InflationEisleber Tafel-Chef fordert Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung
Die Tafeln in Sachsen-Anhalt arbeiten seit Monaten an der Belastungsgrenze. Sven Hennig, Chef der Einrichtung in Eisleben, hat sich nun für ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung ausgesprochen. Haltbarkeitsdaten müssten etwa vertretbar verändert werden, damit weniger weggeschmissen wird.
- Der Leiter der Eisleber Tafel fordert eine gesetzliche Regelung, durch die weniger Lebensmittel weggeschmissen werden.
- Die Tafeln haben derzeit immer stärkeren Zulauf und arbeiten am Limit.
- In Deutschland ist es für Supermärkte nach wie vor billiger, Lebensmittel wegzuwerfen als sie zu spenden.
Der Chef der Tafel in der Lutherstadt Eisleben, Sven Henning, hat ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung gefordert. In der MDR-Sendung "Fakt ist!" sagte Henning, es dürfe nicht mehr so viel weggeworfen werden. Haltbarkeitsdaten müssten etwa vertretbar so verändert werden, dass die Waren noch an die Tafeln abgegeben werden könnten. Er sprach sich zudem dafür aus, dass Händler, die die Tafeln unterstützen, steuerlich entlastet werden müssten.
Wir sind zur Hilfe da, aber nicht zur Versorgung.
Sven Henning, Chef der Tafel in Eisleben
Zur aktuellen Situation rund um die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise sagte Henning, dass die Tafeln immer mehr Zulauf bekämen. "Wir können es kaum noch schaffen, die Ware ran zu holen." Man sei am Limit. "Wir liegen bei 25 Tonnen Ware, die wir im Monat abholen", erklärte Henning. Das seien etwa 1.350 Personen pro Woche, die man mit Lebensmitteln erreiche. Er betonte dabei die Rolle der Tafeln: "Wir sind zur Hilfe da, aber nicht zur Versorgung."
Im Juli hatte bereits der Landesvorsitzende der Tafeln in Sachsen-Anhalt, Andreas Steppuhn, gefordert, ein Gesetz zur Lebensmittelrettung einzuführen, um der sinkenden Spendenbereitschaft an die Tafeln entgegenzuwirken. Steppuhn erklärte, ein Wegwerfverbot helfe wenig, vielmehr müssten die Anreize erhöht werden, dass Lebensmittel etwa bei Überproduktion gerettet werden könnten. Hintergrund ist, dass es für Supermärkte immer noch billiger ist, nicht verkaufte Lebensmittel wegzuwerfen als an Tafeln zu geben.
Anders als in Frankreich, Finnland, Italien oder Tschechien ist in Deutschland aktuell kein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung geplant. Wie andere europäische Staaten gesetzlich vorgehen, erfahren Sie in den nachfolgenden Abschnitten.
Regelung in Frankreich
In Frankreich gibt es ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung, das infolge einer Online-Petition verabschiedet wurde. Großen Supermärkten ist es demnach offiziell verboten, noch Genießbares in den Müll zu werfen. Seit 2016 müssen französische Supermärkte mit einer Fläche von über 400 Quadratmetern zudem nicht verkaufte Lebensmittel an ehrenamtliche Organisationen spenden.
Regelung in Tschechien
Auch in Tschechien müssen Supermärkte unverkaufte Lebensmittel durch ein Gesetz an Wohltätigkeitsorganisationen weitergeben. Verstößt ein Supermarkt dagegen, fallen Strafen bis zu 390.000 Euro an.
Regelung in Italien
Italien hat zwar eine gesetzliche Regelung, um Lebensmittelverschwendung zu verhindern, verhängt allerdings keine Strafen. Stattdessen gibt es etwa Steuererleichterungen, die Firmen dazu bewegen sollen, Lebensmittel nicht wegzuwerfen. Zudem werden in Restaurants Kampagnen gestartet, durch die Gäste nicht gegessenes Essen nach Hause mitnehmen sollen. Eigentlich ist das in Italien verpönt.
MDR (Dagmar Borchert, Johanna Daher, Felix Fahnert)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 29. August 2022 | 22:15 Uhr
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