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30 bis 40 Geflüchtete aus der Ukraine studieren an der Hochschule Schmalkalden. Bildrechte: MDR/ Patricia Geissler

Halbes Jahr nach KriegsbeginnUkrainische Studierende bleiben weiteres Semester an der Hochschule Schmalkalden

04. September 2022, 12:21 Uhr

Knapp 40 Studierende aus der Ukraine sind derzeit an der Hochschule Schmalkalden immatrikuliert. Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn stellt sich für sie die Frage nach einer möglichen Rückkehr.

von Lisa Wudy, MDR THÜRINGEN

Wegen des Krieges in der Ukraine sind zahlreiche Menschen auf der Flucht. Darunter auch Studierende. Allein in Thüringen waren in diesem Sommersemester nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mehr als 200 Menschen aus der Ukraine an Thüringer Hochschulen und Universitäten eingeschrieben.

Die Hochschule Schmalkalden hatte nach Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 15 Ukrainerinnen und Ukrainer kurzfristig aufgenommen. Vor dem beginnenden Herbstsemester sehen sich einige der Studierende jetzt vor der Wahl: Sollen sie trotz der andauernden Kriegssituation in ihr Heimatland zurückkehren oder in Thüringen bleiben?

Flucht aus der Ukraine

Vor fünf Monaten sind Anastasiia Tymoshytska und Mariia Jvanova aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Zu dem Zeitpunkt haben die 19- und 20-jährigen Frauen an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew studiert. Für das Sommersemester konnten sie sich im April kurzfristig für ein Austauschsemester an der Hochschule in Schmalkalden immatrikulieren. Ihr in der Ukraine begonnenes Studium im Bereich Wirtschaft konnten sie somit in Thüringen fortsetzen - und sich in Sicherheit bringen.

Zunächst unwohl gefühlt

Für beide war das keine einfache Entscheidung. Als Anastasiia und Mariia im April in Schmalkalden ankamen, fühlten sie sich zunächst unwohl. Allein in einer fremden Kleinstadt, getrennt von Familie und den Freunden aus der Heimat, in der Krieg herrscht. Beide versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Und das sei ihnen auch gelungen. Denn mittlerweile macht es sogar Spaß. in Thüringen zu sein, sagt Anastasiia.

Sie haben Freunde gefunden und sich in der Kleinstadt eingelebt. Anastasiia möchte sogar noch ein weiteres Semester in Schmalkalden verbringen. Mariia hat dagegen die Entscheidung getroffen, wieder zurück in die Ukraine zu gehen. "Ich denke, ich muss in die Ukraine zurück, denn es ist mein Zuhause und das vermisse ich. Auch wenn dort Krieg ist.", sagt sie.

30 bis 40 Studierende aus der Ukraine

Die in Deutschland erbrachten Leistungen können an der ukrainischen Universität angerechnet werden, erklärt Kevin Rausch. Er arbeitet an der Hochschule in der Mobilitätsverwaltung und kümmert sich um die ukrainischen Studierenden. In verschiedenen Studiengängen können die Studierenden englischsprachige Module belegen. "Wir gehen von einer gewissen Kulanz aus, dass unkompliziert eine Anerkennung der Leistungen möglich sein sollte", sagt Rausch. Letztendlich würden das aber die Universitäten in der Ukraine entscheiden.

An der Hochschule Schmalkalden gibt es insgesamt 30 bis 40 Studierende aus der Ukraine. Etwa die Hälfte sei nach Kriegsbeginn nach Schmalkalden gekommen. Teilweise mit ihren Familien. Die meisten der Ukrainerinnen und Ukrainer wollen auch im kommenden Herbstsemester bleiben, so Rausch.

Strukturen in Thüringen sind jetzt aufgebaut

Nachdem am Anfang des Jahres schnelle Hilfe, kurzfristige Lösungen und großes Engagement nötig waren, sind mittlerweile die Strukturen für die Aufnahme von ukrainischen Studierenden geschaffen, sagt Rausch. "Jetzt gibt es Anlaufstellen, Funktionsadressen und die Finanzierung ist geklärt", erklärt er weiter. Seit dem 1. Juni 2022 gibt es für geflüchtete Studierende aus der Ukraine die Möglichkeit, Ausbildungsförderung durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) zu bekommen.

Wenn sie ihr Studium an ihrer ukrainischen Universität online in Deutschland weiterführen, haben sie allerdings keinen Anspruch darauf. Dann können sie aber finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter bekommen. Das trifft auch für die zu, die als Austausch- oder Gaststudierende eingetragen sind. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) informiert über die Bedingungen für ein Studium in Deutschland und finanzielle Unterstützung auf seiner Internetseite.

Finanzielle Unterstützung durch Studierendenwerk möglich

Über das Studierendenwerk Thüringen können die Ukrainerinnen und Ukrainer finanzielle Unterstützung bis zu 600 Euro pro Monat erhalten. Dieser Antrag kann gestellt werden, wenn durch den Krieg eine finanzielle Notlage entstanden ist, heißt es auf der Internetseite des Studierendeswerkes. Der Antrag kann noch bis Mitte Dezember gestellt werden. Allerdings gilt der Anspruch nur, wenn keine Leistungen über das Asylbewerberleistungsgesetz, Jobcenter (SGB II) oder Bafög bezogen werden.

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MDR (nis)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 03. September 2022 | 12:00 Uhr

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