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Dr. Mathias Pletz 2020 bei wissenschaftlichen Untersuchungen zu Corona in Neustadt. Bildrechte: IMAGO / ari

GesundheitssystemJenaer Infektiologe: Je öfter infiziert, desto wahrscheinlicher Long Covid

29. Juli 2022, 11:34 Uhr

Wie geht es nach der Sommerwelle mit Corona weiter? Der Thüringer Infektiologe Mathias Pletz wagt einen Ausblick auf den Herbst - und warnt vor mehr Long-Covid-Fällen.

von MDR THÜRINGEN

Der Jenaer Infektiologe Dr. Mathias Pletz erwartet im kommenden Winter keine Überlastung der Krankenhäuser mit Corona-Patienten. Pletz sagte MDR THÜRINGEN, die Lage werde nicht so dramatisch sein wie in der Vergangenheit. Inzwischen habe jeder entweder eine Impfung erhalten oder eine Infektion durchgemacht.

Untersuchungen wie auch die Neustadt-Studie zeigten, dass die sogenannte T-Zellen-Immunität vor schweren Krankheitsverläufen schütze. Im Herbst werde es daher wahrscheinlich keine vollen Intensivstationen geben.

Long-Covid-Ausfälle im Winter erwartet

Pletz, der am Uniklinikum Jena das Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene leitet, rechnet allerdings damit, dass viele Menschen im Herbst und Winter leicht an Corona erkranken. Diese Menschen müssten dann zu Hause bleiben. Es stelle sich die Frage, wie es dann um die kritische Infrastruktur stehe.

Der Infektiologe befürchtet zudem, dass die Zahl der Menschen mit Long-Covid-Symptomen ansteigt. Noch würden die gesundheitlichen Langzeitfolgen nicht so häufig auftreten wie zunächst angenommen. Aber es gebe auch in Thüringen eine substanzielle Zahl an Patienten, die so schwer erkrankt seien, dass sie nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen könnten. Im Winterhalbjahr könne das tatsächlich zu einem größeren Problem auswachsen, so Pletz.

Zahlen der Krankenkasse DAK-Gesundheit zeigen, dass Krankschreibungen im Job bereits im ersten Halbjahr 2022 stark zugenommen haben. Ein Grund dafür seien nach Angaben der Versicherer auch Corona-Erkrankungen. Demnach stieg die Zahl der Ausfälle wegen Corona auf nun 64 Fehltage je 100 Versicherte - nach zwölf Fehltagen mit Corona-Bezug im ersten Halbjahr 2021.

Impfung senkt Risiko für Long Covid

Nach Angaben von Mathias Pletz zeigen Daten, dass die Wahrscheinlichkeit für Long Covid steigt, je öfter jemand eine Corona-Infektion durchmacht. Pletz ruft daher dazu auf, sich impfen zu lassen. Durch eine Impfung werde das Risiko für Long Covid zwar nicht auf null heruntergefahren, aber in etwa doch halbiert.

Mediziner für Rückkehr zu Maske und Co.

Eine ausgewogene Strategie für den Schutz vor Corona-Infektionen im Winter zu finden, hält der Infektiologe für einen Balanceakt. Man könne sich nicht komplett abschotten, die Infektion dürfe aber auch nicht befeuert werden. Das Tragen einer Maske gerade in vollen Räumen hält Pletz daher weiter für notwendig.

Wichtig sei zudem, dass die Schulen nicht mehr geschlossen würden. Hier könnten intelligente Lüftungskonzepte helfen. Für infizierte Erwachsene sollte die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, erhalten bleiben oder sogar ausgebaut werden, so Pletz.

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MDR (dst), dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 29. Juli 2022 | 07:00 Uhr

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