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Ungerecht: Das Lohnniveau zwischen Ost und West ist auch 30 Jahre nach der Wiedervereinung noch unterschiedlich. (Symbolbild) Bildrechte: imago/Ralph Peters

ArbeitsentgeltWeiterhin hoher Niedriglohnanteil bei Vollbeschäftigten in Sachsen

29. April 2021, 08:07 Uhr

von MDR SACHSEN

Sie wurden von der Politik viele Jahre als Standortvorteil angepriesen: Niedrige Löhne. Inzwischen wird zwar mit Fachkräften um Investoren geworben, dennoch ist der Anteil der Beschäftigen mit geringem Einkommen in Sachsen weiter hoch. Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann von den Linken aus Zwickau sagte: "Über 30 Jahre nach der Wende ist Sachsen immer noch Niedriglohnland. Das ist wirklich beschämend für die sächsische Landesregierung und muss sich dringend ändern."

Zimmermann: Jeder dritte Vollbeschäftigte mit Niedriglohn

Die Parlamentarierin und Arbeitsmarktexpertin hat Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet. Demnach sei der Anteil der Niedriglöhne in Sachsen reichlich doppelt so hoch wie in Westdeutschland, teilte Zimmermann mit. Ende 2019 - also noch vor der Corona-Pandemie - arbeitete gut jeder dritte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit einem Vollzeitjob für einen Niedriglohn. Bei 33,5 Prozent lag das Entgelt unterhalb der bundeseinheitlichen Schwelle von 2.267 Euro brutto pro Monat. In absoluten Zahlen waren das 339.869 Beschäftigte. Bundesweit betrug die Quote 18,8 Prozent, in Westdeutschland 16,3 Prozent.

Corona-Krise verschärft die Lage für Niedriglohnempfänger

In Sachsen lag nach Rechechen von Sabine Zimmermann das mittlere Einkommen Ende 2019 bei 2.695 Euro brutto im Monat. Im Westen waren es bei 3.526 Euro brutto, in Ostdeutschland 2.827 Euro.

Wenn die sächsischen Arbeitgeber gute Fachkräfte haben wollen und möchten, dass sächsische Beschäftigte aus dem Westen zurückkehren, geht dies nur mit höheren Löhnen und guten Arbeitsbedingungen.

Sabine Zimmermann | Sozial- und Arbeitsmarktexpertin der Linken

Die Corona-Krise dürfe nicht bedeuten, dass nun Beschäftigte jahrelang auf berechtigte Forderungen verzichten müssen, so Zimmermann. "Zudem wird gerade jetzt den sächsischen Beschäftigten das niedrige Lohnniveau zum Verhängnis, da dadurch das Kurzarbeitergeld zu niedrig ausfällt, um davon leben zu können."

Die Linke fordere daher 90 Prozent des Nettoentgeltes sowie ein Mindest-Kurzarbeitergeld von 1.200 Euro.

Weniger Lohnunterschiede zwischen Frau und Mann im Osten

Medienberichten zufolge blieb die Schere zwischen Ost- und Westlöhnen auch 2020 bestehen. Nach Berichten der Funke-Medien lag der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn für ostdeutsche Beschäftigte im vergangenen Jahr bei 20,28 Euro. Westdeutsche Beschäftigte kamen auf 26,26 Euro. Die Zeitungen berufen sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Am höchsten war der Stundenlohn den Zeitungen zufolge in Hamburg, am niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern.

Besser als der Westen steht der Osten allerdings beim sogenannten Gender-Pay-Gap da. In Westdeutschland verdienten männliche Beschäftigte im vergangenen Jahr im Schnitt pro Stunde 5,38 Euro brutto mehr als Frauen, im Osten betrug der Abstand nur 94 Cent.

Quelle: MDR/lam/dpa

Dieses Thema im Programm des MDRMDR Aktuell - Hörfunk | 29.04.2021 | 07:30 Uhr in den Meldungen

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