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1,5 Millionen FörderungDas Projekt "Stadtlabor" soll die Wittenberger Innenstadt beleben

11. Januar 2024, 04:00 Uhr

Mit dem Projekt "Stadtlabor" will Wittenberg die Innenstadt neu denken. Dabei setzt die Stadt nicht auf den üblichen Luther-Tourismus, sondern fragt die Wittenberger nach ihren Ideen. In einem vormals leerstehenden Kaufhaus, direkt im Herz der Stadt, werden diese dann umgesetzt. So können Möglichkeiten gefunden werden, den öffentlichen Raum zu beleben.

Mit einem "Stadtlabor" will Wittenberg frischen Wind in die Altstadt bringen. Die leidet unter ähnlichen Problemen wie aktuell viele deutsche Innenstädte. Es gibt zu wenig aktives Leben, die Zentren veröden. Mit dem Projekt "Stadtlabor" sollen nun gegengesteuert werden. Direkt am Wittenberger Marktplatz wird dazu ein ehemaliges Kaufhaus aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt.

Leeres Kaufhaus wird zum "Stadtlabor"

Die Stadt Wittenberg hat für das "Stadtlabor" das Haus am Markt 3 zur Verfügung gestellt. Der riesige Raum ist frisch renoviert und wartet darauf, mit Leben gefüllt zu werden. Mit seinen 430 Quadratmeter bietet er viel Platz zur freien Entfaltung.

Das bekannte Panorama von Wittenberg – das "Stadtlabor" soll neue Akzente in der Innenstadt setzen. Bildrechte: MDR/Michael Rosebrock

Von Ausstellungen über Podcast-Produktion bis hin zur Hausaufgabenhilfe können dort viele Ideen umgesetzt werden, erklärt Projektleiterin Ivana Rohr: "Es gibt einen Verfügungsfond innerhalb des Projekts, um sich Ideen fördern zu lassen. Im Förderprogramm geht es darum, Sachen auszuprobieren, die man sonst in so einem Kontext nicht ausprobieren kann."

1,5 Millionen Euro Förderung für Wittenberg

Möglich geworden ist das Projekt "Stadtlabor" durch eine Förderung im Rahmen des Bundesprogramms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren". Deutschlandweit werden dabei 250 Millionen Euro für mehr als als 200 Kommunen zur Verfügung gestellt, um ihnen bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie zu helfen. Rund 1,5 Millionen Euro davon stehen Wittenberg zu. Bis 2025 hat die Stadt nun Zeit, die Fördersumme umzusetzen.

Lina Reulecke (l.) und Ivana Rohr vom Planungsbüro Endboss mit Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör vor dem "Stadtlabor" am Markt 3. Bildrechte: MDR/Vivien Vieth

Planungsbüro Endboss begleitet Wittenberger Projekt

Begleitet wird das Projekt "Stadtlabor" von dem interdisziplinären Planungsbüro Endboss. Es ist ein junges Unternehmen aus Hannover, das deutschlandweit urbane Projekte betreut. In Leipzig oder Bautzen haben sie zum Beispiel Skateplätze konzipiert.

Unterschiedliche Ideen für die Innenstadt

Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden bereits konkrete Projekte gesammelt, die innerhalb der nächsten Monate umgesetzt werden sollen: Endboss-Projektleiterin Rohr beschreibt einige davon: "Es wird zwei unterschiedliche Mobile geben, die durch die Stadt fahren. Das eine ist ein von Jugendlichen initiiertes Mobil, wo es ein Sportangebot gibt, das in der ganzen Stadt genutzt werden kann. Es wird ein Brotmobil geben – 'Brototyp' hieß es bei dem Ideenwettbewerb. Da geht es darum, vielleicht über die Kultur und das gemeinschaftliche Backen an unterschiedlichen Orten zusammenzufinden." Außerdem ist ein Märchenfestival angedacht. Die Idee wurde laut Rohr von einer Gruppe Kinder eingereicht.

Das "Stadtlabor" befindet sich mitten im Zentrum von Wittenberg. Bildrechte: MDR/Vivien Vieth

Auch Vernetzung ist ein Ziel

Auch die Buchhändlerin Friederike Brundiers möchte Teil des "Stadtlabors" werden. Sie führt den gemütlichen Laden "Der Esel auf dem Dach" in der Wittenberger Innenstadt. Die Unternehmerin wurde vom "Stadtlabor"-Team angefragt und überlegt, eine regelmäßige Lesereihe umzusetzen.

Brundiers ist dankbar, dass man Mittel an die Hand bekommt, um eigene Ideen umzusetzen. Sie befürchtet aber, dass man "auf der Langstrecke wahrscheinlich doch eher alleine dasteht." Neben monetärer Hilfe wünscht sie sich auch Manpower, um die Ideen weiterzutragen.

Friederike Brundiers in ihrem Buchladen "Der Esel auf dem Dach" im Wittenberger Zentrum. Bildrechte: MDR/Vivien Vieth

Das Büro Endboss ist sich dieses Problems bewusst und will deshalb Menschen zusammenbringen, um gemeinsam Projekte umzusetzen. Finanzielle Mitteln seien vorerst ausreichend da, um zum Beispiel Fachpersonal zu beauftragen oder in Ausnahmefällen Aufwandsentschädigungen zu zahlen, so das Planungsbüro.

Den öffentlichen Raum neu denken

Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör hat Vertrauen in das "Stadtlabor" und hofft, dass sich das Projekt auch über den Förderzeitraum hinaus wirkt: "Wir wissen selbst, das alleine wird eine Altstadt nicht beleben. Aber die jungen Leute werden gefragt, welches Projekt habt ihr? Was lässt sich schnell umsetzen? Und dann passiert das auch. Es darf zwischen der Idee und der Umsetzung, nicht ewig viel Zeit vergehen."

Quelle: MDR KULTUR (Vivien Vieth), Redaktionelle Bearbeitung: op

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 11. Januar 2024 | 07:10 Uhr