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Projekt "LosLesen 2022"Wie man Kinder fürs Lesen begeistern kann

02. Juli 2022, 14:30 Uhr

Die Stadtbibliothek in Naumburg bietet viele Veranstaltungen für Groß und Klein. Mitten in der Pandemie ging das aber auf einmal nicht mehr. Trotzdem wollte man weiterhin Kinder erreichen und fürs Lesen begeistern. So entstand das Projekt „An die Bücher, fertig, LosLesen!“.

Erinnern Sie sich noch an Ihr Lieblingsbilderbuch aus der Kindheit? War es vielleicht „Der Struwwelpeter“, „Lustige Geschichten“ oder „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“?

Egal, für welches Buch Ihr Herz damals vielleicht geschlagen hat – wahrscheinlich hat das Lesen Ihnen Freude bereitet. Genau diese Freude wollen auch heute viele Eltern bei ihren Kindern wecken. In Zeiten von Smartphone, Netflix und Co. ist das aber gar nicht mehr so einfach. Zu allem Überfluss schlossen in der Pandemie sogar noch die Bibliotheken.

Das wollte die Stadtbibliothek Naumburg nicht einfach so hinnehmen und entwickelte deshalb das Projekt „An die Bücher, fertig, LosLesen!“, um bei den Kita-Kindern trotz der Einschränkungen weiterhin die Leselust zu fördern. Bei dem Projekt geht es darum, dass die Kinder gemeinsam ihr Lieblingsbilderbuch küren und dazu eigene kreative Ideen umsetzen.

"An die Bücher, fertig, LosLesen!" 2022

Mit Unterstützung der Naumburger Kitas, dem Förderverein der Stadtbibliothek und den Lesepaten des Bürgervereins fand das Projekt letztes Jahr zum ersten Mal statt. Weil es so ein großer Erfolg war, entschied die Bibliothek, dass auch 2022 wieder Lieblingsbilderbücher gekürt werden sollen.

Im Rahmen von „An die Bücher, fertig, LosLesen!“ bekommen die Kindergartengruppen von April bis Mai – je nach Größe der Einrichtung – ein oder zwei Buchpakete mit vier verschiedenen Bilderbüchern zur Ausleihe. Diese Bücher werden dann in der Gruppe gemeinsam angeschaut, gelesen und besprochen. Anschließend wird ein Lieblingsbuch ausgewählt. Außerdem wird in einem Bewertungsbogen festgehalten, warum die Kinder sich für dieses Buch entschieden haben und was ihnen am besten gefallen hat.

Darüber hinaus kann jede Kindergartengruppe, wenn sie möchte, ein kreatives Projekt zu ihrem Lieblingsbuch gestalten. In diesem Jahr entstanden zum Beispiel Plakate, bemalte Figuren und eigene Bilderbücher. Von Juni bis August werden alle Lieblingsbilderbücher und Projekte in der Stadtbibliothek ausgestellt. Dazu wird auch eine Broschüre mit Kommentaren von Kindern und Erziehern herausgegeben.

Von Freundschaft bis Umweltschutz

Wenn die Kinder schon früh schöne Momente mit dem Lesen verbinden, stärkt das die Leselust nachhaltig. Bildrechte: IMAGO images/epd

Dieses Jahr waren knapp 400 Kinder aus 14 Kindergärten dabei. Sie wählten aus fast 100 Bilderbüchern 22 Lieblingsbücher. Die Bücher, die zur Auswahl stehen, sind immer Neuerscheinungen. Dieses Jahr stammen sie aus dem Buchmarkt 2021/22.

Die Bilderbücher beschäftigen sich mit einer ganzen Reihe von Themen und diese Vielfalt bleibt auch bei den gewählten Lieblingsbüchern erhalten. So geht es zum Beispiel um Freundschaft, die Eltern-Kind-Beziehung, Zeitwahrnehmung, Toleranz und Umweltschutz.

Ziel des Projekts ist es, das Vorlesen und die Auseinandersetzung mit Buchinhalten zu fördern. Außerdem möchte die Stadtbibliothek die Kinder damit aktiv in ihr Leseförderungsangebot einbeziehen und ihnen die Möglichkeit geben, es mitzugestalten.

