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Zerstörter Lebensraum und schlecht fürs Klima: Waldbrände wirken sich in vielerlei Hinsicht negativ auf Mensch und Tier aus. Bildrechte: MDR/Max Schörm

WaldbrändeWo und warum es in Sachsen-Anhalt häufig Waldbrände gibt

08. Juni 2023, 05:00 Uhr

Bedingt durch die anhaltende Trockenheit in den Jahren von 2018 bis 2022 stieg die Zahl der Waldbrände nach Jahren der Entspannung in Sachsen-Anhalt wieder sprunghaft an. Warum diese besonders häufig im Norden und Osten des Landes ausbrechen und welche Folgen Waldbrände für Mensch und Natur haben.

Nachdem die Monate März und April noch für reichlich Niederschlag in Sachsen-Anhalt sorgten, war der Mai 2023 der niederschlagärmste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die anhaltende Trockenheit hat dafür gesorgt, dass die Waldbrandgefahr in Sachsen-Anhalt Anfang Juni nahezu flächendeckend als hoch oder sehr hoch eingestuft wird. Am Brocken standen bereits zwei Hektar Wald in Flammen.

Das bedeuten die Waldbrandgefahrenstufen

Die Waldbrandgefahrenstufen geben für jede Region die aktuelle Waldbrandgefahr an und dienen als Grundlage für die Einleitung entsprechender Schutzmaßnahmen vor Ort. In Sachsen-Anhalt stellt der jeweils zuständige Kreiswaldbrandschutzbeauftragte in der Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. September des Jahres auf der Grundlage der Daten des Deutschen Wetterdienstes die Waldbrandgefahrenstufe fest und gibt eine der folgenden Stufen bekannt:

  • Stufe 1: sehr geringe Gefahr
  • Stufe 2: geringe Gefahr
  • Stufe 3: mittlere Gefahr
  • Stufe 4: hohe Gefahr
  • Stufe 5: sehr hohe Gefahr

Die meisten Waldbrände in den zurückliegenden zehn Jahren wurden allerdings nicht im Harz registriert, sondern im Landkreis Wittenberg sowie im Jerichower Land. Nach Angaben des Landeszentrums Wald brannte es allein 42 Mal im Gebiet der Stadt Annaburg (Landkreis Wittenberg), zu dem auch Teile des Waldgebiets Annaburger Heide gehören. Auch in den benachbarten Stadtgebieten von Jessen und Kemberg standen immer wieder Wälder in Brand, ebenso in Jerichow und Genthin im Jerichower Land.

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Vegetation und Trockenheit begünstigen Waldbrände

Die Regionen mit den meisten Waldbränden der vergangenen Jahre liegen in Sachsen-Anhalt ausnahmslos in Bereichen, die zur sogenannten Waldbrandgefahrenklasse A gezählt werden. In diesen Regionen gilt laut Landeszentrum Wald allgemein eine sehr hohe Waldbrandgefährdung sowie die Gefahr für Großbrände.

Der Unterschied zwischen Gefahrenstufe und GefahrenklasseWaldbrandgefahrenstufen von 1 bis 5 werden täglich aktualisiert und geben die aktuelle Waldbrandgefahr an.

Waldbrandgefahrenklassen von A bis C beruhen auf langjährigen statistisch erfassten Waldbränden, der Brandfläche und Häufigkeit unter Berücksichtigung der Zünd- und Brennbereitschaft vorhandener Waldstrukturen sowie regionaler Standort- und Klimaverhältnisse.

Quelle: Landeszentrum Wald

Im Norden und Osten des Landes – allesamt Waldbrandgefahrenklasse A – wirkt sich eine Reihe von Faktoren negativ auf die Brandgefährdung der Wälder aus. Zum einen sind die Böden sehr sandig und damit wasserdurchlässig, sodass sie nach Niederschlägen sehr schnell wieder austrocknen. Zum anderen ist der Anteil der Waldflächen im Landkreis Wittenberg, im Jerichower Land sowie in der Altmark deutlich höher als im landesweiten Durchschnitt. Darüber hinaus bestehen die Flächen vorwiegend aus Kiefernwäldern, die sehr zündfähig sind.

Bildrechte: MDR/Max Schörm | MDR/Max Schörm

Ein weiterer Faktor, der Waldbrände begünstigt, ist in Sachsen-Anhalt – als das trockenste aller Bundesländer – der fehlende Niederschlag. Insbesondere die zurückliegenden Jahre waren außergewöhnlich trocken, erklärt Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald:

Die vergangenen fünf Jahre waren ganz entscheidend für das, was wir draußen sehen im Wald. Wir hatten so viel Trockenheit, dass gewissermaßen ein ganzer Jahresniederschlag – also über 500 Liter pro Quadratmeter – sich als Minus aufgebaut hat. Das gab es so extrem in der Vergangenheit nicht.

Diplom-Forstingenieur (FH) Andreas Goldschmidt, Landeszentrum Wald

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Waldbrand-Ursache Nummer 1: Menschen

Sandige Böden und Trockenheit begünstigen zwar die Gefahr für einen Waldbrand, Hauptgrund für den Brand selbst ist allerdings der Mensch. Natürliche Ursachen, beispielsweise durch einen Blitzeinschlag, spielen kaum eine Rolle. Deutschlandweit gingen im Jahr 2021 die meisten Brände, bei denen die Ursache ermittelt werden konnte, auf Fahrlässigkeit von Menschen sowie Brandstiftung zurück. Immerhin: Seit 1992 ist die Zahl der Waldbrände in Sachsen-Anhalt – mit einigen Ausnahmen – zurückgegangen.

Betrachtet man die vergangenen 30 Jahre, dann hat die Waldbrandgefahr insgesamt abgenommen. In den vergangenen fünf Jahren allerdings ist die Gefahr aufgrund der Trockenheit und des Waldsterbens wieder gestiegen. Das korreliert immer mit dem Witterungsverlauf, was zuletzt in den Ausnahmejahren 2018 und 2022 wieder deutlich wurde.

Diplom-Forstingenieur (FH) Andreas Goldschmidt, Landeszentrum Wald

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Jeder Waldbrand stellt nach Angaben des von Bundesministerien geförderten Informations- und Aufklärungsprojekts "Brennpunkt Wald" eine Bedrohung für das Ökosystem Wald dar, bei dem nicht nur das Klima durch den massiven Ausstoß von Schadstoffen belastet wird, sondern es werden auch Tiere, Pflanzen und Pilze massiv in Mitleidenschaft gezogen. Während viele große Tiere Waldbrände unbeschadet überstehen, verenden pro Quadratmeter Brandfläche Insekten und Spinnentiere zu Tausenden, Mikroorganismen sogar zu Millionen. Zudem wird der Lebensraum der Waldtiere für lange Zeit zerstört.

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MDR (Manuel Mohr, Gloria Timm)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juni 2023 | 12:00 Uhr

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