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Nach 9-Euro-AktionVerkehrsunternehmen fordern bundesweites 69-Euro-Ticket

15. Juli 2022, 21:26 Uhr

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen fordert ein dauerhaftes 69-Euro-Ticket als Nachfolger des aktuellen 9-Euro-Tickets. Die Kosten lägen bei jährlich zwei Milliarden Euro. Das FDP-geführte Verkehrsministerium reagierte zurückhaltend. Unterstützung kommt von den Grünen.

In der Diskussion um eine Nachfolge für das aktuell angebotene 9-Euro-Ticket hat sich der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen für ein dauerhaftes 69-Euro-Ticket im Öffentlichen Personennahverkehr ausgesprochen. "Die Branche ist in der Lage, ab dem 1. September ein solches Klimaticket anzubieten", sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Pauschaltarif soll demnach weiterhin in ganz Deutschland im Nahverkehr und in Regionalzügen in der 2. Klasse gelten.

Verkehrsunternehmen mahnen zur Eile

Anders als das 9-Euro-Ticket würde die 69-Euro-Fahrkarte nicht automatisch auch für bestehende Abonnentinnen und Abonnenten gelten, hieß es. Fahrgäste müssten vielmehr abwägen, welches Abo für sie am besten passt. Wolff mahnte in der laufenden Debatte um eine Nachfolgeregelung zur Eile. "Das muss schnell entschieden werden, wir können nicht bis zum Herbst warten", sagte der Hauptgeschäftsführer.

Die Kosten für das vorgeschlagene Angebot bezifferte Wolff auf jährlich rund zwei Milliarden Euro. Für das laufende Jahr 2022 ließe sich das Geld noch über den Rettungsschirm des Bundes für Verkehrsunternehmen finanzieren - die Länder erhalten dadurch 2,5 Milliarden Euro als Ausgleich für die entgangenen Einnahmen durch das 9-Euro-Ticket. "Für das neue Jahr braucht es dann eine neue Regelung", erklärte Wolff. Zur Finanzierung brachte er ein Investitionspaket ähnlich wie das Milliardenpaket für die Bundeswehr ins Spiel.

FDP-geführtes Verkehrsministerium zurückhaltend

Das Verkehrsministerium reagierte zurückhaltend auf den Vorschlag zur Einführung einer dauerhaften 69-Euro-Fahrkarte. Ein Sprecher von Ressortchef Volker Wissing von der FDP sagte, es gebe ein verabredetes Verfahren, wonach im Herbst Ergebnisse einer Arbeitsgruppe von Bund und Ländern zur Zukunft und Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vorliegen sollen. Wissing hatte mehrfach deutlich gemacht, er wolle erst über Reformen im Nahverkehr sprechen und dann über Finanzierungsfragen. Die Organisation des ÖPNV liege bei den Ländern.

Grüne signalisieren Unterstützung

Grünen-Chefin Ricarda Lang signalisierte grundsätzliche Unterstützung für ein Nachfolgeticket. Über das Modell werde man in der Koalition beraten. Klar sei aber: "Es braucht eine Anschlussregelung, die wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen möglichst bundeseinheitlich gilt und dabei günstig ist, also auch sozial." Dabei müssten zwei Ziele gleichzeitig erreicht werden. "Wir wollen ein günstiges Ticket und gleichzeitig die Qualität des Angebots verbessern, das heißt in die Infrastruktur investieren", erklärte Lang in der "FAZ".

9-Euro-TicketMit dem 9-Euro-Ticket können Fahrgäste noch bis Ende August für 9 Euro pro Monat im Nah- und Regionalverkehr durch ganz Deutschland fahren. Mit der dreimonatigen Aktion sollen Verbraucherinnen und Verbraucher entlastet und der Umstieg auf Busse und Bahnen attraktiver werden. Im Juni nutzten nach Angaben des Verkehrsverbands 31 Millionen Menschen den Pauschaltarif, darunter zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten.

AFP, dpa (fef/dni)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 15. Juli 2022 | 08:30 Uhr

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