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Immer mehr Menschen suchen die Hilfe von Psychotherapeuten. Der Bedarf in Sachsen-Anhalt steigt. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/MASKOT

Lange WartelistenImmer mehr Menschen in Sachsen-Anhalt suchen psychotherapeutische Hilfe

23. April 2023, 11:57 Uhr

In Sachsen-Anhalt wollen immer mehr Menschen eine psychotherapeutische Behandlung. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Anfragen bei Therapeuten verdoppelt, und auch durch die Coronapandemie hätte sich der Bedarf noch einmal deutlich erhöht.

Deutlich mehr Menschen als noch vor ein paar Jahrzehnten suchen in Sachsen-Anhalt psychotherapeutische Hilfe, sagt der Vorsitzende vom Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, Constantin Puy. Insbesondere durch globale Krisen und Kriege habe sich der Bedarf an Psychotherapie erhöht, in den vergangenen 20 Jahren sogar verdoppelt.

Der Blick auf Psychotherapie hat sich verändert

"Heute sind mehr Leute dazu bereit, zu einer Therapeutin oder zu einem Therapeuten zu gehen", sagt Nadine Mahnecke-Windhövel von der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer. Die Wahrnehmung der Gesellschaft habe sich verändert, psychologische Behandlungen seien gerade bei jungen Erwachsenen alles andere als verpönt.

"Junge Menschen sind eher verkopft", sagt Puy. Das könne dazu führen, dass sie sich selbst und ihre Gefühle nicht mehr gut wahrnehmen. Bleibt diese Taubheit, steige laut dem Mediziner die Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken. Dennoch brauche nicht jeder, der sich psychisch schlecht fühlt, gleich eine Therapie, sagt Puy. "Manchmal helfen zum Beispiel schon Angebote, sich einfach mal mitteilen zu können."

Menschen aus Sachsen-Anhalt müssen trotz Überversorgung warten

Ist doch eine Therapie notwendig, müssen Menschen aus den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts meist länger auf eine Psychotherapie warten als Städter. "Manchmal sind es zwei oder drei Monate, in anderen Fällen werden es auch mal bis zu neun Monate", sagt Puy.

Laut Kassenärztlicher Vereinigung in Sachsen-Anhalt sei der Bedarf auf dem Land gedeckt. Ermittelt wird dieser anhand eines Bedarfsplans, der für ländliche Regionen deutlich weniger Psychotherapieplätze vorsieht als für Städte. 2022 versorgten 440 Therapeutinnen und Therapeuten die Menschen aus den ländlichen Regionen.

Für die bestimmte Regionen stellt der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen am Dienstag eine Überversorgung fest. Im Altmarkkreis Salzwedel, in Anhalt-Bitterfeld, in der Börde, im Burgenlandkreis, in Dessau-Roßlau, in Halle, im Jerichower Land, in Magdeburg, in Mansfeld-Südharz, im Saalekreis, in Stendal und in Wittenberg sollen laut Beschluss zukünftig weniger Psychotherapeutinnen und -therapeuten zugelassen werden.

Kurze Behandlungen, lange Wartezeiten

Um dennoch möglichst vielen Menschen einen Therapieplatz zu geben, versuchen Krankenkassen, die Behandlungen möglichst kurz zu halten, sagt Mahnecke-Windhövel. Damit sparen die Kassen aber auch Kosten, gibt sie zu bedenken.

Grundsätzlich seien individuelle Wartezeiten schwer messbar, da viele Menschen auf der Suche nach einem Therapieplatz auf mehreren Wartelisten ständen. Wenn Menschen allerdings so lange warten müssten, bis sie in die Klinik müssen, kritisiert Mahnecke-Windhövel, "ist das deutlich teurer."

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dpa/MDR (Cynthia Seidel)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. April 2023 | 13:00 Uhr

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