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Engel und Bergmann der Berliner Künstlerin Christina Doll, die das erzgebirgische Motiv neu interpretiert hat. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

KulturhauptstadtAnnaberg-Buchholz: Engel und Bergmann im Zeichen der Inklusion

28. Mai 2024, 16:05 Uhr

Der "Purple Path" ist ein Kunst- und Skulpturenweg, der die künftige Kulturhauptstadt Chemnitz mit 38 Kommunen im Erzgebirge verbindet. In Annaberg-Buchholz ist am Mittwoch ein besonderes Skulpturenpaar von Bergmann und Engel enthüllt worden. Das Gesicht des Engels trägt Züge einer jungen Schauspielerin mit Downsyndrom, Vorlage für den Bergmann war das Foto eines Wismut-Kumpels. Das Kunstwerk soll zukünftig im gerade entstehenden Inklusionshotel in Annaberg-Buchholz gezeigt werden.

In Annaberg-Buchholz sind am "Purple Path" zwei Skulpturen, die Engel und Bergmann darstellen, präsentiert worden. Das wäre an sich nichts Besonderes, denn in vielen der 38 Gemeinden, die sich im Chemnitzer Kulturhauptstadtjahr 2025 dem Skulpturenweg angeschlossen haben, stehen bereits neue Kunstwerke.

Besonders am Annaberger Figurenpaar ist die Tatsache, dass die Berliner Künstlerin Christina Doll das erzgebirgische Thema vom Engel und Bergmann neu interpretiert hat. "Ein Foto von einem Wismut-Kumpel, das ich gesehen habe, hat mich sehr berührt", sagt Doll.

Christina Doll, zu deren Vorfahren auch ein Bergmann gehört, hat sich für ihre Bergmannsfigur vom Bild eines Wismut-Kumpels inspirieren lassen. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

"Ein junger Mann, der mit nacktem Oberkörper gearbeitet hat - das hat mich inspiriert, das Motiv neu zu interpretieren, weil es ein Bild für die Verletzbarkeit des Menschen ist." Der verletzliche Bergmann sei auf die Kraft des Engels angewiesen. "Auch mein Engel folgt keiner klassischen Ikonografie. Er ist nicht prächtig und hat keine Flügel, sondern kommt auch aus unserer Mitte."

Ihre Engelsfigur trägt die Züge einer jungen Schauspielerin mit Downsyndrom. Christina Doll hatte sie bei einem anderen Kunstprojekt kennengelernt. "Was mich fasziniert hat im Umgang mit den jungen Menschen mit Beeinträchtigung, war, dass die Gottesebenbildlichkeit in jedem Menschen leuchtet. In jedem." Daher sei gerade dieser junge Engel mit Handicap für sie ein sehr guter Engel.

Christina DollDie 1972 in Köln geborene Künstlerin studierte in Düsseldorf Philosophie und Kunst. Nach einem Studienaufenthalt in Namibia arbeitete sie in den Niederlanden, Frankreich und im sächsischen Meißen.
Die Künstlerin arbeitet mit Porzellan, Glas, Keramik und Beton. Sie stellte unter anderem in Delft, Berlin, Lingen, Beijng, Hamburg und Frankfurt am Main aus.
Christina Doll lebt und arbeitet in Berlin und Köln.

Noch steht das Skulpturenpaar provisorisch auf einer Baustelle. Nach Fertigstellung des Inklusionshotels soll es dort dauerhaft zu sehen sein. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Skulpturen finden Heimat im Inklusionshotel

Noch ist die Figurengruppe nicht ganz angekommen, denn ihr künftiger Standort, ein Inklusionshotel in der Bergstadt, ist noch im Bau, sagt Katja Seifert, die Vorsitzende des Vereins "Anna + Sascha". "Wir sanieren hier seit fast zehn Jahren das alte Turmhaus in Annaberg-Buchholz zu einem Inklusionshotel. Wir möchten, dass hier Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten."

Katja Seifert, Vorsitzende des Vereins "Anna + Sascha", hofft, bis zum kommenden Jahr mit dem Ausbau des Inklusionshotels in Annaberg-Buchholz fertig zu sein. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Das Haus solle weitgehend barrierefrei gestaltet werden, damit auch Menschen mit allen Arten von Beeinträchtigungen das Haus nutzen könnten, sagt Seifert. "So Gott will, unser Geld reicht und unser Bau weiter gedeiht, wird Anfang 2025 die Eröffnung sein." Dann könnten dort auch die Besucher des "Purple Path" empfangen werden.

Barbara Klepsch: Wir brauchen Menschen, die sich für andere engagieren

Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) zollte zur Enthüllung des Figurenpaars auf der Baustelle des künftigen Inklusionshotels dem Engagement des Vereins großen Respekt. "Ich finde gar nicht die richtigen Worte, um meinen tiefen Respekt und die Anerkennung auszudrücken vor der Leistung des Vereins 'Anna + Sascha'."

Kulturministerin Barbara Klepsch lobte mit großem Respekt das bürgerliche Engagement des Vereins "Anna + Sascha". Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Aus dem historisch wertvollen Objekt mache der Verein ein Hotel, das für jeden zugänglich sein werde. "Genau das brauchen wir als Gesellschaft. Wir brauchen Menschen, die sich für andere engagieren", sagte Klepsch. "Wenn wir in Annaberg-Buchholz einen Ort haben, der so barrierefrei ist, mit Engel und Bergmann auch symbolisch als Schutz und Verbindung zur Tradition steht, dann ist das aus meiner Sicht eine tolle Botschaft, die von Annaberg-Buchholz ausgeht."

Anfang 2025 soll das Inklusionshotel in der Annaberg-Buchholzer Innenstadt eröffnet werden. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

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MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 22. Mai 2024 | 08:30 Uhr

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