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Geflüchtete leiden besonders unter den steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie. Sie haben keine Rücklagen und auch die Tafeln im Land sind überlastet. (Symbolbild). Bildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Steigende PreiseGeflüchtete leiden besonders unter Inflation

12. September 2022, 11:52 Uhr

Kaum einer spricht über die Geflüchteten in der aktuellen Debatte um die anhaltend steigenden Preise, meint der Flüchtlingsrat. Er schlägt Alarm und weist auf deren mitunter ohnehin schon problematischen Lebensbedingungen hin.

In der aktuellen Diskussion um Kostensteigerungen werden nach Ansicht des Flüchtlingsrates in Sachsen-Anhalt Geflüchtete zu wenig beachtet. Dabei seien gerade sie von den Folgen der Inflation überproportional stark betroffen sind, sagte Robert Fietzke vom Flüchtlingsrat.

Sie lebten mitunter in prekären Verhältnissen, die Leistungen seien schon vor dem exorbitanten Anstieg der Inflation "zu gering für ein Leben oberhalb des Existenzminimums". Nun seien die Teuerungen insbesondere bei Lebensmitteln "existenzbedrohend", so Fietzke.

Keine finanziellen Spielräume

Einige Geflüchtete hätten aufgrund von Arbeitsverboten kaum Spielraum, dagegen etwas zu unternehmen, sagte Fietzke. Hinzu komme ein anhaltender Ansturm auf die "Tafeln", der spätestens seit dem Ukrainekrieg zu deren Überlastung führe. "Der Teufelskreis aus inflationsbedingt sinkender Kaufkraft, unbezahlbaren Lebensmitteln sowohl für Geflüchtete als auch für Tafeln und andererseits steigender Nachfrage ist ein reelles Armuts- und Hunger-Risiko."

Die Inflation und die Sparpolitik der Bundesregierung könnten die sozialen Verteilungskämpfe massiv anheizen, sagte Fietzke. "Wir befürchten, dass im Zuge dieser Entwicklung nicht nur die konkrete Gewalt gegen geflüchtete Menschen, bis hin zur Gefahr von rechten Terroranschlägen, zunimmt, sondern auch die Solidaritätswelle mit den geflüchteten Menschen aus der Ukraine in ihr Gegenteil kippt."

Angeblich Aufnahmestopp verfügt

In Sachsen-Anhalt leben die meisten Geflüchteten laut Flüchtlingsrat in mehr als 50 Gemeinschaftsunterkünften und in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes. Im laufenden Jahr wurden bisher knapp 2.700 Asylanträge gestellt. Zudem hat das Land seit Kriegsausbruch etwa 26.000 Menschen aus der Ukraine aufgenommen.

Die meisten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben den sogenannte "vorübergehenden Schutzstatus" und müssen keinen Asylantrag stellen. Einige Ausländerbehörden haben nach Angaben des Flüchtlingsrates aber inzwischen einen faktischen Aufnahmestopp verfügt, weil sie mit der "vermeintlichen Übererfüllung der Aufnahmequote argumentieren".

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dpa, MDR (Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 10.09.2022

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. September 2022 | 14:00 Uhr