Thema im Programm:17. Juli 2022 | 08:00 Uhr