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Spiel & SpaßIm Paddelboot von Riesa nach Mühlberg auf der Elbe gleiten

24. August 2022, 18:00 Uhr

Solang noch genug Wasser die Elbe hinunter fließt, bietet der Fluss eine hervorragende Gelegenheit, sich an heißen Sommertagen einfach mal treiben zu lassen. Die MDR SACHSEN-Reporter Benjamin Jakob und Katharina Pritzkow nehmen Sie mit auf eine kleine Paddeltour. Und nein: Es geht nicht durch die Sächsische Schweiz. Das macht ja fast jeder.

Der Tag beginnt für meinen Geschmack deutlich zu früh zwischen sechs und sieben. Der Plan für heute ist simpel: In Riesa wollen wir unser kleines Paddelboot ins Wasser lassen. Von da aus soll es auf einem etwas unbekannteren Teil der Elbe bis nach Mühlberg kurz hinter der brandenburgischen Grenze gehen. Eine kleine Tour auf einem Stück des Flusses, auf dem dieser noch sehr ursprünglich vor sich hin mäandert.

Mit dem frühen Start wollen wir ein bisschen der Hitze entgehen. Mehr als 30 Grad Celsius sind für heute angesagt, nicht das beste Paddelwetter, aber besser als Sturm und Regen. Der Kaffee am sanft dahin rauschenden Fluss im Licht der aufgehenden Sonne entschädigt aber etwas für die unchristliche Zeit.

Von der Strömung treiben lassen

Es ist heiß an diesem Tag. Die kühle Luft am Fluss weicht schnell der Sommerhitze. Wir setzen das Boot ins Wasser, "Hildegard" heißt es, benannt nach meiner Uroma. Zwischen uns kommen Getränke, Essen (es geht nach Brandenburg) und Wechselsachen. Dann stoßen wir uns ab. Die Strömung der Elbe ist stark. Viel stärker als sie vom Ufer aus wirkt. Das hat den Vorteil, dass man auch mit relativ wenig körperlicher Anstrengung gut voran kommt.

In Riesa treibt uns der Fluss unter den Elbbrücken hindurch, am Hafen vorbei hinaus aus der Stadt. Der Fluss wird breiter, die Häuser und Straßen weichen Feldern und dem ein oder anderen Wäldchen. Es ist sehr idyllisch. Aller paar Meter steht ein Reiher im Wasser und schaut skeptisch auf das Boot, was da vorbeikommt.

Niedrigwasser auf der Elbe

Außer uns ist niemand auf dem Fluss unterwegs. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit, vielleicht aber auch am Niedrigwasser? Der heiße Sommer hat auch der Elbe zugesetzt. Die Pegelstände sind niedrig, der Fluss kaum schiffbar. Sogar die Hungersteine sind weiter flussaufwärts schon zu sehen.

Auf den Feldern am Ufer formt der Wind kleine Staubtornados, die wir im Vorbeifahren aus der Ferne für Waldbrände halten. Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis die Elbe so aussieht wie die Loire oder der Po in Italien in diesem Sommer. Die Spuren von Trockenheit und Klimawandel sind auch jetzt schon deutlich sichtbar.

Unbeeindruckt von meinen Gedanken dreht der Reiher den Kopf und widmet sich weiter seiner Fischsuche. Wir paddeln um die nächste Flussbiegung. Oberhalb des linken Flussufers erhebt sich das Schloss Strehla über den Baumkronen. Derzeit wird es saniert, ein Sturm hat vor einer Weile das Dach abgedeckt. Vom Fluss aus wirkt es trotzdem majestätisch. Vielleicht ist es ja zur nächsten Sommerserie fertig?

Lorenzkirch: Kleiner Ort mit großer Geschichte

Auf der anderen Elbseite liegt Lorenzkirch. Ein kleiner Ort, übrigens Sachsens tiefgelegenstes Dorf. Es ist nicht nur wegen des jahrhundertealten Lorenzmarktes bekannt, zu dem zu DDR-Zeiten bis zu 50.000 Besucher kamen. Am 25. April 1945 stand das Dorf für einen Augenblick im Zentrum des Weltgeschehens.

