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So oder so ähnlich waren viele Plattenbau-Wohnungen eingerichtet. Das war damals modern und entsprach dem Zeitgeist. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

OstalgieMuseum in Auerbach richtet DDR-Neubauwohnung ein

21. August 2022, 07:00 Uhr

Individualität war in der DDR nicht sonderlich gefragt. Die Planwirtschaft hatte nur ein beschränktes Sortiment fürs Leben bereitgestellt - auch bei Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen. Was so typisch in DDR-Wohnungen stand, das zeigt jetzt das Museum im vogtländischen Auerbach. Es gibt viel Ostalgie zu sehen, die ein Genossenschafter zusammengetragen hat.

Drei Zimmer, Küche, Bad, Fernheizung, Warmwasser und vielleicht sogar einen Balkon: Eine Neubauwohnung war zu DDR-Zeiten echter Luxus und von vielen heiß begehrt. Um jungen Menschen zu zeigen, wie ihre Eltern und Großeltern in der "Platte" lebten, hat sich das Museum der Stadt Auerbach im Vogtland was einfallen lassen. Hier wird derzeit eine Plattenbauwohnung nahezu originalgetreu nachgebaut. Ein privater Sammler hat dafür seinen schier unfassbaren Fundus zur Verfügung gestellt.

Blaue Stunde im Badezimmer

Die Schrankwand Marke "Carat" glänzt, inklusive der im Regal drapierten Sammeltassen. Auf dem Tisch liegt eine Schallplatte von Frank Schöbel, gegenüber in der Ecke steht ein RFT-Kassettenrekorder – seit zwei Monaten verwandelt sich die oberste Etage des Auerbacher Museums Stück für Stück in eine DDR-Neubauwohnung, erzählt Stadtsprecher Hagen Hartwig.

Entstanden sind Wohnzimmer mit Essecke, eine komplett eingerichtete Küche, ein Kinderzimmer und ein Bad  – mit original DDR-Tapete und blauer Sanitärkeramik. Hartwig: "Dieses Bad ist wirklich ein Highlight. Das stimmt auch eins zu eins in den Größenverhältnissen wie die Wohnungen mit den Bädern in unserem Neubaugebiete und in vielen anderen Städten der DDR ausgesehen haben."

Früherer Genossenschaftschef sammelt DDR-Objekte

Möglich wurde die Ausstellung durch die Sammelleidenschaft von Roland Schmidt. Der ehemalige Chef der Auerbacher Wohnungsgenossenschaft trägt seit der Wende alles zusammen, was ihm zur DDR in die Finger kommt. Er erinnert sich: "Es ging mit Möbeln los – über Bücher und dergleichen – immer mit dem Fokus auf den 1980er-Jahren." Er selbst sei damals in einen solchen Wohnblock eingezogen und wolle dokumentieren, wie die Mieter damals eingerichtet waren.

DDR druckt Kalender für 1991

Seine Stücke hat Schmidt geschenkt bekommen oder auf dem Flohmarkt gefunden. Etliche Objekte rettet er aus leerstehenden Wohnungen vor dem Müll. Das, was nun im Museum gezeigt werde, sei die Sahne auf der Torte, sagt der Rentner. "Es sind also alles Austellungstücke, die sogenannte Vitamin-B-Ware." Es sind also Dinge, die es nur mit Beziehung unterm Ladentisch hervor gab. Dazu gehören etwa Retrolampen oder Bücher, die nur in geringer Auflage auf den Markt kamen.

Manch eine der Dauerleihgaben hat es auch nie in den Handel geschafft, weil sie vorher von der Zeit überholt worden waren. So hatte die DDR schon 1989 Kalender für 1991 gedruckt - mit Feiertagen, die es dann nicht mehr geben sollte.

Zielgruppe: Publikum von Jung bis Alt

In gut einem Monat soll die neue Dauerausstellung eröffnen. Das Museum wolle damit ein breites Publikum anlocken – auch um ein Stück Geschichte am Leben zu erhalten, sagt Stadtsprecher Hartwig. "Das wird vielen, die die DDR noch bewusst erlebt haben, sehr ans Herz gehen - die sich also daran erinnern - und diese Erinnerungen an die jüngere Generation weitergeben." 

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 18. August 2022 | 14:40 Uhr

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