SportCornhole in Olbernhau: Das Eckige muss ins Runde
Wenn ich China ein Sack Reis umfällt, dann interessiert das sprichwörtlich niemanden. Wenn in Olbernhau mit kleinen Säckchen auf ein Brett mit Loch geworfen wird, dann interessiert das viele. "Cornhole" heißt der Sport.
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Olbernhau, Freitag, 20 Uhr. Es ist nicht viel los in der Erzgebirgsstadt um diese Zeit. Außer in der Turnhalle an der Goethestraße. An diesem Abend sind es 30 Frauen, Männer und Kinder verschiedenen Alters, die kleine Säckchen durch die Halle auf Bretter an der gegenüberliegenden Seite werfen.
Improvisieren am Anfang: Handgenähte Bags landeten wie Sofakissen
Der Chef des der Abteilung "Cornhole" des Vereins "KSV Delirium", Wolfgang Geitner, freut sich über die vielen Spieler. "Wir haben vor drei Jahren mit vielleicht zehn Leuten aus der Verwandschaft und mit Freunden begonnen, Cornhole zu spielen", erzählt er. "Zuerst war alles Eigenbau." Die Boards habe er selbst gebaut, auch die Bags waren handgenäht und mit Mais gefüllt. "Und wir haben jede Menge Fehler gemacht und die Bags irgendwie geworfen. Die landeten wie Sofakissen", lacht er.
Youtube und der Kontakt zu Nürnberger Spielern mit mehr Erfahrung hätte dann die nötige Professionalität gebracht. "Die Mais-Kissen haben ausgedient. Wir benutzen jetzt professionelle Bags, die mit Granulat gefüllt sind und spezielle Oberflächen haben."
Richtig großen Zuspruch habe Cornhole in Olbernhau seit dem Sommer, als der Verein ein eigenes großes Turnier in der Saigerhütte veranstaltet hat. "Seitdem kommen immer mehr zu unserem Training am Freitag."
CornholeDie Herkunft des Spiels liegt im Dunkeln. Indianer des Blackhawk-Stammes sollen ein solches Spiel im US-Staat Illinois gespielt haben. In den 90-er Jahren wurde das Spiel in den USA wiederentdeckt, wo es mittlerweile den Sprung vom Freizeit- zum Profisport geschafft hat. Auch in Deutschland gibt es zunehmend mehr Vereine, in denen Cornhole aktiv gespielt wird.Quelle: cornhole.de
Mehr als "nur" Sport: Cornhole als Gentleman-Sport
Den Erfolg von Cornhole sieht Geitner auch in einer anderen Komponente. "Erstens kann jeder spielen. Alt, jung, dick oder dünn, Menschen mit Handicap, Mann, Frau oder Kind - wir hatten sogar schon Anfragen aus der Tagespflege zur Beschäftigung der älteren Menschen."
Zweitens seien die Cornhole-Spielerinnen und -spieler auch wie eine große Familie. "Wir kennen uns eigentlich alle. Nicht nur hier, sondern auch überregional." Und bei Wettkämpfen könne es dann auch vorkommen, dass man mit dem amtierenden Weltmeister zusammenspiele. "Ungeschriebenes Gesetz ist es, dass der bessere Spieler dir seine Technik zeigt." Cornhole sei damit ein wahrer Gentleman-Sport.
Klare Regeln: Das Eckige muss ins Runde
Die Cornhole-Regeln sind einfach. Gespielt wird in Zweierteams, die sich jeweils neben den Cornhole-Boards aufhalten und im Wechsel mit ihren Wurfsäckchen (Bags) auf das gegenüberliegende Brett werfen. Ein Treffer auf das Brett bringt einen, ins Loch drei Punkte. Bags, die danebengehen oder den Boden berühren, bringen null Punkte.
Gespielt wird in Sätzen zu 21 Punkten. Das Team, das zuerst zwei Sätze für sich entscheiden kann, ist Sieger. Die Maße der Boards haben in der international anerkannten Variante die Abmessungen von 120 mal 60 Zentimetern.
Ein Olbernhauer in New York
Eingeschleppt hat das Cornhole-Fieber Hendrik Kranz von einem USA-Aufenthalt. Er hat die Olbernhauer Sportfreunde infiziert und den Stein ins Rollen - oder besser - die Bags zum Fliegen gebracht.
Mittlerweile hat er einen eigenen Verein gegründet, der aber keine Konkurrenz zu den Olbernhauern sein will. "Das hat nur etwas mit der Entfernung zu tun, weil mehrere von uns in Chemnitz wohnen", sagt Kranz. "Wir trainieren auch zusammen, wenn es die Zeit zulässt."
Hendrik Kranz war es auch, der die "ACL German Open 2024" nach Zwickau geholt hat - die erste Austragung im Osten Deutschlands. Vom 3. bis 5. Mai 2024 spielen die Olbernhauer und Chemnitzer sicher wieder gemeinsam mit Weltmeistern. Denn das macht Cornhole als Sportart so besonders: Das Miteinander steht im Vordergrund.