Leselust bei Kindern wecken

Projekte wie "An die Bücher, fertig, LosLesen!" helfen, Kinder für Bücher, Bibliotheken und das Lesen zu begeistert, meint Projektleiterin Antje Key. Aber man könne auch zu Hause viel tun.

 Ich finde, das Allerwichtigste ist, dass man mit dem Kind in eine Bibliothek oder Buchhandlung geht und zusammen Bücher aussucht. Also, dass das Kind mitentscheidet, was es wirklich interessiert und man das Vorlesen dieses Buches in den Familienalltag integriert.

Antje Key, Projektleiterin von "An die Bücher, fertig, LosLesen"

Außerdem würden kleine Kinder auch gerne selbst vom Inhalt der Bücher erzählen und so tun, als würden sie vorlesen. Auch damit könne man Interesse am Lesen wecken, erklärt Antje Key. Sie glaubt, dass diese frühe Prägung entscheidend dafür ist, ob Kinder auch später noch gerne lesen oder nicht. Wenn man positive Erinnerungen mit Büchern verbände, weil die Eltern einem früher vorgelesen haben oder man gerne in der Bibliothek war, sei es viel wahrscheinlicher, dass man gerne liest.

Auch Bilderbücher gibt es mittlerweile in E-Book-Format. Die hält Antje Key aber eher für ungeeignet. Für Kinder sei das haptische Erlebnis, also das Anfassen und Umblättern, wichtig. Außerdem nutze man Handy und Tablet eher für sich, während das Lesen ein gemeinsames Erlebnis sei, zumindest bei kleinen Kindern.

5 Tipps, wie man Kinder zum Lesen motivieren kann

Verbunden mit einem besonderen Ort, wird das Lesen für Kinder zu einem kleinen Abenteuer. Bildrechte: imago images / Westend61

1. Gemeinsam Lesen
Gerade am Anfang ist Lesen für Kinder noch sehr mühsam. Sie entziffern den Text mit höchster Konzentration Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort. Das ist sehr anstrengend und wenig motivierend. Deshalb ist es besser, gemeinsam zu lesen und sich zum Beispiel immer nach einer Seite abzuwechseln. So kann sich das Kind zwischendurch entspannen und die Geschichte genießen.

2. Verständnisvoll und geduldig sein
Wenn Sie ihr Kind auf jeden Fehler hinweisen, wird es sich wahrscheinlich dem Lesen verschließen und die Lust verlieren. Statt zu kritisieren, ist es besser ihr Kind zu fragen, wie Sie helfen können und zusammen über Lösungen nachzudenken.

3. Rituale rund ums Lesen
Verbinden Sie das Lesen mit schönen Ritualen. Sie könnten zum Beispiel eine besondere Lesekerze anmachen, eine spezielle Teesorte trinken oder gemeinsam eine gemütliche Leseecke bauen. So wird das (Vor-)Lesen zum besonderen Erlebnis.

4. Einen guten Zeitpunkt wählen
So lange ihr Kind noch nicht flüssig Lesen kann und es als anstrengend empfindet, fühlt sich das Lesen auch nicht nach einer angenehmen Freizeitbeschäftigung an. Deshalb kann es hilfreich sein, zu einem Zeitpunkt zu lesen, an dem das Kind einen Vorteil darin sieht.  Wenn Sie zum Beispiel abends fragen „Willst du schon ins Bett oder noch 15 Minuten lesen?“, wird ihr Kind wahrscheinlich lieber lesen, um noch länger wach bleiben zu können.

5. Fortschritte festhalten
Nichts motiviert mehr, als zu merken, dass man besser wird. Gerade wenn ihr Kind selbst noch keinen Fortschritt merkt, ist es wichtig, auch kleine Entwicklungen zu loben und damit zu signalisieren, dass sich die Mühe lohnt. Zusätzlich können Sie den Fortschritt auch dokumentieren, in dem sie jeden Monat ein Video drehen oder zählen, wie viel Wörter ihr Kind in einer Minute lesen kann.

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MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT | 30. Juni 2022 | 17:30 Uhr

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