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WetterdienstSommer-Bilanz: "Sachsen kam etwas glimpflicher weg"

01. September 2022, 14:00 Uhr

Deutschlandweit gesehen war der Sommer 2022 sehr sonnig, sehr trocken und sehr warm. Die Werte für Sachsen fallen etwas gemäßigter aus. Was war anders als im Rest des Landes? Kann man trotzdem von einem Rekordsommer sprechen? Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst kennt die Antworten.

Frage: Die Werte für Sachsen fallen etwas gemäßigter aus. Kann man trotzdem von einem Rekordsommer sprechen?

Andreas Friedrich: Ja, auf jeden Fall ist es ein Rekordsommer. Wir haben bundesweit so viele Rekorde eingestellt, die ich es als Meteorologe, und ich bin seit 40 Jahren beim Deutschen Wetterdienst (DWD), noch nicht erlebt habe. Ob es jetzt Sonnenschein ist oder Trockenheit in einigen Regionen, es war rekordverdächtig. Das kann man getrost Rekordsommer nennen.

Das kann man getrost Rekordsommer nennen.

Andreas Friedrich | Sprecher des Deutschen Wetterdienstes

Was fällt bei den Werten in Sachsen auf?

Sachsen kam etwas glimpflicher weg. Aber es war auch in Sachsen ein sehr warmer Sommer. Wir haben eine Mitteltemperatur von 19 Grad erreicht. Das ist für den Sommer in Sachsen schon viel. Es ist damit der fünftheißeste Sommer in Sachsen. Der heißeste war in Sachsen 2019 mit 19,9 Grad. Auch beim Sonnenschein war es extrem sonnig in Sachsen mit 790 Stunden Sonnenschein. Beim Niederschlag hat Sachsen noch relativ Glück gehabt. Es gab doch ab und zu mal den ersehnten Regen mit 160 Litern auf den Quadratmeter. Da war es hier deutlich nasser als in anderen Regionen, wie beispielsweise im Westen Deutschlands.

2022 ist der fünftheißeste Sommer in Sachsen.

Andreas Friedrich | Wetterexperte

In Erinnerung bleiben braune Wiesen und viele Waldbrände: Wird das unser Dauerproblem in Sachsen?

Es wird ein Problem, das uns häufiger beschäftigen wird in der Zukunft. Es wäre übertrieben zu sagen, jeder Sommer wird jetzt ein Dürre-Sommer. Wir hatten im letzten Jahr einen normalen Sommer. Wenn wir über Klimaänderungen, Klimaerwärmung oder auch Klimakatastrophe reden, dann sprechen wir immer über 30 Jahre währende Zeiträume. Diese muss man mit vorangegangenen Zeiträumen vergleichen. Dann kann man diese Trends herauslesen.

Als Folge der Klimaerwärmung berechnen diese Modelle, dass es im Sommer zukünftig etwas trockener werden soll in Deutschland. Das heißt, Landregen fehlen und die Sturzregen nehmen zu, die in kurzer Zeit vom Himmel prasseln. Aber die gleichen nicht diesen mittleren Regenwert aus. Das Fazit: Wir müssen uns leider darauf einstellen, dass solche Sommer wie 2022 in Zukunft häufiger auftreten werden. Das ist auf jeden Fall die Botschaft.

Sie sind der Tornado-Experte beim Deutschen Wetterdienst. Erwarten Sie einen stürmischen Herbst?

Das weiß ich weder als Tornado-Beauftragter, noch wissen wir das allgemein. Wir können immer nur für sieben bis zehn Tage genaue Prognosen machen. Längere Prognosen für den ganzen Herbst, wie der abläuft, wann und ob Unwetter und Stürme kommen, das kann kein Meteorologe der Welt sagen.

Das einzige, was wir berechnen können, sind sogenannte Jahreszeitentrends. Für den Herbst ist ein Trend berechnet worden, der besagt, dass es nochmal im Mittel wärmer werden soll, als in den letzten 30 Jahren, ein Grad etwa. Und dass auch eher etwas weniger Regen vom Himmel fallen soll in den nächsten drei Monaten. Irgendwann im Herbst wird sicherlich mal ein Sturm kommen. Diese Herbststürme kommen vor allem Richtung Oktober und November auf. Bei den Tornados ist es noch schwieriger. Da können wir wirklich nur im Minutenbereich vor einem Ereignis warnen. Wir müssen ganz kurz auf unsere Radargeräte gucken und auf Augenzeugenberichte hoffen.

MDR (in, tl)

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 01. September 2022 | 13:00 Uhr