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Löschhubschrauber der Bundespolizei tanken Wasser für ihren Löscheinsatz 2022 beim Brockenbrand. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Waldbrand im HarzBilanz ein Jahr nach Brockenbrand: Weiter Aufholbedarf

11. August 2023, 18:30 Uhr

160 Hektar Wald haben im Sommer 2022 in Flammen gestanden. So heißt es in Meldungen der Feuerwehr vor Ort. Nicht nur der Streit um die tatsächliche Brandgröße, sondern auch die Maßnahmen, um zukünftige Brände zu verhindern, sollten Monate danach noch Thema sein. Wir schauen zurück auf den Waldbrand am Brocken und dessen Folgen.

Eine kleine Rauchsäule ist aus Wernigerode zu sehen: Doch für die Feuerwehrleute im Harz ist klar, sie werden in den nächsten Tagen nicht aus den Einsatzklamotten kommen. Das Feuer im September letzten Jahres am Brocken hält von Anfang an den gesamten Landkreis in Atem. Schnell breitet sich durch das trockene Holz der Brand entlang einer Hanglage aus. Für die Feuerwehrleute ist die steile Hanglage mit einem Gefälle von 30 bis 45 Prozent ein Problem. Mit Löschfahrzeugen ist kein Vorankommen. Hilfe kann nur aus der Luft kommen. Polizei und Bundeswehr schicken schwere Hubschrauber, um zu helfen. Am Ende wird der Einsatz über 300 Feuerwehrleute, sieben Hubschrauber und zwei Löschflugzeuge aus Italien fast eine Woche binden.

Die Brandursache

Es war nicht der erste Brand am Brocken, denn schon einige Wochen zuvor hatte die Feuerwehr mit ähnlichen Problemen an einem anderen Punkt am Brocken zu kämpfen gehabt. Auch hier half man sich mit Hubschraubern aus der Luft und der Einsatz lief ebenfalls über Tage hinweg. Schaut man weiter zurück, fällt immer wieder ein Zusammenhang auf: Die Brände entstehen häufig entlang der Strecke der Harzer Schmalspurbahnen. Dies bestätigen auch Karten des Nationalparks Harz, die über Kleine Anfragen an den Landtag im Nachgang der Brände zutage traten. Mehrere 100 Mal brannte es seit den 1990ern entlang der Strecke.

Das Unternehmen sieht trotzdem auf Nachfrage keinen Zusammenhang. Trotzdem wird zusammen mit dem Landkreis und der Feuerwehr bereits nach dem ersten Brand im Sommer 2022 vereinbart: Ab Waldbrandstufe fünf fährt keine Dampflok mehr auf den Brocken. Doch der Brand im September entstand bereits bei Waldbrandstufe vier. Abschließend wurde die Brandursache nicht geklärt.

Totholz als Brandbeschleuniger

Wie Zunder brennt das Totholz, sagen Feuerwehrleute während des Einsatzes im Brandsommer 2022, doch diese These der Brandexperten ist auf der Seite des Nationalparks Harz nicht unumstritten. Seit Jahren streitet man hier um eine mögliche Beräumung des Waldes. Der Park argumentiert, dass der Wald so unberührt wie möglich erhalten werden muss, um sich von den Umweltschäden durch Borkenkäfer und Klimawandel zu erholen.

Die Feuerwehr hingegen sagt: Das Holz muss als Brandquelle aus dem Wald geschafft werden, auch um eine Befahrung im Ernstfall zu erleichtern. Die großen Fahrzeuge der Feuerwehr kommen nicht mehr durch den Nationalpark, weil Bäume den Weg versperren. Feuerwehr, Landkreis und Nationalpark einigten sich zwar auf eine Räumung von möglichen Zufahrtswegen. Eine Klage von Naturschutzbund und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stoppte zunächst jedoch die Räumung. Jetzt müssen umfangreiche Pläne zu den geplanten Maßnahmen 2023 und 2024 vorgelegt werden. Die Rettungswege sollen nun weiter optimiert werden und ebenfalls wurden Sensoren im Wald verteilt, die frühzeitig Brände erkennen sollen.

Wie viel Wald brannte am Ende?

Die Feuerwehr im Harz korrigierte kontinuierlich die Fläche des Brandes nach oben: von 37 Hektar beginnend wuchs der Brand nach Angaben der Feuerwehr auf über 160 Hektar an. Der Katastrophenfall wurde ausgerufen. Gerade durch das Ausmaß des Brandes wurden umfangreiche Hilfsangebote unterbreitet, bis zum Einsatz der italienischen Löschflugzeuge. Am Ende kam es genau über diesen Einsatz und die entstanden Kosten zum Streit. Während der Landkreis mit Drohnen und Satellitenfotos bei der Größe des Brandes blieb, errechnete der Nationalpark durch eine Begehung des Brandgebietes gerade einmal 12 Hektar betroffene Fläche. Nationalpark Chef Roland Pietsch warf im Zug der neuen Zahlen Lokalpolitikern vor, Öl ins Feuer zu gießen. "Mal wieder lagen die Angaben der vom Brand betroffenen Fläche um ein Vielfaches über der tatsächlichen Größe", so Pietsch in seiner Pressemitteilung.

Wenigeröder Erklärung als Grundlage für Brandschutz

Der Landkreis gibt an: Der Katastrophenfall hat 1,9 Millionen Euro Kosten verursacht. Damit zukünftig weniger in die Bekämpfung der Brände gesteckt werden muss, trafen sich bereits Ende September 2022 alle am Brandgeschehen beteiligten Gruppen wie Feuerwehr, Landkreis und Nationalpark sowie Vertreter des Landes, um in der Wenigeröder Erklärung Maßnahmen zu verabschieden, die zukünftig Brände verhindern sollen.

Neben der Beräumung des Totholzes war auch die Einschränkung des Fahrbetriebs und die Umrüstung der HSB-Züge im Gespräch. Die Züge sollen zukünftig eine Löscheinrichtung mit sich führen und auch die Strecken sollten noch einmal auf mögliche Brandherde untersucht werden. 1,5 Millionen Euro würden die Maßnahmen kosten. Außerdem beschloss der Landkreis, ein eigenes Löschflugzeug anzumieten. Dieses ist nun seit Anfang des Jahres einsatzbereit und konnte nicht nur im Harz schon erste erfolgreiche Flüge absolvieren.

Kritik kommt jedoch auch aus dem Landkreis: Das Land hatte umfangreiche finanzielle Unterstützung für die angefallenen Kosten versprochen. Dazu sagt Landrat Thomas Balcerowski MDR SACHSEN-ANHALT: "Bis heute haben wir davon keinen Euro gesehen."

MDR (Lars Frohmüller)

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. August 2023 | 12:00 Uhr