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Gebürtiger HallenserJazz-Posaunist Conny Bauer erhält Albert-Mangelsdorff-Preis

05. November 2023, 04:00 Uhr

Der Posaunist Konrad "Conny" Bauer erhält am Sonntag den Albert-Mangelsdorff-Preis 2023 für sein Lebenswerk. Die Deutsche Jazzunion ehrt den Musiker auch für seine Verdienste für den Jazz in Deutschland. Conny Bauer wurde 1943 in Halle geboren und studierte in Dresden Posaune, wo er auch den Jazz für sich entdeckte. Heute lebt Bauer in Berlin. Dort hat ihn Julia Hemmerling in seinem Probenraum getroffen, um über den Preis und seine Musik zu sprechen.

Der 1943 in Halle geborene Jazz-Posaunist Conny Bauer bekommt am Sonntag den Albert-Mangelsdorff-Preis 2023. Bei einem Treffen in seinem Probenraum in Berlin Lichtenberg sinniert er über diese höchste Auszeichnung, die ein Jazzmusiker in Deutschland bekommen kann.

Eine späte Ehrung

"Ich weiß ich nicht, ob ich das so gut finde, dass ich jetzt schon 80 bin und den kriege", sagt Bauer. Denn: "Hätte man ihn mit 60 bekommen, hätte man ihn noch ein Paar Jahre für die Werbung verwenden können." Außerdem sei er erst der dritte Preisträger aus der ehemaligen DDR, wundert sich Bauer.

Zugleich ist er der dritte Musiker aus der Band Synopsis, der diesen Preis bekommt – nach Saxofonist Ernst Ludwig Petrowsky (1997) und Pianist Ulrich Gumpert (2005). Nehmen wir an, der Schlagzeuger der Band Günter Baby Sommer trägt es mit seinem unverwüstlichen Humor.

Wie Sommer und Gumpert hat Conny Bauer in den 70er-Jahren bei Klaus Lenz gespielt, auch bei der Modern Soul Band. Bevor er dann zu Synopsis kam, später bekannt als Zentralquartett – die nun dreifach Albert-Mangelsdorff-bepreiste Free-Jazz-Band, die ein Eckpfeiler des DDR-Jazz war.

Große Leidenschaft für den Free-Jazz

Man lotete mit viel Spielfreude die Grenzen des musikalisch Machbaren aus und entwickelte damit einen DDR-Exportschlager. Bloß keine Langeweile aufkommen lassen: Nichts war in den 70er-Jahren vor den DDR-Jazzern sicher.

"Man kann ein tolles Stück mit Begeisterung einstudieren und proben, aber wenn man es 50 Mal gespielt hat, dann hängt's einem zum Hals raus", so Bauer. Beim Free Jazz dagegen sei das ganz anders gewesen: "Da hat man jeden Abend was Neues gemacht und konnte die Raumakkustik mit einbeziehen, die Stimmung im Publikum, seine eigene Stimmung. Und das hat mich fasziniert an dieser Musik, dass man auch seine Neugier befriedigen konnte."

Nebenbei hat Bauer sich immer Stücke für etwaige Soloabende zurückgelegt. Und während viele Posaunisten heute noch mit sich hadern, einen Abend ganz alleine auf die Beine zu stellen, hat sich Bauer ein Vorbild an Posaunist Albert Mangelsdorff genommen. Der habe bei den Olympischen Spielen 1972 in München erstmals ein Posaunen-Solokonzert gegeben, mit großem Erfolg. "Von da an hat mich das gereizt, selber sowas zu machen", erzählt Bauer.

Ein stilistisches Vorbild für jüngere Musiker

Ein Vorbild ist er mittlerweile selbst für etliche Musiker. Sowohl seinen Gesang als auch die Posaune bringt er mehrstimmig zum Klingen. Wie schon Mangelsdorff singt Conny Bauer mit ihr, nutzt sie als Perkussion im weitesten Sinne. Kein Projekt, kein Stil, keine Besetzung ist für ihn undenkbar.

Als das Zentralquartett 2016 allerdings mit Wolf Biermann dessen Lieder aufnehmen wollte, stieg er aus. Das musikalische Konzept sei ihm nicht free genug gewesen. Er verlässt das Mutterschiff zum wiederholten und vielleicht letzten Mal. Und nachdem er diese letzte Geschichte in seinem Probenraum erzählt hat, verabschiedet er sich sehr höflich: Er spiele heute Nacht noch auf einer Vernissage.

Quelle: MDR (Julia Hemmerling), redaktionelle Bearbeitung: hki

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