Kurzer Geschichtsexkurs:

  • In Lorenzkirch trafen in den Mittagsstunden drei Soldaten der US-amerikanischen Kotzebue-Patrouille auf den sowjetischen Oberstleutnant Alexander Gordejew, Kommandeur einer sowjetischen Vorhut. Dieses Treffen ist das erste amerikanischer und sowjetischer Truppen auf deutschem Boden im Laufe des Zweiten Weltkriegs.
  • Weil die Stelle bei Lorenzkirch nach den Gefechten der Vortage mit Soldatenleichen übersät und für heroische Fotoaufnahmen und die historische Bedeutsamkeit nicht passend erschien, brachen die Befehlshaber der Sowjettruppen das Treffen ab und schickten die Amerikaner zurück auf das andere Elbufer nach Strehla.
  • Um Schuldzuweisungen wegen der vielen getöteten Zivilisten zu entgehen, wurde das Treffen in Lorenzkirch nicht protokolliert und nicht veröffentlicht. Heute erinnert ein kleines Denkmal an den geschichtsträchtigen "Elbe-Day".

Rast am Flussufer

Zurück in den Sommer 2022: Wir lassen Strehla, Lorenzkirch und all die anderen kleinen Dörfer entlang des Ufers hinter uns. Das Niedrigwasser hilft, leicht eine Stelle für eine kleine Rast zu finden. Kurz die Beine vertreten, einen oder zwei Schokoriegel essen und weiter geht's.

Leider haben wir ein bisschen Zeitdruck, trotz der Ferien. Denn so schön es ist, das eigene Boot zu Wasser zu lassen - man muss ja wieder zurück kommen. Und Flüsse haben die unangenehme Eigenschaft, immer nur in eine Richtung zu fließen. Deshalb ein Tipp: Wenn Sie die Tour ausprobieren wollen, leihen Sie sich ein Boot inklusive An- und Abtransport. Das bieten die meisten Bootsverleihe an. Oder bestechen Sie Freunde, damit Sie jemand abholt. Ganz wie Sie wollen.

Wir müssen allerdings den Bus in Mühlberg erwischen. Der soll mich zurück zum Auto bringen, damit ich anschließend in Mühlberg das Boot abholen kann. Aber wir liegen gut in der Zeit und biegen vom Fluss ab in den Borschützer See. Die Hitze hat auch diesem idyllischen Stück Wasser zugesetzt. Ein dicker Algenteppich schwimmt an der Oberfläche. Wir paddeln einmal durch den trüben See bis an den gegenüberliegenden Strand. Hier grenzt der See direkt an den alten Elbarm bei Mühlberg. Die Stelle markiert das Ende unserer Tour.

Idyllisches Mühlberg an der Elbe

Jetzt heißt es, das Boot aus dem Wasser zu ziehen und für mich auf zum Busbahnhof. Der liegt zum Glück nicht allzu weit entfernt. Der Weg dahin führt durch die Mühlberger Altstadt, vorbei am Kloster. Das Städtchen wirkt malerisch mit seien verwinkelten Kopfsteinpflastergassen und Handwasserpumpen an jeder Ecke. Ein bisschen in der Zeit stehen geblieben. Und gerade wenn der Sommer allmählich zu Ende geht, ist es vielleicht das, was man sich wünscht: Einmal die Zeit anhalten und sich treiben lassen. Dafür war die Tour perfekt.

Fazit

Die rund zwölf Kilometer lange Strecke von Riesa nach Mühlberg im Paddelboot ist auch für unerfahrene Paddler eine gut geeignete Tour. Die Elbe mit ihrer Strömung lässt einen gut vorankommen. Wer gern länger unterwegs sein möchte, kann die Route flussab- und flussaufwärts verlängern. In fast jeder Stadt entlang der Elbe gibt es Rast- und Zeltplätze für Kanuwanderer. Aber auch für eine Tagestour lohnt sich der Ausflug. Was gibt es Besseres im Sommer als auf dem Wasser zu sein?

Adresse

  • Adresse: Start in Riesa, Parkplatz an der Elbe, 01589 Riesa
  • Ende an der Marina in Mühlberg, Am Hafen 1c, 04931 Mühlberg

Kosten

  • Kostenlos mit eigenem Boot
  • Boote zum Ausleihen beispielsweise beim Riesaer Wassersportverein e.V. (22 Euro am Tag)

Geeignet für

  • Familien mit größeren Kindern
  • Gruppen
  • Einzelpersonen

Barrierefreiheit

  • nicht barrierefrei

Verpflegung

  • Restaurants in Riesa und Mühlberg
  • sonst Selbstversorger

Daran sollte man denken

  • Verkehrsregeln auf Wasserstraßen kennen und beachten, defensiv auf der Bundeswasserstraße Elbe fahren, auf Strömung an Bojen, Pfeilern und Schiffsanlegern achten!
  • Sonnencreme und Sonnenschutz für den Kopf
  • Fahrradhandschuhe zum Paddeln, Schwimmweste

Wenn man schon mal da ist ...

  • ... einen Abend früher anreisen und an der Cocktailbar am Riesaer Elbufer den Abend genießen (Mückenspray einpacken!).

MDR

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