Steigende PreiseGeflüchtete leiden besonders unter Inflation
Kaum einer spricht über die Geflüchteten in der aktuellen Debatte um die anhaltend steigenden Preise, meint der Flüchtlingsrat. Er schlägt Alarm und weist auf deren mitunter ohnehin schon problematischen Lebensbedingungen hin.
- Geflüchtete in Sachsen-Anhalt würden besonders unter der Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie leiden, darauf macht der Flüchtlingsrat aufmerksam.
- Sie hätten weder finanzielle Spielräume, noch könnten sie auf die Tafeln im Land ausweichen, weil die ebenfalls überlastet sind.
- Zuletzt hatten in Sachsen-Anhalt knapp 3.000 Menschen einen Asylantrag gestellt, dazu hat das Land rund 26.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.
In der aktuellen Diskussion um Kostensteigerungen werden nach Ansicht des Flüchtlingsrates in Sachsen-Anhalt Geflüchtete zu wenig beachtet. Dabei seien gerade sie von den Folgen der Inflation überproportional stark betroffen sind, sagte Robert Fietzke vom Flüchtlingsrat.
Sie lebten mitunter in prekären Verhältnissen, die Leistungen seien schon vor dem exorbitanten Anstieg der Inflation "zu gering für ein Leben oberhalb des Existenzminimums". Nun seien die Teuerungen insbesondere bei Lebensmitteln "existenzbedrohend", so Fietzke.
Keine finanziellen Spielräume
Einige Geflüchtete hätten aufgrund von Arbeitsverboten kaum Spielraum, dagegen etwas zu unternehmen, sagte Fietzke. Hinzu komme ein anhaltender Ansturm auf die "Tafeln", der spätestens seit dem Ukrainekrieg zu deren Überlastung führe. "Der Teufelskreis aus inflationsbedingt sinkender Kaufkraft, unbezahlbaren Lebensmitteln sowohl für Geflüchtete als auch für Tafeln und andererseits steigender Nachfrage ist ein reelles Armuts- und Hunger-Risiko."
Die Inflation und die Sparpolitik der Bundesregierung könnten die sozialen Verteilungskämpfe massiv anheizen, sagte Fietzke. "Wir befürchten, dass im Zuge dieser Entwicklung nicht nur die konkrete Gewalt gegen geflüchtete Menschen, bis hin zur Gefahr von rechten Terroranschlägen, zunimmt, sondern auch die Solidaritätswelle mit den geflüchteten Menschen aus der Ukraine in ihr Gegenteil kippt."
Angeblich Aufnahmestopp verfügt
In Sachsen-Anhalt leben die meisten Geflüchteten laut Flüchtlingsrat in mehr als 50 Gemeinschaftsunterkünften und in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes. Im laufenden Jahr wurden bisher knapp 2.700 Asylanträge gestellt. Zudem hat das Land seit Kriegsausbruch etwa 26.000 Menschen aus der Ukraine aufgenommen.
Die meisten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben den sogenannte "vorübergehenden Schutzstatus" und müssen keinen Asylantrag stellen. Einige Ausländerbehörden haben nach Angaben des Flüchtlingsrates aber inzwischen einen faktischen Aufnahmestopp verfügt, weil sie mit der "vermeintlichen Übererfüllung der Aufnahmequote argumentieren".
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dpa, MDR (Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 10.09.2022
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. September 2022 | 14:00 Uhr